Letztens habe ich euch die Frage beantwortet, was seit unserem Aufbruch besser oder schlechter als erwartet läuft.
Bisher kann ich sagen: Es funktioniert – meistens – alles bestens.
Kleine Pannen und Probleme gehören zum Alltag dazu, egal ob beim mobilen oder dem ortsgebundenen.
Allerdings gibt es ein paar Punkte, die mir in den letzten Monaten sehr bewusst geworden sind.
Fünf Dinge, die ich beim Reisen gelernt habe
1. Sei offen für Neues
Ein Grund, weshalb wir uns für diesen Lebensstil entschieden haben, ist dieser hier: Wir möchten unseren Horizont erweitern.
Es geht mir nicht bloß darum, in einem sonnigeren Land zu sein. Ich möchte auch etwas von den Menschen, ihrem Alltag und ihrer Kultur mitbekommen.
Das fängt schon bei Kleinigkeiten wie dem Einkaufen an.
Bleibe ich bei dem, was ich aus Deutschland kenne oder probiere ich auch einheimische Lebensmittel und Gerichte aus?
Es kann sein, dass sie mir nicht schmecken, das weiß ich aber erst hinterher.
Vielleicht entdecke ich auch eine superleckere Spezialität, die ich nicht mehr missen möchte?
Oder der aufregende Ausritt.
Wie ist es, mit jemandem einen Unternehmung zu machen, der nur Spanisch spricht? Bekommen wir das mit der Verständigung hin?
Ich kann es nur herausfinden, indem ich es ausprobiere!
Was soll schon passieren?
Vielleicht mache ich beim Sprechen Fehler, bestimmt sogar, vielleicht muss der Guide langsamer reden.
Alles keine Probleme, die sich nicht lösen lassen.
Um mehr von der spanischen Mentalität mitzubekommen, muss ich mich auf das Land einlassen.
Und dieser Ausritt hat mal wieder bewiesen: Es ist ganz einfach!
Was ich alles an Spanien liebe, verrate ich übrigens hier.
Oder die Begegnung mit Ali
Ein fremder Mann, der abends einfach an unseren Bus klopft, weil er sich nach ein bisschen Kontakt sehnt.
Durch Ali habe ich nicht nur neue spanische Wörter gelernt, sondern auch mehr über mich erfahren.
Offen für Neues zu sein, bedeutet nicht, sich wie ein Fähnchen im Wind zu verhalten.
Für mich heißt es vielmehr, meine Ansichten, Meinungen und Denkweisen zu hinterfragen und um neue Erfahrungen zu erweitern.
2. Hilfe …
Ich gebe zu: Um Hilfe zu bitten, fällt mir manchmal schwer.
Beim Leben im Wohnmobil kann es aber Probleme geben, die sich mit Unterstützung von anderen viel leichter lösen lassen.
Neulich hatten wir zum Beispiel das Gefühl, dass eine Bremse am Horst schleift.
Da fiel mir ein Facebook-Kontakt ein, den ich bisher nur virtuell kannte. Er hatte mir angeboten, dass wir uns gerne bei ihm melden können, wenn wir mal seine Hilfe bräuchten.
Genau das haben wir getan und was soll ich sagen?
Eine Stunde später stand Klaus bei uns auf dem Stellplatz und hat sich die Bremsen angesehen. Danach gab es noch ein gemeinsames Bier und eine nette Unterhaltung – super!
Oder Andreas von aventurelchorro, der selber ein großer Tierfreund ist.
Er hat sofort zugestimmt als ich ihn gefragt habe, ob wir eine Lieferung Hundefutter zu ihm schicken lassen dürfen.
Aber auch Enrique aus Kantabrien zögert nicht lange, als wir Hilfe brauchen.
Horsts Wasserpumpe ist defekt und wir brauchen eine Anschrift, zu der wir das Ersatzteil liefern lassen können. Enrique erklärt sich sofort dazu bereit und gibt uns dazu noch Insidertipps zu Kantabrien.
Was ich gerade ganz intensiv lerne?
Nicht nur derjenige, der Hilfe bekommt, hat etwas davon, sondern auch der Gebende.
Es ist nämlich ein schönes Gefühl, jemandem unter die Arme greifen zu können, oder nicht?
Deshalb helfen wir auch gerne und sind für andere da:
- für den Anhalter am Straßenrand,
- für das Pärchen, das beim Bäcker kein Brot mehr bekommen hat und dem wir eines abgeben,
- für den 80 jährigen Camper, dem wir sein vermeintlich defektes Internet reparieren.
3. Mach das Beste draus
Unser mobiles Leben bringt immer wieder Überraschungen mit sich.
- Der geplante Klettertag fällt wegen Regens ins Wasser.
- Die neue SIM-Karte geht plötzlich kaputt.
- Wegen eines Sturms können wir die Sat-Schüssel nicht aufbauen.
Hier ist Flexibilität gefragt.
Je mehr ich mich gegen solche Situationen auflehne, umso mehr Druck und Hilflosigkeit erzeuge ich.
Ja, es gibt Momente, in denen ich mich ärgere und rumschimpfe wie ein Rumpelstilzchen.
Und wozu?
Um am Ende festzustellen, dass mich das keinen Schritt weitergebracht hat. Es regnet weiter, die Sim-Karte bleibt defekt, der Sturm braust noch immer.
Was bleibt mir anderes übrig, als das Beste aus der Situation zu machen und mich in Gelassenheit zu üben?
Ebenfalls neu etabliert hat sich unser Mitternachts-Frühstück.
Wenn wir beide mal nicht schlafen können, dann stehen wir einfach auf und machen Frühstück!
Unser frühestes Frühstück lag neulich bei 3.40 Uhr – warum auch nicht?
4. Nichts bleibt, wie es ist
Loslassen zu können, ist befreiend.
Was in der Theorie einleuchtend klingt, ist in der Realität ziemlich schwer: Dinge oder Personen loszulassen, die man mag
Wie oft haben wir auf der Reise schon Menschen getroffen, mit denen wir eine super Zeit verbracht haben.
Irgendwann trennen sich dann die Wege und es heißt, Abschied zu nehmen. Ob für immer oder nur für eine Weile, das weiß man nie genau.
Manchmal ergibt es sich noch nicht einmal, Adios zu sagen.
Menschen treten in unser Leben und sie gehen wieder.
Durch die vielen Ortswechsel haben wir eine höhere Taktung an neuen Eindrücke und Kontakten. Deshalb werden wir auch häufiger mit dem Loslassen und Abschiednehmen konfrontiert.
Wir verlassen schließlich auch Orte, an denen wir uns wohlfühlen.
Dann heißt es, dankbar für die schöne Zeit zu sein, die wir dort verbracht haben.
So wie hier, als wir an einem einsamen See gestanden haben.
5. Kreativ sein und Lösungen finden
“Wir brauchen für die Tür einen Abstandhalter”
Klar, dass wir genau den gerade nicht haben, also muss eine andere Lösung her.
Jetzt übernimmt ein Kronkorken diese Aufgabe und meistert sie mit Bravour.
“Ich finde einfach keinen Obstkorb, der in den Schrank passt.”
Dann gibt es eben keinen Obstkorb, dafür einen Frittiereinsatz. Passt haargenau und erfüllt den gleichen Zweck.
Oft sind es nur Kleinigkeiten, die ein Problem verursachen und trotzdem geht es am Ende um eines: Wir brauchen eine Lösung!
Manchmal ist es anstrengend und dennoch ein gutes Training.
Anstatt lange über ein Problem zu jammern und zu schimpfen, packen wir es lieber pragmatisch an.
Der wichtigste Punkt zum Schluss
Im Grunde wissen wir diese Sachen doch alle, aber irgendwie geraten sie gerne in Vergessenheit.
Einen Punkt habe ich bisher aber noch gar nicht erwähnt.
Einer, der über alle Ländergrenzen hinweg gilt: Everyone smiles in the same language.
Lächeln macht glücklich – dich und andere – überall auf der Welt.
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Liebe Nima,
Schöner Artikel. Das mit dem frühen Frühstück kann ich als Nachteule zwar nicht nachvollziehen, den Rest aber schon. 😉
Das mit dem Lächeln ist wahr. Ich merke das selbst immer wieder, wenn ich z.B. beruflich in Wien bin und alle in der Ubahn mich griesgrämig ansehen. Ich versuche immer wieder einzelne Leute anzulächeln und es funktioniert. Oft sehen sie danach nicht mehr ganz so griesgrämig drein. Irgendwie schön!
Lg
Dani
Hey Dani,
du solltest mal mein Gesicht sehen, wenn Steve mich mitten in der Nacht fragt: Sollen wir frühstücken? Beim ersten Mal dachte ich noch, das sei ein Scherz, aber inzwischen weiß ich: Der meint das ernst 🙂
Das mit dem Lächeln in der U-Bahn finde ich super! Schließlich könntest du dich ja auch umgekehrt von den Griesgrämigen anstecken lassen … keep smiling 🙂
Liebe Grüße
Nima
Das Leben ist zu kurz für so einiges: und da gehört griesgrämig sein dazu (und schlechtes Essen).
Also immer dem Leben entgegengrinsen, meistens kommt was positives zurück! 😀
Lg
Dani