Ein Auto, drei Hunde und ein bisschen Gepäck – so sah im Februar 2012 mein Start in Katalonien aus. Ohne Sprachkenntnisse und ohne Zukunftspläne, dafür nervlich komplett am Ende, so bin ich damals dort angekommen.
In den folgenden sechs Monaten konnte ich mietfrei in einem Holzhaus auf der Finca eines Deutschen leben und endlich zur Ruhe kommen. Mein Wunsch war es, weniger zu denken, dafür wieder Zugang zu meinem Bauchgefühl zu bekommen.
In den Monaten davor habe ich nur noch funktioniert, durchgetaktet von morgens bis abends. Hinter mir lag eine Scheidung, viele Verletzungen und der Kampf, nach der Scheidung finanziell über die Runden zu kommen.
Meine Gedanken sind Achterbahn gefahren und ich habe mir vor allen möglichen Dingen Sorgen gemacht. Eine Bekannte hat mir damals geraten: “Wirf dein Leben einfach komplett in die Luft und schau, was dabei heraus kommt. Du hast doch nichts zu verlieren.”
Genau das habe ich getan:
Meine Wohnung und meine Jobs gekündigt, meinen Haushalt aufgelöst und mich auf das Abenteuer eingelassen.
Ab jetzt wollte ich den Raum und die freie Zeit für neue Erfahrungen nutzen und mich vom Leben treiben lassen – absoluter Luxus!
Wenn mir jemand gesagt hätte, was ich in den nächsten 1,5 Jahren alles erleben werde, hätte ich es nicht geglaubt.
- Einer meiner Hunde ist gestorben.
- Ich habe, trotz Höhenangst, mit dem Klettern angefangen.
- Alte Freundschaften sind zerbrochen und neue entstanden.
- Ich habe nach einem Streit auf der Finca meine Sachen gepackt und dann drei Monate im Haus von Freunden in einem Rohbau gelebt.
- Es gab einen Jahrhundert-Waldbrand, von dem auch unsere Finca betroffen war (zum Artikel).
Ich habe gelacht, gelitten, geweint, mich gefürchtet und mich verliebt!
Es war ein Jahr der extremen Gefühle. Von totaler Traurigkeit über Verliebtsein bis hin zu Angst während des Brandes war alles dabei. Verliebt habe ich mich in meinen deutschen Freund, den ich dort kennengelernt habe und…in Katalonien.
Und wie das so mit Gefühlen ist, lassen sie sich schwer in Worte fassen.
Was mich begeistert, mag andere kalt lassen. Irgendetwas hat mich dort berührt und den Schutzpanzer zum Bröckeln gebracht, mit dem ich dort angekommen bin: möglichst niemanden zu eng an mich heran lassen aus Angst, verletzt zu werden.
Dazu beigetragen hat, dass die Katalanen interessiert und herzlich auf mich zugegangen sind. Dass ich nur holprig mit ihnen spreche, stört sie nicht. Sie sind hilfsbereit und haben mich offen in ihren Freundeskreis aufgenommen. Jeder hat mir das Gefühl gegeben, willkommen zu sein!
Um in einem anderen Land Fuß zu fassen – egal wo – ist es notwendig, sich auf die Menschen und ihre Kultur einzulassen.
An der Costa Brava gibt es genügend deutschsprachige Angebote, vom Friseur über einen Supermarkt bis hin zum Tierarzt. Ich habe mich für den spannenderen Weg entschieden und die gleichen Geschäfte aufgesucht, wie die Katalanen auch. Mein erster Besuch beim Friseur mit dem Wörterbuch unter dem Arm hat mein Adrenalin ganz schön in Wallung gebracht…
An eine Sache kann ich mich bis heute nicht gewöhnen und zwar das späte Abendessen. Um 22.00 Uhr oder später zu essen, ist dort völlig normal. Ich bin bis dahin komplett verhungert und außerdem schon im Schlafmodus.
In meinem Artikel Achtung: Lesen verboten! erfährst du, welche weiteren Unterschiede ich zwischen dem Leben in Deutschland und Spanien empfinde.
Aber wer sind die überhaupt, diese Katalanen?
Das verrate ich dir nächste Woche im zweiten Teil dieses Artikels.
Liebe Nima!
Ein sehr schöner Artikel. Ich wusste nicht, dass du auch schon so vieles durchgemacht hast. Aus meiner Zeit in Brasilien habe ich eigentlich auch die Erfahrung mitgebracht, dass Menschen im Grunde nett und hilfsbereit sind, aber momentan habe ich wieder arg eine Igel-Phase :-(. Bin schon gespannt auf den zweiten Teil deines Artikels.
Nuria
Hallo Nuria,
Igel-Phasen gehören dazu, dann kommen auch wieder die anderen 🙂
Ich freue mich, dass dir der Artikel gefällt!
Liebe Grüße
Nima
Liebe Nima,
wieder ein toller Artikel und so werden meine Erfahrungen und Erinnerungen an Spanien einfach wachgehalten.
Ich hab ja hier schon geschrieben, dass ich überaus ähnliche positive Erlebnisse mit netten, hilfsbereiten Menschen als Umsiedler in einer neuen Umgebung gemacht habe.
Ich freue mich auf den nächsten Teil.
Liebe Grüße
Johannes
Dankeschön 🙂
Ehrlich, offen, authentisch, mutig: Glückwunsch zu dem klasse Artikel!
LG
Mischa
Danke für’s Teilen, Nima!
Und stark, in so einer persönlich schwierigen Situation sich zu entscheiden und aktiv zu werden.
Viele Grüße
Stefanie
Ganz lieben Dank, Stefanie 🙂
Hallo liebe Nima,
deine Webseite mit dem was und worüber du schreibst rührt mich zu Tränen.
Ich stehe kurz davor Schritte in eine ähnliche Richtung zu gehen und es tut so gut,
mit dir in Resonanz zu gehen.
DANKE, dass du dich sichtbar machst!
Alles Liebe und Gute, Judith
Liebe Judith,
besten Dank an dich für deine Rückmeldung und viel Freude bei deinen nächsten Schritten, die durchaus aufregend sein dürfen 🙂
Nima