Astrid und Sven – ein Pärchen, das sich in einem Steyr 680 auf den Weg von München nach München gemacht hat. Einmal um die Welt reisen, das ist ihr Ziel!
Auf ihrem Blog geben sie viele nützliche Infos, zum Beispiel zu Stellplätzen, aber sie berichten natürlich auch live von unterwegs.
Wie sie aktuell Einnahmen erzielen und wie es mit der Rollenverteilung beim Leben on the road aussieht, das verraten sie euch nun selber.
” Wir sind Astrid (35Jahre aus München), Sven (37 Jahre aus Potsdam) und Loki (38 Jahre aus Steyr). Zusammen fahren wir um die Welt.
Momentan sind wir in Südostasien, genauer gesagt in Kambodscha.
Wir haben uns über ein Jahr Zeit gelassen, um von München über das Baltikum, Russland, die Mongolei, China, Laos und Thailand hierher zu fahren.
Bevor wir losfuhren hatten wir beide Jobs und standen sozusagen mitten im gesellschaftlich akzeptierten Leben”
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, eine Weltreise in einem LKW zu machen?
Wir glauben, die Idee eine Weltreise zu machen, haben manche Menschen schon sehr früh. Die Frage ist immer wann und wie?
Wir haben einfach beschlossen. wir fahren nächstes Jahr los und schieben die Reise nicht immer wieder auf.
Die Frage war dann nur noch: Wie?
Ein Grund für den LKW ist, dass wir Taucher sind und unser Equipment mitnehmen wollen.
Ein weiterer Grund ist, dass man sich auch in den exotischsten Kulturen schnell heimisch fühlt, wenn man sein „Haus“ dabei hat.
Reisen mit dem Auto eröffnet einem auch die Gelegenheit sich abseits der Touristenströme zu bewegen und Land und Leute besser kennen zu lernen.
Unserer Erfahrung nach sind die Menschen umso freundlicher und “echter”, je weiter man sich von den sogenannten „Hotspots“ wegbewegt.
Warum habt ihr euch für einen Oldtimer entschieden?
Ganz klar: Einfachere Reparatur!
Jeder Mechaniker auf der ganzen Welt ist in der Lage, an unserem Fahrzeug rumzuschrauben!
Wir sind nicht auf irgendwelche Fachwerkstätten mit Laptops angewiesen, meist reicht die kleinste Hinterhofwerkstatt vollkommen aus!
Zudem ist es auch für uns einfacher etwas zu reparieren, wir sind ja auch keine Mechaniker.
Außerdem halten sich die Anschaffungskosten in Grenzen.
Habt ihr für eure Reise einen festen zeitlichen Rahmen oder reist ihr auf unbestimmte Zeit?
Der Sinn des Reisens besteht für uns ja darin, frei und unabhängig zu bestimmen, was wir wann machen wollen, daher haben wir eigentlich keine festen Termine.
Manchmal kommt es aber zu ein oder anderen Termin, z.B. wenn man durch Länder reist, die man nur mit einer Agentur bzw. mit viel Vorrausplanung durchfahren darf (China, Myanmar) oder das Visa setzt die Grenze.
Einen Termin gäbe es aber:
In Deutschland ist es möglich, das Arbeitslosengeld (so man Anspruch hat) für vier Jahre auszusetzen.
Das heißt, wenn wir unseren Anspruch wahrnehmen wollen würden, müssten wir nach drei Jahren zurück.
Momentan sieht es aber nicht danach aus.
Wie finanziert ihr euren Trip? Wie lange habt ihr dafür gespart?
Mit welchen Kosten muss man bei so einem Vorhaben rechnen?
Wir haben nicht lange genug gespart, also arbeiten wir auch unterwegs.
Kleinere Internetjobs, Tauchlehrer, Bloggen, Onlinesprachlehrer, Kalenderverlegen und Fotos verkaufen … Was man halt so macht auf Reisen.
Zu den Kosten:
Tja das hängt natürlich stark von Lebensstil ab. Wir kommen mit 15 EUR am Tag für zwei Personen (ohne Diesel und Extras wie Visa) aus.
Es gilt, je langsamer man reist, desto weniger braucht man.
Im Durchschnitt würde ich sagen, dass die meisten Autoreisenden im Monat um die 1000 Euro für zwei Personen brauchen.
Viele planen das Carnet in ihre Kosten nicht mit ein, daher der Hinweis:
Wer ein Auto in ein anderes Land einführt, auch temporär, muss dieses eigentlich verzollen.
Die meisten Länder der Welt akzeptieren aber den sogenannten Carnet de Passages des ADAC.
Es handelt sich um eine Zollbürgschaft des ADAC. Dafür muss man aber Geld hinterlegen und zwar abhängig vom Autowert. Das Minimum sind 1.500 Euro, wenn man aber Länder wie Indien bereist, liegt das Minimum bei 5.000 Euro!
Wie lange haben die Vorbereitungen von der Entscheidung bis zum Losfahren gedauert?
Ein Jahr, da wir alles daheim aufgelöst haben und Kündigungsfristen eingehalten werden mussten.
Um unseren Steyr 680 “Loki” “fertigzustellen, haben wir drei Wochen benötigt.
Mit welchem Probleme hattet oder habt ihr zu kämpfen?
Immer noch ungenügende Strom- und Wasserversorgung.
Strom und Wasser ist das Wichtigste, wenn man mit dem Auto fährt, alles andere sind nette Extras!
Ansonsten hatten wir bis heute noch keine Probleme, weder mit der Polizei noch mit Einheimischen. Trotzdem geht unser Puls an Tagen an denen wir über die Grenze fahren immer noch schneller.
Wir wurden überall herzlichst empfangen.
Die Erfahrung lehrt, je ärmer das Land und je größer die Warnungen anderer Leute oder im Internet, desto herzlicher und gastfreundlicher die Menschen!
Wir erregen mit unserem Loki ja immer viel Aufsehen, aber überall gehen die Daumen hoch und wenn wir mal eine Panne haben oder uns festfahren, wird uns schnell geholfen.
Welchen Rat würdet ihr jemanden geben, der mit dem Gedanken spielt, für längere Zeit in einem LKW zu leben?
Die richtige Einstellung ist maßgebend.
Flexibilität, Gelassenheit und ein gewisses Durchsetzungsvermögen schaden auch nicht.
Reise langsam!
Schnelles Reisen führt zu Stress Überforderung und „Reise burn out“!
Wir verweisen jetzt einfach mal auf einen Artikel von mir zu diesem Thema: Warum eine Reise kein Urlaub ist!
Wir finden es sehr befreiend, weniger zu besitzen und sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren, aber das muss man mögen.
Das Zusammenleben spielt sich auf engstem Raum ab, das ist nicht immer ganz unkompliziert.
Frauen sollte klar sein, dass man mehr oder weniger auf die klassische Rollenverteilung zurück fällt (bis auf wenige Ausnahmen).
Während die Männer am Auto basteln, waschen und kochen die Frauen. Umgekehrt oder abwechselnd geht es nur, wenn man selbst genug mechanische Fähigkeiten mitbringt, sonst wird es einfach ziemlich ungerecht!
Zum LKW:
Sonnenschutz außen ist wichtig, denn das ganze Leben wird sich draußen abspielen. Wie schon gesagt Wasser und Strom.
Ein robustes Fahrzeug, das leicht zu reparieren ist und eine gewisse Bodenfreiheit hat.
Was sind die wichtigsten Eigenschaften, die man für ein längeres Leben im LKW mitbringen sollte?
Geduld, Gelassenheit, Einfühlungsvermögen, Abenteuerlust, Fahrkünste und handwerkliches Geschick.
Herzlichen Dank, Astrid und Sven!
Ich wünsche euch viele tolle Begegnungen und weiterhin eine gute Zeit mit Loki.
Zu den bisherigen Interviews:
Leben on the road, Serie Teil 1: 14m²
Leben on the road, Serie Teil 2: Rumtreiberin
Leben on the road, Serie Teil 3: Amumot
Leben on the Road, Serie Teil 4: Runterwegs
Hallo Nima,
mit Begeisterung habe ich obigen Artikel (…Serie, Teil 7…) gelesen (links aus xing) und habe mich direkt gefragt, wo ich denn die Teile 1-6 finden kann. Über das Archiv und die Monatsauswahl habe ich dann Teil 6 gefunden, andere finde ich so wohl auch. Hilfreicher hätte ich es gefunden, direkt auf der Seite oder rechts in einem Widget, alle zugehörigen Teile/SSeiten direkt anklicken zu können.
Nur so, als Anregung.
Weiter so und noch viel Spaß!
Vg
Ganz herzlichen Dank für deine Rückmeldung!
Du hast absolut recht mit der Verlinkung auf die anderen Interviews. Das ist mir glatt durch gerutscht …
Jetzt sind die Links am Ende des Artikels eingebaut.
Liebe Grüße
Nima
Ein wirklich super gelungenes Interview, das Freude auf mehr macht 🙂
Ich hoffe Du findest noch mehr so tolle Interviewpartner liebe Nima 🙂
Liebe Grüße
Anna
Bestimmt, ich bleibe am Ball 🙂
Liebe Grüße
Nima
hallo Nima,
ich lese Deine Interviews immer sehr gerne. Es ist schön, dass es auch andere Verrückte gibt, die ihr Leben anders gestalten wollen als normal.
Grüße von der Straße
Ernst
Hallo Ernst,
wenn man einmal anfängt, sich nach den Verrückten umzuschauen, findet man immer mehr -super, oder? 🙂
Liebe Grüße
Nima