Kein alltäglicher Wahnsinn - unser Leben im Horst

Kein alltäglicher Wahnsinn – unser Leben im Horst

“Der Bus stand doch neulich schon in Siurana?  Da haben die auch wildgecampt”

Diesen Satz höre ich zufällig durch das geöffnete Fenster als ich gerade koche.
Wir sind in Albarracín und hier trifft man Leute von überall. So auch dieses Pärchen aus München, das einen dreimonatigen Roadtrip durch Spanien macht.

Albarracín beeindruckt durch eine wunderschöne Landschaft!
Albarracín beeindruckt durch eine wunderschöne Landschaft!

Der rote Horst

Unser roter Horst wird immer bekannter – online und offline – und lässt uns dagegen blass aussehen.
Oft passiert es, dass uns Kinder im Vorbeifahren zuwinken oder Leute uns auf einem Supermarktparkplatz sagen, wie hübsch unser Bus aussieht.

Obwohl Steve sich im Vorfeld mit Händen und Füßen gegen ein rotes Auto gewehrt hat, hat Horst am Ende mit seinen Vorzügen überzeugt.
Mittlerweile mögen wir beide auch seine dezente Farbe, die irgendwie ja auch gut zu Spanien passt.

Ausflug in die Stadt
Das feuerrote Horst-Mobil

Alltag im Wohnmobil

In eurem Feedback zu meinem Artikel “Aufhören, pausieren oder weitermachen” habt ihr euch mehr Infos zu unserem Leben im Horst gewünscht.

  • Mit welchen Schwierigkeiten habt ihr im Alltag zu kämpfen?
  • Wie sieht euer Leben auf so engem Raum aus?
  • Wie bringt ihr die ganzen Dinge im Bus unter?
  • Wie wirkt sich der wenige Platz auf euer Zusammenleben aus?
  • Wie ist es, wenn ihr unterwegs mal krank seid?
  • Wie geht es den Hunden?

Viele Fragen, auf die ich viele Antworten habe.
Am besten fange ich mal mit ein paar alltäglichen Dingen an.

“Wohin kommt das?”

Obwohl uns Horst im Vorfeld fast zu groß erschien, sind wir jetzt froh über seine Ausmaße.
All das haben wir dabei und dennoch freien Stauraum:

  • zwei Crashpads für das Bouldern
  • zwei Mountainbikes
  • das ganze Kletterzubehör
  • die Sat-Schüssel
  • Haushaltskram wie Töpfe, Geschirr, usw.
  • Kleidung und Schuhe
  • Bettwäsche und Handtücher
  • 2 Laptops
  • Unmengen an technischem Kram, den Steve benötigt und dessen Verwendungzweck mir ein Rätsel ist.
  • Bücher und zwei Spiele
  • Taschen/Rucksäcke
  • Eine große Box mit Drogerieartikeln und ein paar Medikamenten
  • Getränke und Lebensmittelvorräte
  • Einen 15kg Sack Hundefutter
  • Werkzeug und diversen Kleinkram

In Deutschland habe ich ca. alle drei Tage frisches Obst und Gemüse eingekauft.
Das läuft nun anders, denn wir möchten so lange wie möglich autark stehen.

Deshalb machen wir einmal in der Woche einen Großeinkauf.
Da landet alles im Einkaufswagen, was wir brauchen. Und auch das, was wir nicht brauchen, aber was wir gerne mögen.

  • Getränke wie Wasser, Saft, Milch und manchmal auch Bier.
  • Nudeln, Reis, Kartoffeln, Couscous, Tortellini, Haferflocken.
  • Mehl und Brotbackmischungen.
  • Obst, Gemüse, Butter, Käse, Alioli.
  • Schokolade – die darf auf keinen Fall fehlen!

Inzwischen sind wir beim Einräumen ein eingespieltes Team und so verschwinden die Sachen schnell an ihrem Platz. Manchmal auch schon vorher in unseren hungrigen Mägen …

Das Wasser wird knapp

Nach ungefähr sechs Tagen werden nicht nur die frischen Lebensmittel knapp, sondern auch die Wassertanks leer.
Die 120 Liter reichen fürs Spülen, Waschen, Kochen, Kaffeekochen und für die Versorgung der Hunde.
Unsere Trenntoilette benötigt zum Glück kein Wasser.

Der Wassertank
Einer von zwei Wassertanks.

Beim Spülen habe ich gelernt, mit wenig Wasser auszukommen und brauche dafür täglich maximal fünf Liter.
Damit das funktioniert, heißt es direkt nach jedem Essen: Ran ans Becken und spülen, bevor es verkrustet!

Nicht das Spül-, sondern unser Waschbecken im Bad.
Nicht das Spül-, sondern unser Waschbecken im Bad.

Nachdem ich letzte Woche beim Friseur mindestens zehn Zentimeter Haare gelassen habe, fällt jetzt auch beim Haarewaschen weniger Wasser an. Mit drei bis vier Litern komme ich locker hin.
Allerdings war das mit den Haaren so nicht geplant:
Die Friseurin hatte einfach andere Vorstellungen als ich von “die Spitzen drei Zentimeter schneiden”.

Was für ein Hundeleben

Und dann sind da noch unsere drei Racker Luna, Jule und Merle.
Die beiden Senioren haben ihren festen Platz unterm Tisch. Merle liegt am liebsten im Fahrerbereich.

Eng aneinander geschmiegt fallen Luna und Jule abends glücklich auf ihr Kissen.
Einen besseren Platz hätten wir für die beiden aus Lunas Sicht auch nicht finden können. Von hier aus kann sie betteln, ohne sich von ihrer geliebten Decke bewegen zu müssen – ein Hundetraum!

Jule liebt ihn dagegen wegen des Höhlencharakters, den ihr der Tisch über dem Kopf bietet.

Morgens gegen 8.00 Uhr findet Luna, dass es Zeit für eine Begrüßung ist.
Und so kommt sie ans Bett, schiebt den Vorhang mit ihrer langen Nase zu Seite, haut ihren Schwanz vor Begeisterung links und rechts gegen die Schränke und hechelt uns wach.
Meistens ist sie so aufgeregt, dass sie uns auch noch anniest – wunderbar!

Ein leichtes Tätscheln auf den Kopf reicht zum Glück aus, um sie zu beruhigen und zurück auf die Decke zu schicken.
Was kann es Schöneres geben als von so einem Hunde-Sonnenschein geweckt zu werden? Wobei die spanische Morgensonne auch nicht zu verachten ist …

Unser gemütlicher Bettbereich
Unser gemütlicher Bettbereich

Wo wascht ihr denn eure Wäsche?

Grundsätzlich werfe ich viele Kleidungsstücke jetzt später in die Wäsche als ich es während unserer Wohnungszeit getan habe.
Dabei mag ich frische Wäsche sehr gerne und möchte keinesfalls stinkend durch die Gegend laufen – tun wir auch nicht!

Im zwei Wochen Rhythmus steuern wir einen Waschsalon an.
Bisher haben wir immer einen in der nächsten Stadt gefunden und das Waschen mit unserem Einkaufsmarathon kombiniert.

Eine Maschine mit 10 kg Fassungsvermögen kostet – je nach Waschsalon – zwischen 3€ und 4,50€.
Dann noch der Trockner: 1€ pro 10 Minuten.
Macht zusammen für zwei Maschinen Wäsche inklusive Trocknen ungefähr 12€.

Welche Fragen brennen dir noch unter den Nägeln?

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9 comments

  1. Wunderbar, schöner Artikel 🙂
    wir genießen hier gerade einen tollen Herbst.
    Wie schaut´s mit Klettern in Albarracin aus? Das interessiert mich nämlich schon. Busleben haben wir ja selber und das schaut ganz ähnlich aus wie bei Euch. Nur die Hunde fehlen uns garnicht 😉 und trotz 200l Wassertank sind wir auch schon nach einer Woche trocken, und das liegt nicht am Kaffee kochen.

    Weiter so und liebe Grüße
    CH

    • Hola Christian,
      was, euch fehlen die Hunde nicht? Unglaublich! 😉
      Also, Albarracín ist wirklich ein traumhaftes Gebiet zum Bouldern, vom Klettern habe ich hier noch gar nichts mitbekommen. Dafür ist die Landschaft hier so wunderschön, dass ich am liebsten hier bleiben würde. Ich sitze gerade an einem Artikel zu der Gegend, weil sie mich total in ihren Bann gezogen hat – den gibt es vermutlich nächste Woche 🙂
      Liebe Grüße
      Nima

      P.S. Dann bin ich ja froh, dass es euch mit dem Wasser ähnlich geht!

  2. Hallo, ich bin durch FB auf eure Seite gestoßen und finde es mega cool, dass du so eine Auflistung eures Lebens gemacht hast! Als “Außenstehender” kann man sich das ja doch nicht so oft vorstellen und denkt sich “wie soll das funktionieren?”
    Danke dafür:D

    Viele liebe Grüße
    Julia

    • Hallo liebe Julia,
      das ist lustig, denn für uns ist das inzwischen schon so normal geworden 🙂
      Normal bedeutet aber nicht langweilig. Für uns ist es noch immer etwas Besonderes, unter freiem Himmel zu duschen oder den Tank an einem Brunnen aufzufüllen.
      Nach 24 geschleppten 5l Kanistern weiß man jeden Tropfen Wasser umso mehr zu schätzen 😉
      Liebe Grüße und Danke für deinen Kommentar
      Nima

  3. Hallo Nima,

    hab jetzt endlich mal die letzten Artikel nachgeholt, nachdem ich eine Weile nicht mehr zum Lesen kam, und bin wieder auf dem aktuellen Stand. 🙂

    Das mit der Krise neulich kann ich gut nachvollziehen. Ging mir auch schon mal so. Das beste ist dann, einfach mal anzuhalten, durchzuatmen und zu tun, wonach einem ist. Selbst wenn es nichts ist. Hat ja niemand was davon, wenn Du einfach irgendwelchen Contnt produzierst, nur weil Du unter Druck stehst.

    Und Eure Zeit in Spanien durch die “Worüber könnte ich schreiben?”-Brille zu sehen raubt Dir den Blick für die wahren Abenteuer. Ist wie der Zwang, im Urlaub alles fotografieren zu müssen und dabei die Schönheiten gar nicht mit den eigenen Augen zu sehen.

    Zum Glück ist der Name “Abenteuer Spanien” ja vielseitig auslegbar, so dass Dein Blog nicht nur aufs Klettern festgenietet ist. Abenteuer gibt es vielerlei. Siehe Silke von Minimalisch.de 🙂

    Viele Grüße
    Sascha

    • Hola Sascha,
      anscheinend ist diese Form der Krise doch recht weit verbreitet …
      Ich glaube, sie hing bei mir ganz stark mit dem Frust beim Klettern zusammen und dem Gefühl, dass ich genau dazu mehr schreiben sollte.

      In der letzten Woche habe ich – trotz oder wegen des verstauchten Fußes – hervorragend abgeschaltet! Jetzt ist der Akku wieder voll und ich voller Tatendrang 🙂
      Bald schlagen wir dann bestimmt auch in Andalusien auf und können uns endlich mal persönlich austauschen.

      Hasta luego
      Nima

  4. Hallo Nima!

    Ich bin über drei Ecken auf deine Seite gekommen und ich finde deinen Schreibstil sehr offen und frisch. Wir sind ja schon etwas ältere Semester aber immer noch gleich begeisterte Wobilisten wir vor 30 Jahren. Nur hat sich mit dem Alter das Komfortbedürfnis gesteigert. Unser Anfang war viel einfacher ohne WC und nur 10 Liter Wasser im Kanister,doch das war uns egal,wir waren glücklich auf Achse sein zu können.Wir sind 6 Monate im Jahr mit Lilli unserer älteren Hundedame in Europa unterwegs. Ab Feber sind wir wieder in Portugal und Spanien zu finden. Ganz nach dem Motto: immer der Sonne nach, gut gegen Rheuma und Arthrose und gut für Seele und Gemüt.
    Werd weiter an dir dranbleiben, alles Gute und eine schöne Zeit.
    Carmen

    • Hallo Carmen,
      das finde ich eine tolle Einstellung: Immer der Sonne nach – Ihr macht es richtig 🙂
      Wenn einen einmal das Campingfieber gepackt hat, dann lässt es einen wohl nicht mehr los …

      Liebe Grüße auch an eure Lilli
      Nima

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