Bei dieser Kombination musste ich direkt “hier” schreien und um ein Interview bitten:
Torsten Hans von Cliffhanger Photography hat nämlich drei Leidenschaften, die ich absolut teile:
- Reisen
- Outdoor
- Sport
Im Gegensatz zu mir ist Torsten ein hervorragender Fotograf und seine Auftraggeber können sich sehen lassen.
Das Café Kraft in Nürnberg oder die Nordwandhalle in Hamburg sind in Kletterkreisen keine Unbekannten.
Natürlich wollte ich von ihm unbedingt wissen, wie man gute Outdoor-Fotos schießt und worauf es dabei ankommt.
Torsten, wie bist du zum Fotografieren gekommen?
So richtig angefangen hat eigentlich alles mit einer Reise nach Indien.
Im Jahr 2006 bin ich meinem einem Freund nach Delhi geflogen und von dort aus sind wir mit alten, indischen Motorrädern durch den Himalaya gefahren. Vor dieser Reise stand ich vor der Entscheidung, mir entweder eine Kompaktkamera oder etwas „Größeres“ zuzulegen. Meine Entscheidung habe ich nie bereut …
In Indien hatte ich dann genügend Zeit, mich mit den grundlegenden Techniken vertraut zu machen und viel zu üben.
Hast du dir das alles selber beigebracht oder empfiehlst du, an einem Kurs teilzunehmen?
Das kommt sicher auf das Zeitbudget und die jeweilige Motivation an.
In meinem Fall hatte ich genügend Zeit. Ich habe anfangs sehr viele Bücher über Fotografie gelesen und gleichzeitig viel ausprobiert.
Ein umfassendes Werk mit vielen guten Bilder ist zum Beispiel „Der Große National Geographic PHOTOGUIDE (Geheimnisse der Profi-Fotografie)“.
Aus der National Geographic Photoguide Reihe gibt es auch Ausgaben zu speziellen Themen, wie z.B. „Action und Abenteuer“.
Wenn man einen Kurs machen möchte, stellt sich zunächst die Frage, welche Art von Kurs. Das Angebot ist groß und es gibt viele Themenbereiche.
Mit nur einem Kurs ist es dann sicher nicht getan. Nicht umsonst dauert die Ausbildung zum Berufsfotografen mindestens drei Jahre.
Wenn es die Zeit und das Budget zulassen, kann ich auch Fotoreisen empfehlen. Dies ist meist sehr intensiv und ganz Nahe an der Praxis.
Nicht zuletzt lernt man nie aus. Fotografieren ist ein ständigen Ausprobieren und Dazulernen …
Welches war ein Shooting/Motiv, das ganz besonders für dich war?
Mein interessantestes Fotoprojekt war mein „Abenteuer Afrika“!
Ein Jahr lang war ich allein mit einem Motorrad unterwegs und habe mich kreuz und quer durch den afrikanischen Kontinent gekämpft.
Das gesamte Projekt habe ich fotografisch begleitet und im Nachhinein viele Artikel für Magazine geschrieben.
Außerdem gibt es eine Multivisionsshow, mit der ich ab und zu auftrete.
Was sind die drei häufigsten Fehler bei Hobby Fotografen im Bereich Outdoor-/Sportfotos?
Der häufigste Fehler ist, meiner Meinung nach, das Aufnehmen von sogenannten Schnappschüssen.
Viele Hobbyfotografen sind sich nicht im Klaren darüber, dass ein gutes Foto meist auch viel Arbeit und Planung bedeutet.
Im Bereich Sportfotografie kann das zum Beispiel auch arbeiten mit künstlichem Licht bedeuten.
Hier gibt es mittlerweile unendlich viele Möglichkeiten mit verschiedenen Blitzen, Diffusoren und Reflektoren zu agieren.
Auch die Wahl des richtigen Objektivs spielt eine große Rolle, denn jede Optik hat andere Eigenschaften!
Ein gute Fotos macht man auch nicht mal eben nebenbei, sondern in intensiver Zusammenarbeit mit dem Model.
Das beginnt schon mit der Auswahl der Kleidung.
Dann werden sehr viele Aufnahmen gemacht, viele Positionen und Lichtsituationen ausprobiert und die Ergebnisse anschließend am Computerbildschirm geprüft.
Oft hat der Fotograf sein (e) Bild(er) auch schon vorher im Kopf und versucht genau das hinzubekommen, was er sich vorstellt.
Manchmal merkt man aber auch beim Shooten, dass ein Szene eigentlich nicht so toll ist oder eben, dass eine andere viel besser wirkt, als man vorher gedacht hat.
Bei der Landschaftsfotografie sollte man ebenfalls nicht einfach abdrücken, wenn einem eine Szene gerade gut gefällt.
Hier heißt es zunächst mal darüber nachdenken, was in der jeweiligen Situation, ein gutes Landschaftsfoto ausmacht und zu welcher Tageszeit (in welcher Lichtsituation) die Szene am besten rüber kommt.
Dann heißt es auf jeden Fall zur passenden Zeit (oder noch besser ein wenig früher) wiederkommen und lange auf den perfekten Moment warten.
Welchen Tipp hast du, wie man richtig gute Kletterfotos macht?
Die meisten guten Kletterfotos werden von schräg oben aufgenommen. Das bedeutet, der Fotograf muss ebenfalls ans Seil.
Üben kann man natürlich einfacher beim Bouldern.
Darauf achten sollte man, dass möglichst Gesicht und beide Hände und Füße zu sehen sind.
Meist gewinnt ein Kletterfoto stark an Intensität und Ausstrahlung, wenn das Gesicht und vor allem die Augen des „Models“ zu sehen sind.
Der Gesichtsausdruck sagt sehr viel über eine Szene aus.
Ist ein Zug anstrengend, macht die Route Spaß oder hat der Athlet vielleicht auch gerade Angst oder quält sich …
Das führt dazu, dass der Betrachter mitfühlen und sich in die Situation hineinversetzen kann.
Im Bereich Klettern/ Bouldern gibt es aber oft auch die Variante von eher landschaftsbetonten Aufnahmen.
Dabei füllt Kletterer meist einen kleineren Teil des Bildes aus und dafür sieht man einen großen Ausschnitt der Landschaft. Dafür muss die Landschaft natürlich auch was „hermachen“ und das Licht sollte passen.
Kann man auch mit einer normalen Kamera gute Outdoor-Fotos machen?
Bei der Fotografie gibt es unzählige Techniken, mit denen man ein Bild beeinflussen kann. Das Ganze beginnt bereits bei der Aufnahme des Fotos.
Hier kann ich beispielsweise unterschiedliche Effekte mit verschiedenen Objektiven erzeugen.
Weiterhin sind die Einstellmöglichkeiten von Blende, Belichtungszeit und ISO die Grundvoraussetzung, um fotografisch zu arbeiten.
Demnach ist eine Kompaktkamera wohl weniger geeignet, um ein Bild so aufzunehmen, wie man es sich vorstellt.
Worauf sollte ich beim Kauf einer Kamera achten, wenn ich gute Outdoor-Fotos machen möchte?
Ich würde empfehlen, zu Beginn nicht zu viel Geld für eine Kamera auszugeben!
Viel wichtiger für die Bildqualität sind die Objektive, die auch weniger schnell veralten, als es heutzutage Kamera-Bodys tun.
Auf jeden Fall sollte die Kamera einen manuellen Modus besitzen, damit man sich mit den grundlegenden Techniken vertraut machen kann.
Ich persönlich kaufe mein Equipment nach Möglichkeit immer gebraucht, denn hierbei lässt sich eine Menge Geld sparen.
In Spanien ist es – zum Glück – ja meistens sehr sonnig.
Was gibt es bei strahlendem Sonnenschein beim Fotografieren zu beachten? Gilt da: je heller, desto besser?
Grelles Sonnenlicht ist meistens der Killer für gute Fotos!
Bei klarem Wetter eignet sich der frühe Morgen und die Abendzeit gut um schöne Lichtsituationen zu finden.
Tagsüber ist bedecktes Wetter, gerade, wenn man Menschen fotografiert, von Vorteil. Es gibt weniger harte Schatten und Kontraste.
Trotzdem kann man auch bei Sonnenscheinschein fotografieren.
Je nach Motiv muss man gegebenenfalls aber einfach in den Schatten gehen …
Mich schrecken technische Dinge gerne ab. ISO, Blende, Belichtungszeit, RAW Format, …
wie lerne ich als Einsteiger all das am besten und womit fange ich an?
Hier gibt es aus meiner Sicht zwei Optionen.
A: Einen (Grundlagen) Kurs besuchen.
B: Ein oder mehrere Bücher lesen und viel ausprobieren.
Man bemerkt schnell, dass gerade ISO, Blende und Belichtungszeit sehr einfache Werkzeuge sind, mit denen man schon viel erreichen kann.
Ich persönlich würde Variante B vorziehen.
Eine andere Alternative ist natürlich auch einem befreundetem Fotografen über die Schulter zu schauen und ihn mit Fragen zu löchern.
Um das intensive Ausprobieren und Üben kommt man jedoch nicht herum.
Hat man für gute Fotos einfach ein Auge oder kann man das lernen?
Sowohl als auch!
Natürlich gibt es gewisse Grundlagen, wie ein gutes Foto aufgebaut sein sollte. Ein gutes Beispiel ist der „Goldene Schnitt“.
Trotzdem ist die Fotografie eine Kunst, bei der es kaum Grenzen gibt.
Gut ist, was gefällt …
Was jedoch häufig unterschätzt wird, ist die Arbeit, die der Fotograf im Nachhinein hat!
Es ist wohl ein Trugschluss, dass gute Bilder nicht mehr bearbeitet werden müssen.
Gegner der digitalen Nachbearbeitung vergessen oft, dass genau dies auch im analogen Bereich in der Dunkelkammer gemacht wird. Nur ist bzw. war das eben aufwendiger.
Heutzutage ist die Dunkelkammer eben das Bildbearbeitungprogramm.
Wer jetzt aber denkt, dass die digitale Bearbeitung im Vergleich zur Entwicklung in der Dunkelkammer sehr schnell geht, dem sei gesagt, dass Profifotografen auch schonmal einige Tage an einem Bild arbeiten. Und damit meine ich nur den Teil, der am Computer stattfindet …
Voraussetzung für eine sinnvolle Nachbearbeitung ist natürlich die Aufnahme im RAW-Format, denn hier hat man die meisten Möglichkeiten, da eine maximale Menge an Bildinformationen gespeichert wird.
Bitte vervollständige diesen Satz: Ein gutes Foto lebt von …
GEFÜHLEN!
Gefühle, die zum Ausdruck gebracht werden und besonders Gefühle, die beim Betrachter geweckt werden.
Ein gutes Bild kann Menschen auf verschiedenen Ebenen ansprechen und vor allem eine Geschichte erzählen.
Vielen Dank, Torsten, für deine ausführlichen Antworten!
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Genauso ist es
Auf den Punkt gebracht 🙂
Nichts Neues, aber exakt formuliert. So isses! 😉
Und er macht ja auch saugute Fotos!
Ich glaub trotzdem immer noch, dass manche Leute es einfach “haben” und manche nicht so sehr. Wie beim musizieren oder malen. 😉
Hola Dani,
ja, das glaube ich auch. Manche haben einfach einen guten Blick für ein tolles Motiv! Und mir persönlich sind auch schon Schnappschüsse gelungen 😉
Aber die Tipps nehme ich mir auf jeden Fall zu Herzen!
Liebe Grüße
Nima
Hallo Nima,
super Thema. Neben dem Auge für das Motiv, ist sich Zeit nehmen wirklich das Wichtigste – auch wenn das Motiv sich schnell bewegt 😉 Muss mich da aber auch selbst immer wieder daran erinnern.
Hey Hanna,
ja, die liebe Zeit … mich früh morgens aus dem Bett zu quälen, um ein gutes Bild einzufangen, habe ich bisher noch nicht geschafft.
Aber wenn ich dann solche Bilder sehe, spornt es mich an, doch mal einen Gedanken daran zu verschwenden 😉
Liebe Grüße
Nima