“Das ist doch eher was für Männer”
Als ich mich vor Kurzem mit meiner Mutter über das Mountainbiken bzw. Downhill-Fahren unterhalten habe, sagte sie genau diesen Satz.
Dagegen habe ich heftig protestiert, denn von solchen Rollenklischees halte ich gar nichts.
Aber ihre Bemerkung hat mich nachdenklich gemacht und schließlich zu diesen Fragen geführt:
- Sind Outdoor-Unternehmungen an sich eher was für Männer?
- Wie hat sich mein Leben durch meine spät entdeckte Begeisterung für Outdoor verändert?
- Und was spricht alles dafür, zur Outdoorfrau zu werden?
Von Verallgemeinerungen und Wortfeinheiten
Das Wort Outdoorfrau ist vielleicht nicht ideal, das gebe ich zu. Aber ein besseres ist mir nicht eingefallen – vielleicht weißt du ja eins?
Mit Outdoorfrau meine ich all die Mädels, die im Outdoorbereich unterwegs sind: Kletterinnen, Bikerinnen, Wanderinnen, Camperinnen und und und …
Ich möchte hier kein neues Klischee aufbauen, sondern darüber berichten, was aus meiner Sicht das Tolle am Draußensein ist.
Und ja, ich möchte andere Frauen dazu ermutigen, mehr Outdoor-Erfahrungen in ihr Leben zu holen!
Warum?
Dazu ein kurzer Ausflug in meine persönliche Geschichte …
Hier ist’ s aber gemütlich – die berühmte Komfortzone
Bis vor drei Jahren hatte ich mit Outdoor wenig am Hut.
Mein Maximum an Outdoor-Aktivitäten waren Spaziergänge mit meinen Hunden und das Joggen – mehr nicht.
Kein Campen, kein Schlafen im Auto, kein Klettern, Bouldern oder Biken.
Campen kam für mich nicht in Frage, da ich eine große Abneigung gegen Spinnen und Käfer habe. Die Vorstellung, dass ich mit den Viechern in engeren Kontakt kommen könnte, war mir ein Greuel.
Ans Klettern hätte ich wegen meiner Höhenangst auch nicht gedacht. Viel zu gefährlich!
Zu dieser Zeit habe ich mir über viele ungelegte Eier Sorgen gemacht, war tendenziell eher ängstlicher Natur und habe oft an mir selbst gezweifelt.
Sei wild und mutig, das ist der Grund, eine Outdoorlady zu werden. Denn erst, wenn Dir ein verrücktes Grinsen sagt, dass Du es geschafft hast, weißt Du, dass Du auch jedes andere Abenteuer im Leben meistern kannst!” Corinna von Outdoormädchen
Der Duft der Einfachheit
Meine erste Outdoorerfahrung habe ich zusammen mit Steve gemacht, als wir zum Klettern nach Siurana gefahren sind.
Im Auto schlafen, mich im Freien waschen, irgendwo Wasser organisieren – alles Neuland für mich.
Im Vorfeld hatte ich 1000 Befürchtungen, von denen sich im Nachhinein keine einzige bewahrheitet hat.
Dafür habe ich das hier bekommen:
- einen unsagbar schönen Sternenhimmel
- meine erste Sternschnuppe
- absolute Ruhe
Auf unserer weiteren Reise im Auto durch Spanien bin ich dann dem Outdoorleben vollends verfallen.
Dabei habe ich ganz neue Fähigkeiten an mir entdeckt.
- Durch viele kleine Erfolgserlebnisse beim Klettern bin ich selbstbewusster und mutiger geworden.
- Ich mache mir weniger Gedanken darüber, was andere über mich denken. Mich neben einer Straße unter die Solardusche zu stellen? Stört mich inzwischen nicht mehr.
- Ich bin pragmatischer und lösungsorientierter geworden. Wenn das Gas beim Kochen ausgeht, hilft kein stundenlanges Grübeln, da muss eine Lösung gefunden werden.
- Ich habe beim Outdoor gelernt, dass Dinge oft anders laufen als geplant und es nichts bringt, sich darüber aufzuregen. Dadurch bin ich flexibler und anpassungsfähiger geworden.
Wie kommt es überhaupt dass sich viele Frauen weniger zutrauen als Männer?
Dazu stelle ich mal drei Theorien auf:
- Mädchen werden oft stärker behütet und eher zur Ängstlichkeit erzogen
- Dreckig machen gehört sich für ein Mädchen nicht! Stattdessen sollen sie hübsch aussehen und sich anpassen.
- Als Mädchen körperliche Grenzen austesten und eine gesunde Körperwahrnehmung lernen? Ist auch eher Jungen vorbehalten.
Am Ende stehen dann erwachsene Frauen mit einem schlechten Selbstwertgefühl da, die sich nichts zutrauen und sich über 1000 Kleinigkeiten Sorgen machen.
So wie ich vor ein paar Jahren.
“Als Outdoorfrau ist man weg von oberflächlich befriedigenden Schnickschnacks des Alltags und dafür mitten drin in atemberaubender Natur und richtig nah bei sich selbst”
(Stefanie von Climbingflex)
Die gute Nachricht: Es ist nicht zu spät!
Egal, wie alt du bist: Du kannst jederzeit etwas ändern und dir mehr Outdoorfeeling in dein Leben holen!
Aus welchen Gründen du zur Outdoorfrau werden solltest?
Das verrate ich dir, zusammen mit anderen Outdoorbloggerinnen, im zweiten Teil.
Gefällt dir der Artikel? Das freut mich sehr.
Wenn du magst, kannst du Abenteuer Spanien mit einer selbstgewählten Spende unterstützen – natürlich absolut freiwillig!
Oh yeah, thats it! Sternenhimmel, Probleme mit dem Kocher und sich selbst als eigene Herausforderung!
Dass das einfach nur wunderbar ist, beschreibst du sehr schön!
Freu mich auf den zweiten Teil 🙂
Lieben Gruß,
Corinna
Ich sag’ s dir, die Kocher… da hängt einem der Magen in den Kniekehlen und dann streiken sie 😉
Ganz lieben Dank für dein schönes Zitat!
Liebe Grüße
Nima
Was für ein inspirierender Artikel, der hoffentlich auch andere inspiriert! Kann ich voll nachvollziehen, was du beschreibst 🙂
Draußen in der Outdoorwelt ist noch genug Platz für viele neue Outdoorfrauen 😉
Ja, es ist schon verrückt. Als ich mal in Spanien (Piedrahita) zum Gleitschirmfliegen war, wollte ich mir Funktionsunterwäsche in einem der kleinen Outdoorläden kaufen (es war etwas kühler als gedacht ;)). Und die Leute haben mich total schräg angeschaut als ich was für Damen suchten. Das gab es schlichtweg nicht! Ansonsten musste ich glücklicherweise nie mit Vorurteilen kämpfen – oder es ist mir nie aufgefallen. Eigentlich ist es eher Bewunderung als Verwunderung, was ansich eher nett ist 🙂
🙂
Das mit der Bewunderung erlebe ich zum Teil auch so – damit lässt es sich leben 😉
Ein toller Beitrag!
Ich bin wirklich wahnsinnig gern in den Bergen zum Wandern, oder auf Klettetsteigen…aber leider noch immer zu faige das alles auch alleine zu unternehmen! Mein Freund liebt die Natur zum Glück auch sehr, aber zum Camping, oder Schlafen im Auto konnte ich ihn noch nicht bewegen!
Ich wäre echt dankbar für ein paar Tipps wie auch ich zur Outdoorfrau werde! 🙂
LG Niki
Hey Niki,
na, wenn du wanderst und auf Klettersteigen unterwegs ist, ist das doch schon eine ganze Menge Outdoor! 🙂
Alleine muss man solche Dinge gar nicht unbedingt machen. Oft ist es ja auch sicherer, wenn jemand dabei ist.
Das mit dem Camping könnt ihr im Sommer doch einfach mal ausprobieren – und wenn es nur für eine Nacht ist. Das bringt ein bisschen Abwechslung in den Alltag und falls es euch nicht gefällt, passiert auch nichts Schlimmes 😉
Ich würde mich an deiner Stelle einfach in kleinen Schritten an das, was du gerne machen willst, herantasten und dir vielleicht noch andere Mädels suchen, mit denen du Outdoorsachen unternehmen kannst. Just try it – das ist der beste Weg!
Liebe Grüße 🙂
Nima
Auf FB hatte ich ja schon geschrieben, wie ich und meine Mädels zum Abenteuer draussen stehen 😉
Aber gerade bin ich noch über einen passenden Fail dazu gestolpert:
https://twitter.com/beowoelfchen/status/608939394511290368
Na, das passt ja … 😉 Dank dir dafür! Hasta luego Nima
Hallo Nima,
als ich den Titel des Artikels lass, bekam ich gleich leicht erhöhten Puls.
Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Satz schon gehört habe.
Ich bin auch ein Spätzünder und erst mit 37 zum Outdoor gekommen. Dafür kam meine Tochter mit gerade einmal 3 Jahren in den Genuss ihres ersten Outdoorabenteuers. Für meine erste Reise, allein mit Kind, habe ich mich für einen Road-/Campingtrip durch Südfrankreich entschieden. Eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe. Es war eine ganz wunderbare Erfahrung für uns beide und es folgten viele weitere Camping-Abenteuer.
Aber nicht nur Camping hat es uns angetan, wir sind inzwischen absolute Outdoorfans. Wandern, Klettern, Bergsteigen, Radfahren, Raften, … – wir sind immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und Outdoor ist ein fester Bestandteil all unserer Reisen.
Liebe Grüße
Frauke
Hallo liebe Frauke, ich hoffe, dein Puls geht jetzt wieder normal 😉 Ich finde es super, dass du all diese Sachen mit deiner Tochter machst u.glaube, dass diese Erfahrungen ganz toll für sie sind! Weiter so 🙂 liebe Gruesse Nima
Also, ich wollt mich ja eigentlich auf die Finger setzen, weil a bisserl genier ich mich schon langsam, dass ich so viel schreibe. Aber hier geht det jetzt nich, ne.
HÄ?! Outdoor ist nichts für Frauen??!! Seltsames Konzept. Ok, ich war als Kind nicht campen. Das lag aber daran, dass Papa eine Abneigung gegen Camping und Zelten hat. Nicht daran, dass ich ein Mädchen war. Ok, Mountainbiken ist nun nicht so meine Sportart und Downhill – ja, da bin ich ein Schisser. Aber hey, auf ‘ner Wiese kann man schon Rad fahren, das habe ich auch als Mädchen schon ausprobiert, mit einem stinknormalen Dreigangrad. Und der Göttin sei Dank ging Papa gerne in die Berge wandern. Das hat mich damals manchmal ziemlich genervt, weil Meer wäre schon auch mal schön gewesen. Aber es hat mir glaube ich einiges mitgegeben, von dem ich heute noch zehre. Unter anderem kann ich auch mal hinter’s Gebüsch verschwinden, wenn’s nottut. Ohne die Umwelt mit hässlichen weißen Flecken von Toilettenpapier zu verschandeln (Mädels, beim kleinen Geschäft geht es wirklich auch ohne und wenn es denn nottut, man kann die vergraben!). Und ja, dreckig machen kann ich mich auch, manchmal mehr, als mir lieb ist 🙂
Ich grübel grad noch, was eine Outdoorfrau ist und ob ich eine bin 🙂 Aber so prinzipiell, es ist überlebbar, mit einem Tarp und einem guten Schafsack auf einer Matte im Wald zu schlafen, wandern ist fein, kraxln auch (ähm, ja, also, man sollte nicht zu viel wiegen 😮 ), verhungert bin ich noch nirgends (eine Ersatz-Gaskartusche wirkt manchmal Wunder o:)) und ja, doch, das ist alles auch für Mädels fein. Mädchen sein finde ich überhaupt irgendwie ein total blödes Argument, um nicht in die Natur zu gehen. Btw., man kann auch mit Rock einen Baum hochklettern, ehrlich! (Mama sagte dazu nur, wenn wir runterfallen, verkloppt sie uns den Hintern. Das war wohl abschreckend genug 😉 Papa erklärte uns ziemlich frühzeitig die Dreipunktregel – immer drei Punkte sind am Fels/Baum, nur eine Hand/ein Fuß bewegt sich)
Also ich sehe echt keinen Punkt, warum eine Frau nicht in die Natur sollte oder gar, warum die Natur Männern vorbehalten sein sollte. Aber ich sehe viele, viele Vorteile. Ich kann auftanken, ich habe wunderschöne Erlebnisse (es ist doch z.B. süß, wenn einem ein Feuersalamander guten Morgen sagt, oder?), es trainiert durch die wechselnden Temperaturreize mein Immunsystem, ich muss mich bewegen, es macht einfach gesund. Mädels, macht das, und gebt es bitte auch Euren Kindern mit. Zusammen mit Respekt vor der Natur und Dankbarkeit 🙂
Jm2c
Danke für den Artikel 🙂
Monika
Kalimera liebe Monika,
“Also ich sehe echt keinen Punkt, warum eine Frau nicht in die Natur sollte oder gar, warum die Natur Männern vorbehalten sein sollte.”
Das sehen wir beide gleich 🙂
Besten Dank für dein ausführliches Feedback!
Nima