Im August sind es vier Jahre, die wir nun im Horst unterwegs sind. Vier Jahre, in denen wir unendlich viele Eindrücke und Erfahrungen gesammelt haben.
Wenn Steve und ich einen Blick zurück werfen, sind wir Stunden beschäftigt.
Unser Ziel war es nie, eine Sehenswürdigkeit nach der nächsten abzuhaken, sondern möglichst viel Zeit in der Natur verbringen zu können. Wir wollten tiefer in die verschiedenen Ländern eintauchen und dadurch andere Sichtweisen kennenlernen. Diese Ziele haben wir erreicht.
Ursprünglich hatten wir vor, den Sommer in Rumänien zu verbringen, doch im Moment fehlt uns dazu die Lust.
Das Land interessiert uns weiterhin, aber wir heben es uns für ein anderes Mal auf.
Wir fühlen uns in Griechenland so wohl, dass wir zurzeit nicht darüber nachdenken, woanders hinzufahren.
Ankommen, um zu bleiben
Anfang Mai sind wir wieder im Norden Griechenlands angekommen und zwar im kleinen Bergdorf Pades. Hier waren wir im letzten Oktober schon mal für vier Wochen. Damals hatten wir eigentlich nur sieben Tage geplant, aber es war einfach zu schön und so sind wir geblieben.
Zu den Betreibern des Refugios hatten wir von der ersten Sekunde einen guten Draht. Sie nach unserer Überwinterung in Leonidio wiederzusehen, war klasse und inzwischen sind sie zu guten Freunden geworden.
Pades überzeugt uns aber noch durch andere Punkte als unsere Freunde.
Es liegt in einer umwerfenden Landschaft auf ca. 1200 Metern Höhe. Während unten alle bei heißen Temperaturen schwitzen, haben wir es hier oben weitaus kühler und angenehmer.
Direkt vom Refugio aus beginnen zahlreiche Wanderungen, zum Beispiel zum Drachensee Smolikas. Es gibt ein kleines Klettergebiet und Steve kann sich beim Mountainbiken austoben. Die Hunde können frei spielen, es ist wie im Paradies!
Als wäre das nicht schon Grund genug, dass wir uns hier pudelwohl fühlen, kommt noch ein weiterer hinzu: die Menschen!
In dem Dorf leben im Winter ungefähr 20 Personen, im Sommer vielleicht 100. Seit einigen Monaten lerne ich online Griechisch und kann mich inzwischen schon recht gut mit den Leuten verständigen. Das baut natürlich Nähe auf. Wir werden superfreundlich von allen aufgenommen und ins Dorfleben integriert.
Da ist zum Beispiel Dimitris, ein 75 Jahre alter Mann, der hier sehr zurückgezogen am Waldrand mit seinem Hund und seiner Babykatze lebt.
Mit ihm teilen wir die Begeisterung für die Berge, aber auch für veganes Essen. Als Dimitris neulich für ein Wochenende zum Wandern wegfahren wollte, hat er uns seine kleine Katze anvertraut. An meinem Geburtstag hat er uns zu sich zum Essen eingeladen und am nächsten Tag durften wir bei einer Wanderung von ihm lernen, wo wir Wildgemüse finden.
Dimitris spricht kein Wort Englisch, das macht unser Zusammensein besonders spannend. Doch wo ein Wille ist, findet sich auch ein Weg, um miteinander zu kommunizieren.
Dimitris ist nur ein Beispiel für die Beziehungen, die wir hier knüpfen. Genau das ist etwas, was beim dauerhaften Reisen schwierig ist. Wir lernen Menschen kennen, doch kurz danach trennen sich unsere Wege meistens wieder.
Um genau solche Beziehungen wachsen zu lassen, wollen wir in Pades im Augenblick einfach mal eine Reisepause einlegen. Es gibt so viele Winkel zu erkunden, so viele Wanderungen zu machen, so viele schöne Abende mit unseren Freunden zu verbringen.
Dazu kommt, dass sowohl Steve als auch in beruflich gerade stark eingebunden sind.
- Steve durch sein Kassensystem für Kletterwälder, das er dieses Jahr auf den Markt bringt.
- Ich durch mein Reiseportal für Veganer, das ich zusammen mit Mandy von Movin’n’Groovin aufbaue.
Und wenn wir doch mal was anderes sehen wollen, haben wir unzählige Möglichkeiten.
- Wir können an unseren Lieblingsfluss, den Voidomatis, fahren.
- Wir können unsere Freunde in Pramanta besuchen, die das dortige Refugio betreiben.
- Wir können einen Ausflug zur Vikosschlucht machen.
- Wir können die Einladungen von verschiedenen griechischen Bekannten annehmen, die auf Chalkidiki wohnen.
Nehmen und Geben
Hier ins Dorf eingebunden zu werden, ist das, was ich am meisten genieße. Dazu gehört aber auch, dass ich mich einbinden lasse. Dass ich mit den Leuten spreche und mich ihnen öffne. Dass ich an ihnen interessiert bin.
Die Griechen zeichnen sich für mich durch ihre hohe Hilfsbereitschaft aus und dadurch, füreinander da zu sein. Davon möchte ich nicht nur profitieren, sondern es selber aktiv leben.
Pades und Leonidio sind zwei Orte, die mir Griechenland ein ganzes Stück nähergebracht haben. Letztendlich ist es genau das, was ich mir vom Leben im Wohnmobil erhofft habe.
Dass wir nun die Chance haben, so tief ins echte griechische Leben einzutauchen, dafür bin ich sehr dankbar!
Wann unsere Reise weitergeht?
Das wird sich zeigen. Vielleicht fahren wir im Winter wieder auf den Peloponnes, vielleicht bleiben wir auch in Pades. Wir lassen uns einfach von dem tragen, was sich entwickelt.
Was für ein wunderschöner Bericht.
Man spürt Deine Liebe und Begeisterung in jeder Zeile! <3
Am liebsten möchte ich auch unser WoMo, die dicke Jutta, satteln und losdüsen.
Leider würde sie es bis dahin aber kaum schaffen und es gibt hier doch vieles, was uns hält …
Trotzdem schön, bei Euch immer wieder teilzuhaben!
Weiterhin viel Freude mit Eurem besonderen Lebensmodell wünscht Euch
Lilian
Hallo liebe Lilian,
“dicke Jutta” ist wirklich auch ein sehr netter Name für ein Wohnmobil 🙂 Die würde sich mit unserem bodenständigen Horst bestimmt gut verstehen!
Dass dir der Bericht gefällt, freut mich sehr und auch, dass ich meine Begeisterung rüberbringen konnte.
Ganz liebe Grüße aus Pades
Nima