So grün ist das hier? Wahnsinn!
Als ich im März für ein paar Tage in Andalusien war, hat mich die Farbenpracht umgehauen.
Grüne Wiesen, bunte Blumen und weiß-rosa blühende Mandelbäume – ein Traum!
In den vier Tagen, in denen ich dort war, hat mich der Andalusien-Virus gepackt.
Jürgen Heitmann geht es genauso, daher hat er vor ein paar Jahren seinen Lebensmittelpunkt dorthin verlegt.
Was ihn so an Andalusien fasziniert, erzählt er euch am besten selbst.
Seit wann lebst du in Andalusien und was genau machst du da?
Ich bin jetzt schon zum 2. Mal nach Spanien ausgewandert.
Das erste Mal von 1981 bis 1987, wovon ich vier Jahre in Andalusien, in der Alpujarra von Granada gelebt habe.
Das zweite Mal dann seit September 2011 hier in der Region Málaga.
Wir sind ein kleiner Reiseveranstalter für Kultur und Naturreisen in Andalusien, sowohl für Selbstfahrer im Mietwagen als auch für kleine Gruppen.
Wieso bist du gerade dort geblieben? Was gefällt dir an Andalusien so gut?
So genau kann ich das gar nicht sagen.
Irgendwie fühlte ich mich hier schon immer zu Hause, willkommen und akzeptiert. Das Klima spielt sicherlich eine große Rolle. Ich mag es lieber etwas heißer als zu kühl.
Aber vor Allem gefällt mir hier die Natur, die Vielfältigkeit der Landschaften.
Und die Menschen. Hier in Andalusien habe ich Freunde gefunden, wie ich sie in Deutschland niemals hatte.
Die Menschen sind hier herzlicher, man grüßt sich, auch wenn man sich nicht kennt.
Ich könnte aber auch genauso viele Dinge aufzählen, die mir hier nicht gefallen. Will damit sagen, es ist nicht unbedingt besser hier, nur anders.
Ich habe das Gefühl, dass vielen gar nicht bekannt ist, welche Vielfalt Andalusien an Landschaften und Natur zu bieten hat.
Wie ist deine Erfahrung – mit welchen Vorstellungen kommen die Leute nach Andalusien?
Viele unserer Kunden kommen das erste Mal nach Andalusien und wissen recht wenig darüber, was Andalusien zu bieten hat.
Manche Touristen kommen wegen der Kultur und sind an Städtereisen interessiert, anderen wollen Strand und Meer.
Wir haben nur mit Kulturtouristen zu tun und alle sind sich einig, dass die Alhambra unbedingt mit dabei sein muss.
Außer den üblichen Klischees gibt es oft wenig Vorkenntnisse. Die wenigsten wissen um die Vielfältigkeit und Einzigartigkeit der Natur.
Von was sind die Besucher am meisten überrascht?
Genau davon, von der Vielfältigkeit und Einzigartigkeit der Natur und von den vielen Bergen, die es hier gibt.
Aber auch von der kulturellen Vielfältigkeit der Städte.
Als ich neulich in Andalusien war, habe ich zum ersten Mal eine Salmorejo gegessen, die in der Region typisch ist.
Was für eine Spezialität sollte man deiner Meinung nach unbedingt vor Ort probieren? Hast du einen Geheimtipp?
Manchmal besuchen wir mit unseren Gästen eine Olivenbauern und machen dort eine Ölverkostung.
Dort lernen sie, qualitativ hochwertiges Virgen Extra Öl am Geschmack und Geruch zu erkennen.
Oder wir besuchen eine Schweinezucht in der Sierra von Arazena, wo die Tiere in den weitläufigen Korkeichenwäldern frei aufwachsen und wo bester Schinken hergestellt wird.
Und bei einem Besuch bei einem Weinbauern in der Serranía de Ronda verkosten wir andalusischen Wein.
Das sind für mich die wirklichen Schätze der andalusischen Gastronomie.
Für die typischen Gerichte, wie z.B. Salmorejo etc. kann ich mich ehrlich gesagt gar nicht so begeistern. Von daher kann ich da auch keinen Tipp geben.
Qualitativ hochwertiger Schinken, etwas Weißbrot in Olivenöl getunkt und ein Gläschen Rotwein und ich bin glücklich. 🙂
Stichwort Outdooraktivitäten.
Du bietest Wanderung an. Sind die auch was für jüngere Leute oder nehmen da überwiegend ältere Leute teil?
Unsere Wanderungen sind für Jung und Alt. Wobei ich eher mit meiner Altersklasse, der Generation 50+ zu tun habe.
Für viele hört sich Wandern langweilig an, da fehlt ihnen die Action.
Was ist für dich das besondere am Wandern?
Ich kann mir vorstellen, dass für viele Jüngere unsere Wanderungen eher langweilig sind.
Uns geht einfach schon das Herz auf, wenn wir die schönen Landschaften sehen, wenn ein Rudel Steinböcke unseren Weg kreuzt, wenn wir von einem Gipfel in die eine Richtung die schneebedeckten Berge der Sierra Nevada und in die andere Afrika sehen oder wir wilde Orchideen fotografieren.
Kein Kraxeln, kein Abseilen, kein Adrenalin, dafür viel Endorphin.
Eine Ausnahme stellt der neue Caminito del Rey dar.
Der ist zwar nicht mehr gefährlich wie vor der Renovierung, aber das hat schon was wenn man in 100 Metern Höhe auf einem am Felsen angebrachten Holzsteg durch die beiden atemberaubenden Schluchten läuft.
Welche anderen Outdoor-Aktivitäten hast du selber vor Ort schon ausprobiert und wie haben sie dir gefallen?
Ich bin ab und an gerne mit meinem Mountainbike in der Sierra, da kommt dann auch schon mal etwas mehr Adrenalin ins Spiel.
Was mir hier fehlt, sind ordentliche Bäche, auf denen man mit dem Kajak fahren kann, das habe ich in Deutschland gerne gemacht.
Ein Bekannter von mir bietet Canyoning und Klettern auf Klettersteigen an.
Das steht schon lange an, ihn mal bei einer Tour zu begleiten. Bis jetzt bin ich noch nicht dazu gekommen.
Worauf sollte man sich bei einem Urlaub in Andalusien einstellen? Worin unterscheidet sich die dortige Mentalität von der deutschen ganz besonders?
Diejenigen, die mit den Auto/Mietwagen unterwegs sind, sollten sich auf den etwas anderen, für unser Empfinden chaotischeren Fahrstil der Andalusier einstellen.
Hier sind Verkehrsregeln und rote Ampeln mehr Empfehlungen, an die man sich hält oder auch nicht (meistens zweiteres).
Aber Achtung, nicht nachmachen. Ausländer werden hier gerne abkassiert und Verkehrssünden sind teuer.
Besondere Vorsicht ist in den Kreiseln geboten, hier geht man sehr kreativ mit dem Blinker um.
Die Andalusier sehen alles etwas gelassener:
Was Du heute nicht kannst besorgen, das macht Du eben Morgen, oder Übermorgen.
Dasselbe gilt für die Pünktlichkeit.
Auch sind die Essenszeiten sehr gewöhnungsbedürftig für den deutschen Hunger.
Mittagsessen gibt es ab 14:00 Uhr und Abendessen frühestens ab 20:00 Uhr, wobei die Spanier erst so ab 21:00 Uhr in den Lokalen eintrudeln. Im Sommer verschiebt sich dann alles noch etwas nach hinten.
Ich habe gehört, dass für Autos in Granada besondere Regelungen gelten.
Kann ich als Besucher einfach so mit meinem Auto oder Wohnmobil in die Stadt fahren oder muss ich etwas beachten?
Ich war erst kürzlich mit dem Auto im Albayzin, dem maurischen Viertel von Granada (auch nur etwas für Ortskundige) und musste an das andere Ende der Stadt fahren.
Ich habe ca. 1 Std. gebraucht und bin letztendlich aus lauter Verzweiflung und absolut entnervt durch eine Straße (Recogidas) gefahren, in der man geblitzt und empfindlich zur Kasse gebeten wird, wenn man keine Sondergenehmigung vorweisen kann.
Ich konnte mir das erlauben, weil ich einen Hotelier in diesem Viertel kenne, der das mit der Polizei geregelt hat (in Andalusien geht das 😉 ).
Das ist sehr frustrierend, wenn man zu all dem Stress auch noch zur Kasse gebeten wird.
Wer sich diesen Frust ersparen will, sollte lieber nicht mit dem Auto ins Zentrum fahren.
Vom Wohnmobil wollen wir erst gar nicht reden.
Da hilft auch kein Navi, denn das führt dich hemmungslos durch die Straßen, in denen geblitzt wird.
Bitte vervollständige diesen Satz: „Andalusien ist…“
… einfach nur wunderschön!
Dem kann ich nur zustimmen und hoffe, dass euch das Interview auf den Geschmack gebracht hat.
Wenn du schon einmal da warst – was hat dich an Andalusien am meisten überrascht?
Super Artikel! Das kann ich nur bestätigen. Andalusien ist eine echte Perle der Natur, die einiges zu bieten hat. Ich war 2012 auch einige Zeit dort und habe einen Jakobsweg von Sevilla aus gemacht. Dort läuft man dann auch durch Naturschutzgebiete und sieht ziemlich viel. Überrascht hat mich im Prinzip alles, da es meine erste Auslandsstation überhaupt war. Aber als eine alte spanische Oma meinen Arm nicht mehr hergeben wollte, als sie mir den Weg erklärte, war ich etwas verwirrt. 😀
Eines ist meiner Meinung nach das absolut Beste in Andalusien: Die Sonne! 😀
Hey Ben,
das mit der spanischen Oma ist ja nett 🙂
Da hast du Andalusien beim Wandern ja sehr intensiv erlebt, das stelle ich mir superschön vor!
Und die Sonne ist natürlich nicht zu toppen, eh klar 😉
Liebe Grüße an dich
Nima
Dem Artikel kann ich nur zustimmen. Ich selbst lebe seit Ende September vergangenen Jahres in Andalusien (vorher wohnte ich 6 Jahre in Galicien). Mir persönlich sind die Menschen in Andalusien viel sympatischer, die verstehen wirklich zu leben, was man von den schwermütigen Gallegos eigentlich nur bedingt behaupten kann. Wahrscheinlich liegt das am Klima (anders kann ich mir das eigentlich nicht vorstellen). Wenn man dann noch, wie wir abseits der Touristenzentren wohnt, ist es hier eigentlich ideal…
Das Klima spielt bestimmt eine Rolle, wenn ich mich – im Vergleich zu Spanien – so in Deutschland umschaue 😉
Schön, dass du dich dort so wohlfühlst!
Sonnige Grüße
Nima
Andalusien ist wunderschön. Es ist so vielseitig und mich haben die freundlichen Menschen dort sehr beeindruckt. Da kann sich der “kühle” Deutsche eine Scheibe von abschneiden. Auch das Klima dort ist viel angenehmer, als hier bei uns in Deutschland. Ich hoffe dort bald mal wieder einen Urlaub verbringen zu dürfen.
Sonnige Grüße von Mia
Hola Mia,
als ich im März in Andalusien war, hat es mich auch umgehauen. Deshalb geht es für uns jetzt auch als nächstes dorthin 🙂
Schon jetzt viel Spaß bei deinem nächsten Urlaub,
liebe Grüße
Nima
Für uns ist Andalusien sehr interessant. Letztes Jahr waren wir in der Sierra de Grazalema. Dieses Jahr zieht es uns wieder dorthin
Wo befindet sich der Steinturm?
Weiterhin schöne Erlebnisse
Christine
Hola Christine,
die Sierra de Grazalema ist wirklich beeindruckend!
Den Steinturm findet ihr in dem Naturpark von El Torcal. Wir waren letzte Woche dort und sind begeistert 🙂
Liebe Grüße
Nima