“Aua, aaaahhhh, Scheiße tut das weh!”
So oder so ähnlich waren Steves Worte, als es ihm letzte Woche bei einer falschen Bewegung in den Rücken gefahren ist. Gerade noch topfit und quietschfidel, geht wenige Minuten später gar nichts mehr. Er muss sich sofort hinlegen und bekommt durch die Schmerzen kaum noch Luft.
Aber bei einem kurzen Ausruhen bleibt es nicht.
Steve geht es so schlecht, dass er nicht mehr aufstehen kann. Dabei wollten wir heute einen Großeinkauf machen und ein eingelagertes Paket von der 80 km entfernten Poststation abholen.
Pläne werden überbewertet
Zehn Minuten vorher stehen wir noch am Strand und unterhalten uns mit einem älteren Ehepaaar. Der Mann möchte von mir wissen: “Fährst du den Bus auch?” und ich antworte: “Ja, manchmal schon, aber meistens sitzt Steve hinterm Steuer. Er kennt den Horst inzwischen einfach besser.”
Wie schnell sich das doch ändern kann …
Jetzt bleibt mir nämlich keine Wahl. Horst muss über die 8km lange Serpentinenstraße wieder auf die Hauptstraße gelenkt werden und dann heißt es für mich, einen Arzt zu finden.
“Ich schaffe das”
Natürlich geht es nicht spurlos an mir vorbei wenn ich sehe, dass Steve solche Schmerzen hat.
Natürlich bin ich angespannt und mache mir Sorgen. Was jetzt aber überhaupt nicht hilft, ist wie ein kopfloses Huhn rumzurennen, sondern einen klaren Kopf zu bewahren.
Für Zweifel, ob ich mit Horst auf den griechischen Straßenverhältnissen und den engen Gassen zurechtkomme, ist keine Zeit. Irgendwie schaffe ich das! Und wenn ich eine Macke in den Horst fahre, ist das auch nicht schlimm.
Also setze ich mich hinter das Lenkrad und los geht es.
Bei den ersten engen Haarnadelnkurven werde ich nervös und spreche mit Mut zu. Immer schön langsam, dann klappt das schon.
Und siehe da, ich manövriere Horst problemlos nach oben.
Eineinhalb Stunden später kommen wir in Monemvasia an. Steves Zustand ist noch keinen Deut besser und er kann noch immer nicht aufstehen.
Also mache ich mich auf die Suche nach einem Arzt, den ich zum Bus holen möchte.
Der Ort ist überschaubar und prompt kein Arzt verfügbar. Schon weg, nicht da – so ein Mist! Und der Zahnarzt, den ich in seiner Praxis antreffe, kann mir bei Rückenproblemen nicht weiterhelfen
Schweißgebadet vom Rennen stürme ich in eine Apotheke und schildere unsere Notlage.
Der Apotheker greift sofort zum Telefon und versucht, einen Arzt aufzutreiben. Beim dritten Anruf hat er Glück: Die Ärztin kann in einer Stunde bei uns am Bus sein.
Und noch einmal haben wir Glück, denn die Ärztin steht schon 10 Minuten später vor unserer Tür. Nach einem kurzen Blick auf Steve entscheidet sie, dass er ins Krankenhaus soll. Ein Krankenwagen könne frühestens in zwei Stunden kommen, also fahre ich selber ins 30 km entfernte Krankenhaus von Molai.
Abenteuer Krankenhaus
Wir wussten, dass die ärztliche Versorgung auf dem Land in Griechenland nicht mit der zu vergleichen ist, wie wir sie aus Deutschland oder auch Spanien kennen. Es dann aber live zu erleben, ist noch einmal etwas ganz anderes.
In der Notaufnahme geht es ziemlich pragmatisch und unverblümt zu.
Die einzige Privatsphäre zwischen den Patienten bildet ein dünner grüner Vorhang, der sie zwar optisch voneinander trennt, aber nicht akkustisch. Und während das Team damit beschäftigt ist, die Notfälle zu versorgen, steht der Freund einer Ärztin am Krankenhaus-PC und surft bei Facebook.
Im Behandlungsraum herrscht ein ständiges Kommen und Gehen von Angehörigen und Verletzten. Innerhalb kurzer Zeit weiß jeder über die Probleme des anderen Bescheid.
Neben Steve wird ein Mann am Bauch operiert, auf dem Boden und am Vorhang kleben dicke Blutflecken. Kurz darauf werden zwei Unfallopfer in die Notaufnahme gebracht und mehrfach an uns vorbei geschoben. Wer kein Blut sehen kann, sollte besser draußen warten.
Einen Orthopäden gibt es hier jedenfalls nicht und so wird Steve nach fünf Stunden mit einem Muskelrelaxans entlassen. Nun heißt es für uns zu hoffen, dass das Medikament hilft und sich Steves Rücken von alleine regeneriert.
Anpacken statt Jammern
Habe ich schon erwähnt, dass auf der Post ein riesiges Paket auf uns wartet, das dringend abgeholt werden muss, weil die Einlagerungsfrist abläuft?
Darin enthalten ist unsere neue Trenn-Toilette, die wir bald einbauen wollen.
Das gute Paket wiegt schlappe 25kg, die wir eigentlich gemeinsam zum Bus schleppen wollten. Jetzt stehe ich alleine vor einem staunenden Postbeamten, der mich fragt, wie ich das Ding mitnehmen will.
Keine Ahnung, aber irgendwie muss ich die 100 Meter bis zum Horst bewältigen.
Also schiebe ich das Ungetüm über den Bürgersteig, hieve es einen Bordstein runter und wieder rauf, um es die letzten Meter in den Horst zu tragen.
Dabei sehe ich wahrscheinlich aus, wie SpongeBob, denn mein Oberkörper verschwindet komplett hinter dem Karton.
Mit jedem Lachen stirbt ein Problem
In den letzten Wochen ging es bei uns drunter und drüber, darüber habe ich hier ja schon geschrieben. Und jetzt noch die Probleme mit der Gesundheit, das ist echt `ne ganze Menge.
In manchen Momenten hätte ich am liebsten laut gebrüllt, um mal Dampf abzulassen.
Steves gute Laune ist dagegen durch kaum etwas zu erschüttern.
Und so kommt es, dass wir all die kleinen und großen Herausforderungen mit einem Lachen – oder zumindest einem Lächeln – betrachten. Das löst zwar nicht das Problem an sich, macht aber vieles wesentlich leichter als wenn wir verbissen daran gehen würden.
Es ist, wie es ist
Was auch nicht hilft, ist nach dem Warum zu fragen.
- Warum geht genau jetzt die Toilette kaputt?
- Warum gibt ausgerechnet heute auch noch der Leerlaufregler den Geist auf?
- Warum muss das jetzt mit Steves Rücken passieren?
- Warum, warum, warum?
Die Suche nach einer Antwort ist absolut überflüssig, denn sie führt zu nichts. Die Dinge sind, wie sie sind – Punkt.
Das einzige, was wir machen können, ist nach Lösungen zu schauen und darin sind wir inzwischen echte Profis.
Was haben wir schon alles erlebt
Wir können inzwischen viele Geschichten erzählen, von einem Jahrhundertwaldbrand in Katalonien über die ganz besondere Begegnung mit Ali aus der Sahara bis hin zu unserem Start ins mobile Leben.
Und auch der Alltag als Paar im Wohnmobil stellt uns vor Herausforderungen, die wir bisher gut gemeistert haben.
Miteinander statt gegeneinander
Seit wir im Horst leben, war es noch nie so turbulent wie in den letzten sechs Wochen. Umso wichtiger ist es, während so einer Phase nicht die Nerven zu verlieren und seine Anspannung am anderen auszulassen.
Ein Leben auf so engem Raum ist ein Miteinander, mehr noch als in einer Wohnung.
Und so haben all die Probleme der letzten Wochen doch wieder etwas Gutes. Sie haben uns nämlich gezeigt, dass wir uns aufeinander verlassen können, auch unter großem Stress.
Sobald Steve keine Medikamente mehr nehmen muss, stoßen wir darauf an: er mit einem Bier, ich mit einem Weißwein.
Unser Abenteuer Griechenland geht in die nächste Runde – wir halten euch auf dem Laufenden!
Also ich drück euch jetzt mal die Daumen, dass das Chaos endlich mal ein Ende nimmt.
Bleibt ihr eigentlich über den Winter in Griechenland? Ach ja, Pläne werden überbewertet 😉 Stimmt aber.
Haltet die Ohren steif.
Gruß
Andreas
Sonst muss ich den Blog umbenennen in chaos-unterwegs.de 😉
Wir haben tatsächlich vor, auf Peloponnes zu überwintern und dann im Frühjahr Nordgriechenland zu erkunden, danach weiter über Albanien und Montenegro in Richtung Deutschland.
Aber ob das auch so alles passieren wird, wir werden es sehen 🙂
Liebe Grüße
Nima & Steve
Hallo Ihr Lieben
Mir blieb bei den Nachrichten gerade die Luft weg .OHHHH HAA
Wir hoffen es geht euch wieder gut .
Ihr wisst ja Maria ist Griechin .Wenn Ihr was übersetzen müsst oder einen Arzt braucht ruft uns bitte an .
Liebe grüsse und wenn Ihr wollt kommt vorbei auf der rücktour
Bernd &Maria
Hey, hallo 🙂
das ist ein tolles Angebot, Danke! Ich hoffe natürlich, dass wir so schnell keinen Arzt mehr brauchen, aber man weiß ja nie 😉
Wenn wir nächstes Jahr bei euch in der Gegend sein sollten, melden wir uns auf jeden Fall!
Liebe Grüße
Nima & Steve
Erinnert mich an meinen Hexenschuss vor ca. einem Jahr. Von jetzt auf gleich lag ich am Rücken, konnte mich nimmer bewegen und atmen war auch schmerzhaft.
Meine Empfehlung: Wärme, Wärme, Wärme. Habt ihr eine Rotlichtlampe? Bei mir hat’s ca. 2 Stunden gedauert, bis ich mich wieder rühren konnte. Schmerzfrei war ich erst nach 2-3 Wochen. Der Arzt konnte auch nix machen. Hätte mir zwar eine Sprize geben können, hätte aber auch nur den Schmerz gelindert.
Jaaaa, man ist eben keinen mehr. 😉
LG vom Bodensee,
TaPeLa
Vielleicht hätte ich Steve also nicht zum Arzt fahren, sondern einfach in die Sonne werfen sollen 😉
Inzwischen geht, steht und sitzt er wieder und ist fast wieder der Alte. Aber jetzt weiß er, dass er auch nicht jünger wird, haha 😉
Liebe Grüße
Nima
Das Leben gibt dir neue Aufgaben, du meisterst sie und erkennst deine Stärken. Mein Freund musste nach 6 gemeinsamen Monaten Spanien zurück, ich wollte noch nicht, das Ergebnis ist, dass ich nun auch keine Angst mehr habe, ein Wohnmobil allein zu fahren. Gutes Gefühl. Bin nun wieder in Deutschland und verstehe dein Heimweh nach Spanien nur zu gut. Gute Besserung für Steve und seid stolz auf euch!
Danke für deine liebe Worte, Elke!
Es ist wirklich erstaunlich, wie wir uns durch Ängste immer wieder einschränken, aber wenn es dann darauf ankommt, ist verdammt viel möglich!
Und ja, mein Heimweh – oder meine Sehnsucht – nach Spanien begleitet mich auf unserer jetzigen Reise, aber das ist in Ordnung.
Liebe Grüße von uns allen
Nima
Meine Güte Nima,
ihr habt aber auch ein Pech im Moment!
Aber Steve geht es ja wieder besser, wie ich lesen konnte!
Weiterhin gute Genesung und haltet durch 😉
LG
nadja
Hey Nadja,
ja, da kam gerade echt alles zusammen …
Inzwischen ist Steve zu 95% wieder fit und wir guter Dinge, dass es das jetzt mal war 😉
Liebe Grüße
Nima
Hallo Nima und Steve, viele Grüße aus dem seit heute frostigen Süddeutschland.
Ich kenne das Rücken Problem, hab ich auch manchmal. Ich nehme dann einen Angora Nierengurt, der hält den Rücken schön warm und das den ganzen Tag.
Wünsche euch viel Spaß und
Hey Mitch,
Wärme scheint wirklich das Beste zu sein. Steve legt sich jetzt täglich immer wieder für ein paar Minuten in die Sonne und lässt sie sich auf den Rücken scheinen. Ansonsten kann er sich ja an einen der Hunde kuscheln 😉
Liebe Grüße
Nima
Hey ihr vier Beiden,
haben gerade euren interessanten Blog entdeckt … wirklich schöne Seite. Das mit der Pechsträhne geht bald vorbei! Wir machen eine ähnliche Reise und für uns ist es immer wichtig länger an einem Ort anzukommen … man weiß wo man sein Wasser bekommt, fährt mit dem Fahrrad einkaufen und die Hundemädels werden von den Locals vergöttert … hört sich zwar für “Overlander” / “Mobilisten” komisch an aber fahren finden wir eher lästig … und da liegen tolle Ziele vor euch … Ab nach Leonidio!!! An bestem Kalk klettern und abends ein Bier im Klettercafe Panjika und morgens am Strand den Sonnenaufgang bewundern … Leonidio wird euch gefallen kleines Dorf mit weltklasse Kletterei und doch nicht überlaufen … oder kleines Stückchen weiter nach Nafplio, aber nicht in der Stadt stehen sondern in Karatona Beach direkt am Strand mit zwei fußläufigen Klettergebieten … bissel Adrenalin und Durchblutung durch Bewegung und der Rücken ist wieder top fit … Also genießt die Zeit und die Freiheit … bei Fragen oder Infos könnt ihr uns gern anschreiben …
Liebe Grüße vom türkischen Mittelmeer
Annina, Luna, Chacha und Karl
Hey, hallo 🙂
das mit dem interessanten Blog kann ich an euch zurückgeben: super gemacht mit tollen Infos und tollen Fotos!
Ihr habt ja schon einiges gemacht, das wir noch vor uns haben 🙂
Das mit dem längeren Stehen an einem Ort geht uns genauso. Ich finde es total schön, für eine Zeit anzukommen und sozusagen sesshaft zu sein. Nicht nur, weil es praktisch ist, sondern weil es meiner Seele guttut.
Leonidio ist unser nächste Ziel. Da findet im November ein Kletterfestival statt, auf das wir uns schon total freuen.
Bis dahin wird Steve bestimmt wieder hergestellt sein 🙂
Ich werde eure Reise verfolgen,
sonnige Grüße aus Githio
Nima
Hey Abenteurer,
wir lesen schon einige Zeit bei euren Abenteuern mit. Tolle Seite und Tipps. Wir bereiten uns auch gerade auf unseren Traum vor. Wir wollen wie im Wohnmobil leben und arbeiten und werden uns wahrscheinlich zuerst in Nordspanien und Portugal aufhalten.
Wir macht ihr das eigentlich mit dem jährlichen TÜV für Horst? Werdet ihr dafür immer eine Reise nach Deutschland einplanen….?
Viele Grüße
Su+Da
Hallo ihr beiden,
Danke für deine positive Rückmeldung 🙂
Ja, wir fahren einmal im Jahr zum TÜV nach Deutschland, weil es letztendlich immer was am Horst zu tun gibt. Und da er ja auch unser Zuhause ist, wollen wir sicher sein, dass alles im Schuss ist. Das Ganze verbinden wir dann natürlich mit dem Besuch von Freunden und Familie 🙂
Bei der Umsetzung eures Traums wünsche ich euch viel Spaß!
Liebe Grüße
Nima
Hi Nima ich folge sporadisch, noch immer und liege grad im kalten Norden im Fussraum eines Hymer mit startschwierigkeiten. Eigentlich will ich schon längst in Spanien sein aber Pläne kann man ja machen wie man will.
Ein kleiner Hinweis aus Erfahrung ihr braucht eine grüne Versicherungskarte wenn ihr durch Bosnien Serbien usw wollt. Die ziehen euch sonst die Kohle aus der Tasche.
Alles Liebe Guel
Hey Guel,
was machst du denn in einem Hymer und was ist mit deinem VW-Bus?
Vielen Dank für den Hinweis mit der grünen Versicherungskarte. Das wussten wir noch nicht und werden uns direkt darum kümmern.
Liebe Grüße aus dem aktuell regnerischen Griechenland
Nima