Der Caminito del Rey: Top oder Flop?

Der Caminito del Rey: Top oder Flop?

Fast auf den Tag genau drei Jahre ist es her, dass ich den Caminito del Rey gegangen bin.

Damals war er noch nicht restauriert und hat seinem Ruf als “gefährlichster Wanderweg der Welt” alle Ehre gemacht:

  • rostige Stahlträger
  • brüchiger Beton
  • riesige Löcher im Weg

Als ich den Einstieg gesehen habe, ist mir das Herz in die Hose gerutscht. Da soll ich drüber? Niemals …

Der Einstieg in den Caminito del Rey
Der Einstieg in den Caminito del Rey

Aus dem Niemals wurde dann ein “ich kann es ja mal versuchen” und letztendlich ein nachhaltig beeindruckendes Erlebnis.
Ein königlicher Klettersteig

Ein schmaler Weg am großen Fels.
Ein schmaler Weg am großen Fels.

Der Caminito del Rey: Top oder Flop?

Inzwischen wurde der Caminito aufwendig restauriert und zu einem Zielwanderweg ausgebaut.
Die Gefahr ist also gebannt, jetzt kann man ihn problemlos gehen.

Dafür muss man allerdings erst einmal an Karten herankommen, denn ohne Karte bekommt man keinen Zutritt.
Auf dieser Seite findet ihr alle Informationen rund um die Buchung, die Anfahrt und was man sonst noch wissen sollte: www.caminitodelrey.info

Ebenfalls notwendig ist ein Helm, den man am Eingang in die Hand gedrückt bekommt.
Irgendwie ist es mit so einem Ding auf dem Kopf unmöglich, halbwegs seriös auszusehen, oder?

Als wir endlich losgehen, bin ich natürlich sehr gespannt, was die Restaurierung aus dem Weg gemacht hat.

Schließlich habe ich im Internet schon viel Kritik gehört:
Der neue Caminito sei jetzt eine Autobahn und man habe ihm komplett seinen Charme entzogen.

Caminito del Rey 2016

Kein Adrenalin, keine Gefahr

Aus Sicht eines Kletteres oder Klettersteig-Fans stimmt das: Der neue Caminito del Rey ist in der Tat ein gefahrenfreier Wanderweg.
Über seine eigenen Füße kann man natürlich immer stolpern …

Zwei Drittel des Weges verlaufen über einen Holzpfad, ein Drittel ist ein normaler Waldweg.

Alt trifft neu

Was mir gut gefallen hat, ist, dass Teile des alten Weges erhalten und der neue darüber gebaut wurde.
So bekommt man auch heute noch einen Eindruck davon, was ihn zum vermeintlich gefährlichsten Wanderweg gemacht hat.

Und für mich war es ein Wahnsinnsgefühl, all die Stellen noch einmal zu sehen, über die ich mit schlotternden Beinen gelaufen bin.

Minuspunkte:

  • Es wurden auch Teile des alten – und gleichzeitig historischen – Weges für den Neubau entfernt.
  • Eine große Anzahl an Kletterrouten ist nur über den Caminito zu erreichen.
    Seit der Restaurierung haben Kletterer keinen Zugang mehr zu diesem Sektoren und das ist sehr ärgerlich.

Wir haben bei unserem Besuch Glück und es sind nicht zu viele Leute unterwegs.
So haben wir den Weg zwischendurch ganz für uns alleine und können die unbeschreibliche Aussicht genießen.

Dieses Mal kann ich es wirklich und muss nicht ständig darauf achten, ob mir vielleicht gleich der Beton unter den Füßen wegbricht.

Und dann kommt die Stelle, auf die ich gewartet habe. Die Stelle aller Stellen sozusagen.
Sie liegt direkt hinter der Hängebrücke, die über die Schlucht führt, und war damals für mich die größte Herausforderung.

Den Moment, als ich den alten Stahlträger überquere, vergesse ich nie.
Der für diesen Abschnitt typische Wind hat mich gewaltig durchgeschüttelt und mein Herz bis zum Anschlag klopfen lassen.

Heute windet es zwar noch genauso, aber jetzt kann man gemütlich über die Hängebrücke gehen – auf 105 Metern Höhe!

Kurz hinter der Brücke ist der Weg dann fast vorbei.
Noch ein paar hundert Meter, dann stehe ich dort, wo damals der Einstieg war.

Kein Adrenalin, dafür Genuss

Tja, was soll ich sagen: Zwischen dem alten und dem neuen Caminito del Rey liegen Lichtjahre. Sie zu vergleichen, ist unmöglich.

Aus Sicht eines Kletteres hat der neue Caminito seinen Reiz verloren, wenn es um den Aspekt Abenteuer geht.
Das könnte man sich eventuell holen, wenn man ihn auf Stöckelschuhen geht, aber das ist – wohlweislich – verboten.

Nein, auch keine Flipflops!
Nein, auch keine Flipflops!

Dafür haben jetzt aber viele andere Menschen die Möglichkeit, sich diese besondere Schlucht anzusehen, so wie Mike.

Ja, der Caminito ist nun ein Ort, der viele Besucher anziehen wird.
Er ist und bleibt aber auch ein Ort, der einen Besuch wert ist: Egal, ob auf brüchigem Beton oder auf einem schicken Holzpfad.

Mein Fazit:

Für mich bleibt der Caminito top und gehört zu den Dingen, die man sich anschauen sollte, wenn man in der Nähe von Málaga ist.
Jetzt heißt das Motto des Weges halt: Dieser Weg wird ein leichter sein!

Informationen zum Besuch:

  • Seit Mitte April 2016 ist der Eintritt kostenpflichtig (10€). Karten könnt ihr hier bestellen.
  • Wer mit dem Wohnmobil anreist – so wie wir – muss sich wegen der Anfahrt keine Sorgen machen.
    Die Straße ist aus allen Richtungen kommend gut ausgebaut.
  • Am Einstieg des Caminitos gibt es einen kostenpflichtigen Parkplatz (2 Euro), auf dem man sein Auto oder Wohnmobil abstellen kann.
  • In der direkten Umgebung liegt auch ein Campingplatz: Parque Ardales.
    Diesen habe ich allerdings selber noch nicht besucht.
  • Von Ende des Caminitos del Rey fährt im 30 Minuten Takt ein Pendelbus zurück zum Parkplatz. Dieser kostet 1,55€/Person.

Schlucht und Brücke
Hilfreiche Lektüre

Warst du schon auf dem alten oder neuen Caminito del Rey?
Dann bin ich gespannt, wie es dir gefallen hat! Schreib es mir gerne in die Kommentare.

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15 comments

  1. Die alte Variante hätte mich gereizt, die Bilder erinnern mich ein wenig an mein “Zugspitze-Abenteuer” 2007… Da gibt es auch so spannende Quergänge mit simplen Eisenstangen in der Felswand, wobei der Klettersteig Zugspitze sicher besser gewartet ist als Caminito del Rey in Ur-Fassung war. ^^
    Jedenfalls kann ich Deine Ängste bei deiner ersten Begegnung sehr gut nachempfinden. 😉
    Der neue Pfad reizt mich nicht wirklich, weil er den Anschein eines Wanderwegs macht, der zwar durch spektakuläre Aussicht besticht, welche man aber auch in den heimischen Alpen zuhauf finden kann. Wenn ich aber wider Erwarten mal in die Region komme (Frauchen ist ja eher Italien-Fan) würde ich mir diese offenbar gemütliche Wanderung durchaus geben.
    Hat Steve seine obligatorischen FlipFlops am Eingang abgegeben und ist barfuß gegangen? Sowas wie Wanderschuhe hat der doch gar nicht?! *hihi*

    • Hey Pete,
      ja, der alte und der neue Weg sind wirklich zwei vollkommen verschiedene Sachen.
      Wenn man aber nicht gerade in den heimischen Alpen Urlaub macht – oder dort wohnt – dann lohnt sich ein Abstecher hierhin auf jeden Fall.
      Dass er jetzt keinerlei Adrenalinkick mehr beinhaltet, ist natürlich schade, aber nicht zu ändern.

      Steve hatte übrigens tatsächlich normale Sportschuhe an 😉
      Liebe Grüße von uns allen
      Nima

  2. Schöner Artikel über diesen tollen Weg!
    Natürlich hat er ein ein Teil seines Reizes verloren, also können wir nur hoffen dass er genauso verfallen wird, wie es dem ursprünglichen auch passiert ist.
    Der Campingplatz ist übrigens ziemlich gut für spanische Verhältnisse!

    MfG Victor

    • Hola Victor,
      den Campingplatz habe ich noch nie geöffnet gesehen. Auch jetzt ist er wieder geschlossen und macht einen recht verfallenen Eindruck. Vielleicht ändert sich das ja, sobald die Saison anfängt, dann gibt es jedenfalls bis dahin genug zu tun 😉
      Viele Grüße
      Nima

  3. Danke für die tolle Beschreibung und die Vergleichsbilder!
    Ich finde es aber trotzdem schade, dass aus der Restaurierung ein kompletter Umbau geworden ist. Es müssen nicht alle Wege und Erlebnisse massentourismustauglich gemacht werden, einige sollten einfach den Aktiven und Abenteuerlustigen vorbehalten sein.
    Wie hoch ist denn der Eintrittspreis? Vor allem der Vergleich früher/heute interessiert mich ja noch. Danke!

    • Hey Nicole,
      der alte Caminito hat sich letztendlich durch seine Gefährlichkeit ausgezeichnet und war deshalb jahrelang offiziell gesperrt. Es war einfach ein Weg, von dem nur noch bröseliger Beton und rostiger Stahl übrig war. Eintritt hat er daher nicht gekostet, nur eine Menge Mut 😉
      Aktuell ist der Eintritt kostenfrei, aber auf 600 Personen pro Tag begrenzt.

      Ob und wie man den Caminito anders hätte restaurieren können, das kann ich nicht beurteilen. Dass man diese besondere Schlucht aber auch anderen Menschen zugänglich machen möchte – und diese dadurch auch für diese Region interessieren möchte – kann ich schon nachvollziehen. Mehr Abenteuer hätte ich natürlich auch gut gefunden 🙂
      Liebe Grüße
      Nima

  4. Naja, man sollte nicht vergessen, dass der alte Weg schon viele Leben gekostet hat. Vor allem von jungen Leuten und “nicht professionellen Kletteren”, die sich einfach mal einen Spass machen wollten und dachten es sei wirklich “nur ein Weg”, den jeder so mal gehen kann. Klar, viele Abendteuerlustige wurden davon angezogen. Meist ging es gut, aber oft auch nicht. Deswegen war er dann auch zum Schluss ganz geschlossen. Ich finde zum Klettern gibt es in Andalusien viele andere schöne Möglichkeiten, auch im Chorro selbst, wo man dann auch genau weiss: man muss Klettern können und die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen mitbringen. Die Schlucht von El Chorro ist einfach zu schön, um sie nicht einem breiteren Publikum zugänglich zu machen – ungefährlicher…
    LG
    Petra

    • Hola liebe Petra,
      da stimme ich dir absolut zu, sowohl was die Klettermöglichkeiten betrifft, als auch die geniale Schlucht in El Chorro.
      Aktuell sind wir in der Sierra de Grazalema, aber bald geht es noch einmal nach El Chorro 🙂
      Liebe Grüße
      Nima

  5. Hallo,

    du sprichst hier von klettern. Sind Klettersteige gemeint, oder richtige Kletterrouten?
    Wo kann man sich über solche informieren. Ich habe schon ein wenig gegooglet, aber nichts wirkliches gefunden. Alle reden vom Caminito del rey, der ist ja kein Klettersteig mehr…

    • Hallo Philipp,
      auf was genau bezieht sich deine Frage? Auf diesen Satz:”Eine große Anzahl an Kletterrouten ist nur über den Caminito zu erreichen.Seit der Restaurierung haben Kletterer keinen Zugang mehr zu diesem Sektoren und das ist sehr ärgerlich.”

      Falls ja, dann sind damit richtige Kletterrouten gemeint. Tobias von der Climbing Lodge El Chorro kann dir bestimmt mit Infos weiterhelfen, er lebt ja dort:
      http://www.klettern-in-spanien.de/el-chorro/topo-download/

      Der Caminito selber war früher ein Klettersteig, heute ist er ein gut ausgebauter Wanderweg.
      Viele Grüße
      Nima

  6. Ich bin kein junger Hüpfer und habe vor Jahren vom Caminito gehört. Es war mir nicht möglich,den alten Weg zu laufen. Aber ich habe im letzten Jahr den “neuen” Caminito besucht und war begeistert. Ja, es gehen viele Menschen über den Weg, aber wen man es geschickt anstell, kann man ziemlich allein unterwegs sein. Ich fand den Weg ganz toll, gerade, weil es auch für Leute wie mich die großartigen Blicke in die Schlucht eröffnet. Ich freue mich schon darauf, im Herbst den Weg erneut zu gehen.

    • Hallo Sabine,
      der Weg ist wirklich beeindruckend und ich selber finde es vollkommen o.k., dass er nun von auch von Leuten begangen werden kann, die nichts mit Klettersteigen am Hut haben.
      Für deinen nächsten Besuch wünsche ich dir wieder viel Spaß 🙂
      Liebe Grüße
      Nima

  7. kann ich auch mit leichter Behinderung (Fußgelenk halb versteift)den Weg gehen-wieviel Kilometer ist er genau und geht es ständig ahf und ab?MfG Karla

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