Auf die Frage „Was habt ihr denn für ‘ne Technik im Wohnmobil verbaut?“ gibt es von mir immer die gleiche Antwort: “Ich habe keine Ahnung…”
Wenn es um technische Dinge geht, streikt mein Gehirn!
Wie oft hat Steve mir schon erklärt, wie das im Horst mit den Solarpanels und den Batterien aussieht? Ich kann es kaum noch zählen …
Um euch aber endlich mal eine fundierte Antwort auf die Frage nach unserer Technik zu geben, lasse ich den Chef-Planer heute selber zu Wort kommen.
Steve, bitte schildere doch mal kurz, wie die Ausgangslage im Horst aussieht. Welche Sachen sind schon vorhanden?
Also, als wir den Horst gekauft haben, war er mit diesen Sachen ausgestattet.
- 100 l Dieseltank
- 120 l Wassertank mit Druckpumpe (Fiamma Aqua 8)
- 60 l Abwassertank
- gute Starterbatterien (2 x 120 Ah/12V)
- Bordbatterie (100 Ah), die über die Lichtmaschine mitgeladen wird.
- Eine Vakuum- Toilette. Die ist super, weil man hier keine Chemie benötigt. Sie läuft über 12 Volt.
- Ein Absorber-Kühlschrank, der über 220 Volt bzw. 12 Volt bzw. Gas betrieben werden kann.
Die Elektrik war bisher dazu ausgelegt, von außen an 220 V angeschlossen zu werden und dann noch die Bordbatterie zu laden. Die Wasserpumpe und das Radio laufen über 12 V. Das Licht und der Kühlschrank können wahlweise über 12 V oder 220 V betrieben werden.
Herd und Heizung laufen über 50 mbar und werden direkt an der Gasflasche betrieben.
Die bereits vorhandenen Möbel sind tiptop, da brauchen wir nichts dran machen.
Was wir nicht haben, ist Warmwasser.
Fürs Spülen machen wir Wasser auf dem Herd warm, geduscht wird mit einer Solardusche oder kalt. Wenn wir merken, dass das nichts ist, dann rüsten wir nach.
Was haben wir neu dazu gekauft und warum?
Fangen wir mal mit dem Kühlschrank an.
Den haben wir durch einen Kompressorkühlschrank ersetzt, den wir gebraucht im Netz gefunden haben.
Der verbraucht weniger Strom, bietet mehr Platz und kühlt besser – vor allem wenn es draußen warm ist.
Dann haben wir den verschlissenen und hässlichen PVC Boden durch einen Korkboden ersetzt.
Nach drei Jahren war der aber so durchgelatscht, dass wir nun Eichenparkett verlegt haben.
Optisch sieht es dadurch viel wohnlicher aus und der Boden hat eine gute Isolierung/Dämmung. Dadurch kommt während der Fahrt mehr Ruhe rein, weil man die Reifen nicht mehr so hört. Das ist uns aber erst im Nachhinein aufgefallen.
Den Unterbodenschutz haben wir erneuert, was dringend notwendig war und alle Gelenke/Scharniere nach Schmierplan abgeschmiert.
Fürs Internet und Netzwerk habe ich einen Router gekauft, bei dem ich weiß, dass er OpenWrt fähig ist. Das ist eine frei verfügbare Linux Distribution. Somit habe ich volle Konfigurationsfreiheit, kann Treiber selber installieren.
Der Router hat:
- einen 560 MHz Prozessor, 128 MB Ram
- zwei WLan-Module (2,4 und 5 GHz)
- zwei abnehmbare Antennen
- zwei USB-Ports
- Gigabit LAN/WAN
Alles zusammen für gerade mal 50 €.
Mittels OpenWrt ist er einfach zu bedienen.
So kann ich jetzt zum Beispiel einen USB-Stick einstecken und der Router geht über dessen SIM-Karte automatisch ins UMTS/LTE Netz.
Wenn ich eine Festplatte einstecke, erkennt er diese automatisch und über meinen Laptop kann ich dem Router sagen, er soll für mich Sachen up- oder downloaden, ohne, dass dabei mein Laptop an sein muss.
Zur Solaranlange:
- zweimal Sonnenschein Dryfit Solar Block 6Volt 330Ah VRLA Batterien in Reihe verschaltet
- Einen Solar MPPT Laderegler 50A 75Volt
- Viermal 100 Wp monokristalline Solarpanels
- 220 Volt Ladegerät mit bis zu 60 A Ladestrom
- Einen Inverter von 12 auf 220 Volt, 350 Watt
- Batteriewächter, um Tiefenentladung zu vermeiden und um den 12 Volt Hauptstrang über ein Relais schalten zu können.
Außerdem plane ich, selber eine Batterieanzeige zu bauen.
Diese kann man zwar kaufen, aber da dies das einzige Gerät ist, das immer an ist und ultra wenig Strom braucht (Micro-Controller), wollte ich da auch eine Alarmanlage, eine Verbindung zum Laderegler und eine Verbindung zum Linux Rechner herstellen.
Das ist im Prinzip das „stille Gehirn“ im Horst.
Von welchen Werten bist du für die Berechnung unseres zukünftigen Bedarfs ausgegangen und wie hast du sie berechnet?
Ich habe ungefähr abgeschätzt, welche Verbraucher in welcher Zeit wie viel Strom verbrauchen werden. Also bei Tag/Nacht und wie lange.
Den Wert nimmt man ungefähr mal zwei, weil wir Bleibatterien haben und umso mehr man diese entlädt, umso weniger lang leben sie.
Darum sagen wir, dass wir nicht mehr als 50% entladen.
Dann nimmt man das nochmal mal drei, wenn man drei Tage ohne Sonne auskommen möchte. Ansonsten halt entsprechend der Tage, die man ohne Sonne einplanen will.
Hast du schon eine Idee für die Konstruktion auf dem Dach?
Boah, da gab es viele … von Stahl über Alu, von Gasdruckdämpfer über Seilzug bis Spindelgetriebemotor.
Alles Sachen um es möglich zu machen, die Panels zu kippen, da man sowas nicht kaufen kann – zumindest nicht in der Form, wie ich es gerne hätte und für den Betrieb sinnvoll finden würde, wenn die Sonne flach steht.
Aktuell sieht es so aus, dass wir zwei ganz primitive Alu-Gestelle mit jeweils zwei Panels aufs Dach kleben – nicht automatisiert, aber manuell verstellbar.
Du bist ja Informatiker, kein Elektriker. Wo hast du dich informiert bzw. welche Seiten kannst du hier empfehlen?
Was meinst du mit ich bin kein Elektriker? Ich habe jahrelang Roboter gebaut???
… Unterbrechung für eine kurze private Diskussion …
O.k., speziell für Solar kann ich diese Seite hier sehr empfehlen: www.oeko-energie.de
Die reicht für ein paar Stunden Lesematerial. Da findet man wirklich fundiertes Wissen von jemanden, der sich dieser Thematik absolut verschrieben hat und nicht irgendwelche Märchen erzählt.
Zwei deiner Brüder haben eine eigene Auto-Werkstatt.
Inwieweit hilft dir ihr Wissen weiter und wie unterstützen sie dich bei den Umbauten?
Also, Horst ist inzwischen ein Familienmitglied.
Er ist ja schon ein sehr spezielles Auto. Deshalb finden meine Brüder ihn natürlich auch recht cool und wollen uns dabei unterstützen, das Beste für ihn zu tun.
Er bekommt:
- feinstes Öl vom eigens für ihn gekauftem Fass
- eine Spezialanfertigung für die Batterien und Panels
- auf Wachs basierendem Unterbodenschutz für eine zarte Horst-Haut.
Ohne meine Brüder würde ich an diese Sachen niemals rankommen – mir würden alleine die Ideen dazu fehlen.
Ganz zu schweigen von ihrer tatkräftigen Unterstützung. Meine Jungs können gut anpacken!
Und selbst bei Rost-Akne habe ich einen Bruder, der Karosseriebauer gelernt hat und mir mit seinen Tipps zur Seite steht.
Welche Punkte sind denn jetzt noch bis zum Aufbruch offen?
Ich suche noch nach einer Alternative zur Gasflasche, da in jedem Land andere Verschlüsse genutzt werden. Das führt zu unendlich vielen Adaptern …
Eine Variante wäre die Tankflasche, aber ich weiß nicht, ob ich diese mit den 50 mbar Druck vom TÜV genehmigt bekomme.
Einen letzten Satz zum Abschluss?
Das, was ich jetzt aufgezählt habe, sind nur die Komponenten.
Die für uns geschickte und sichere Verschaltung würde hier den Rahmen sprengen. Das Thema Sicherheit spielt nämlich schon auch eine sehr große Rolle, immerhin haben wir 100 kg Batterien an Bord. Stimmt hier die Verschaltung nicht, kann der Horst schnell mal in Rauch aufgehen …
Wenn jemand noch Fragen hat, kann er sie mir natürlich gerne stellen.
Also, schreibt eure Fragen einfach in das Kommentarfeld – wir sind gespannt!
Moin ihr Zwei,
also der Router ist genial und wird auf meine ToDo-Liste genommen. OpenWRT war völlig von meinem Bildschirm verschwunden.
Noch eine Frage, benutzt ihr die eingebauten Antennen oder kommen noch Antennen (WLAN und LTE) auf das Dach.
Danke für den tollen Artikel
Gruß
Andreas
Servus,
hab das WRT-Teil auch erst entdeckt und bin schon ziemlich begeistert. Ist echt ein schönes Web-Frontend mit dabei und den UMTS-Stick einzurichten, ging gleich wie bei Ubuntu. Die Antennen lass ich erstmal so. Wenn das zu wenig sein sollte, kann ich ja immernoch größere ranbauen, und wenn das auch nicht reicht, werd ich auf dem Dach nachrüsten.
Greetz
STeVe
Hi Steve,
plane die Antennen gleich mit ein, kann ich Dir aus Erfahrung sagen.
Gruß
Andreas
Meinst du die UMTS oder die WLAN Antenne?
Beides 🙂 Wir haben im Moment nur eine einfache MiMo-Antenne am Router nachgerüstet: 7, 86 statt 3,36 MBit .
Und die WLANs sind oft etwas schmalbrüstig und du erhöhst massiv die Reichweite, bei guten Antennen teilweise bis zu 6-8 km.
Danke! Wird direkt in die “Noch-zu-besorgen” Liste aufgenommen 🙂
Toller Artikel, wir überlegen nämlich schon eine ganze Weile, unseren Wohnwagen mit Solarmodulen autark zu machen.
Eure WLan -Lösung muss ich mir auch mal angucken. Wir haben bis jetzt mit mobilen WLAN-Spots gearbeitet. Das Problem sind die Akkus, die spätestens nach einer Saison Betrieb ihren Geist aufgeben und dann nur schwer nachzubekommen sind. Für unseren jetzigen und ziemlich teuren Spot finden wir gar keinen.
Die Sache mit den Gasflaschenanschlüssen – ich musste wirklich schmunzeln. Als wir das erste Mal ins Ausland gefahren sind, bin ich davon ausgegangen: 1 Europa=1 Gasflasche. Bereits in Frankreich standen wir dann ohne Gas da, wollten dann aber noch nach England. Wir haben das dann über Flaschen leihen in Frankreich, unsere dalassen wegen Gewicht, auf der Rückfahrt wieder umtauschen gelöst.
Später habe ich erfahren, dass eine gute Möglichkeit ein Gastank ist. Ich habe es aber noch nicht probiert.
Herzliche Grüße und allzeit knitterfreie Fahrt,
Christiane
Hola liebe Christine,
bei “1 Europa = 1 Gasflasche” musste ich laut lachen 😉 Die Dinge könnten so einfach sein, sind es dann aber oft doch nicht …
Mal sehen, für welche Lösung wir uns entscheiden – auf jeden Fall muss eine her!
Dir alles Liebe und Danke für deinen Kommentar
Nima
Autogas-Tank ist genial. Kann man überall in Europa an jeder Autogas-Tanke auffüllen. Billig, kein Flaschengeschleppe, sehr gute Versorgung.
Danke für deine Erfahrung. Ich glaube auch, dass wir uns dafür entscheiden. Gruessle Nima
Tolle Beschreibung!! Ich selber habe sehr gute Erfahrung mit einem einfachen LTE Router und einer MiMo Antenne gemacht, das hat mir immer gereicht.
So wie ich es verstehe habt ihr noch keine Alarmanlage eingebaut, oder? Könnt ihr eine empfehlen? Ich hatte mir mal die Olympia 9061 angesehen. Die ist zwar eigentlich für ein Haus, lässt sich aber gut erweitern, für alle Fenster etc. Mal sehen.
Tolles Blog habt ihr, ich lese gleich mal weiter.
Hey Benjamin,
Dank dir für dein Feedback.
Eine Alarmanlage haben wir noch nicht. Steve hat sich – mal wieder – vorgenommen, so ein Teil selber zu bauen. Wir werden eine fahrende Werkstatt, ich sehe es schon kommen 😉
Und vielen Dank für dein Lob zum Blog – das freut mich sehr!
Liebe Grüße
Nima
Ach wie witzig, dass euer Artikel in meiner Timeline aufgetaucht ist an dem Tag, an dem wir unseren Simon übernommen haben.
Und ihr habt ähnliche Pläne wie wir – was Solar-Panels und Internet im Wohnmobil angeht. Da werden wir uns bestimmt noch mal bei euch melden!
Bis dahin allzeit gute Reise.
Und wie sagt man unter Wohnmobil-Fahrern: Immer eine Handbreit Benzin im Tank? 😀
Steffi
Hola Steffi,
gratuliere zu Simon 🙂 Der macht ja echt einen guten Eindruck, wie ich auf eurer Seite gesehen habe.
Werde auf jeden Fall eure Reise verfolgen 🙂
Liebe Grüße
Nima
Hallo ihr zwei.
Kein fließend Warmwasser als Dauerlösung finde ich persönlich nicht optimal (vieleicht bin ich doch ein Warmduscher). Bei der Gasanlage gibt es noch zu beachten das es für die 50mbar Anlagen evtl. in der Zukunft knapp mit Teilen werden könnte da ja seit 2003 auf 30mbar umgestellt worden ist.
Grüße und viel Erfolg weiterhin.
Hey Andreas,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, das mit dem Warmwasser testen wir einfach mal. Bisher hat mich das in Spanien nicht gestört, mit ‘ ner Solardusche zu duschen (oder auch kalt). Wenn es uns doch nervt, kommt einfach ein kleiner Durchlauferhitzer rein – fertig.
Und der Hinweis mit der Gasanlage ist auch wichtig, da fällt bestimmt bald bei uns eine Entscheidung.
Liebe Grüße
Nima & Steve
Hi,
danke für eure schöne Beschreibung. Passt auch grad so richtig gut, da ich in den letzten Wochen genau beim Internet und Strom verzweifle. Solaranlage habe ich schon auf dem Plan, aber ich wusste mit Internet nicht weiter. Durch euch habe ich jetzt wenigstens mal eine Idee, was ich machen kann.
Wünsche euch allzeit gute Fahrt. Achja, ich finde den Blog klasse 🙂
Liebe Grüße
Ute
Liebe Ute, wenn du Hilfe brauchst, können wir dir den Herrn von Oekoenergie wirklich empfehlen! Das ist echt ein kniffliges Thema… Dir alles Liebe und eine ebenso gute Fahrt 🙂
Hi Ute, guck doch mal bei Fullsol, der Stefan arbeitet mit nicht so bekannten aber höchst leistungsstarken Solarpaneelen, die auch bei Verschattung mehr Leistung bringen. Supersympathisch und selber Wohnmobilist mit Faible für Frankreich! Grüß schön von mir, falls Du den mal anfragst 😀
Was Internet betrifft, favorisiere ich aktuell LTE-Antenne und Prepaid-Vodafone, zumindest für Andalusien.
Hallo Nima, wir ( Andreas und Anne ) leben seit 3 Jahren im Wohnmobil. Im Sommer meist in Deutschland, bzw. Schweden, im Winter sind Spanien und Portugal dran. Da wir ebenfalls Freisteher sind, haben wir uns natürlich auch intensiv mit dem Thema Gasversorgung auseinandergesetzt. Es gibt einen Adapter, welcher an der normalen handelsüblichen Gasflasche angeschraubt wird. Damit Füllen wir in Deutschland. Dann haben wir noch 2 zusätzliche Adapter, welche auf den deutschen Adapter aufgeschraubt werden können. Der erste ist passend für Spanien, der zweite passend für Schweden, Frankreich und Portugal. In eine normale 11 Kilo Flasche passen 22 Liter LPG Gas. Zur Sicherheit wird die leere Flasche vor dem Befüllen kontrolliert, ob sie tatsächlich 100%ig leer ist. Dann füllen wir 20 Liter an einer LPG Tanktstelle und haben genügend Sicherheitsreserven in der Gasflasche. So haben wir noch nie ein Gasproblem gehabt, egal wo wir uns aufhalten. Und der letzte Satz für alle die nun einweden:” Das ist doch aber verboten”. JA, es wird nicht gern gesehen, wenn es überhaupt jemand sieht. Aber: Solange die Flaschen nicht über ihre Befüllungsgrenze hinaus belastet werden ( also immer etwas Luft lassen ) oder beim befüllen die Zigarette nicht glüht, wird auch nichts passieren. Wir wünschen euch weiterhin viele tolle Erlebnisse, können viele Dinge über die Ihr berichtet aus eigener Erfahrung bestätigen. Die Welt ist rund, mit Sicherheit fährt man sich mal irgendwann und irgendwo über den Weg und dann seid ihr herzlich zum Erfahrungsaustausch auf ein Glas Gin/Tonic eingeladen.
Andreas und Anne
Hey Anne, hey Andreas,
diese Konstellation mit dem Befüllen der Flaschen kannte ich bisher noch gar nicht. Da lasse ich Steve direkt mal mitlesen, der sich sonst eher im Hintergrund hält 😉
Unser nächstes Überwinterungsziel soll in diesem Jahr auch Portugal bzw. Marokko werden. Vielleicht rollen wir uns tatsächlich einmal über den Weg, wir würden uns freuen!
Liebe Grüße
Nima
Hey Nima, solltet ihr dazu noch Fragen haben oder Bilder benötigen, kann ich gern beantworten oder Bilder der Adapter schicken. Wir sind z.Z. in Deutschland ( Mölln ) und werden uns Mitte / Ende September wieder auf den Weg machen. Geplant ist erstmal Angeln an den Ebro Stauseen, etwas Baden in der Gegend zwischen Cullera und Aguilas und November bis ca. Februar die Algarve mit unserer Anwesenheit beglücken.
Gruß Andreas
Danke 🙂