Drei Hunde aus dem Ausland

Einen Hund aus dem Ausland adoptieren

„Ein Hund aus dem Ausland: Muss das sein?“

Diese Frage höre ich oft, wenn das Thema Auslandstierschutz aufkommt. Und ja, es gibt viele Meinungen dazu. Die einen sehen darin eine Herzensangelegenheit, die anderen sind skeptisch: zu viel Aufwand, zu viele Unbekannte, zu viele Geschichten von Hunden mit schwerem Gepäck. Wieder andere finden, dass die deutschen Tierheime doch auch eine gute Anlaufstelle sind und es daher kein Hund aus dem Ausland sein muss.

Tatsächlich ist das Adoptieren eines Auslandshundes kein „Spontankauf“ und sollte auch nicht mit verklärtem oder romantischem Blick erfolgen. Stattdessen ist es notwendig, dass du genau hinschaust und dich fragst, ob du diesem Lebewesen wirklich gerecht werden kannst.

Nein, nicht jeder Hund ist traumatisiert und nicht jede Unsicherheit ist für immer in Stein gemeißelt. In diesem Artikel geht es daher darum: Was spricht eigentlich dafür und was vielleicht auch dagegen, einen Auslandshund zu adoptieren? Lass uns einen genaueren Blick auf die Hintergründe und Entscheidungshilfen werfen.

Einen Hund aus dem Ausland adoptieren
Luca

Warum entscheiden sich Menschen für einen Hund aus dem Ausland?

Vielleicht hast du auch schon mal einen dieser Blicke gesehen, aus einem Transporter, auf einem Spendenplakat oder beim Scrollen durch die Website eines Tierschutzvereins: große Augen, ein bisschen verloren, vielleicht misstrauisch, vielleicht hoffnungsvoll.

Viele Menschen entscheiden sich für einen Hund aus dem Ausland, weil sie einem Tier helfen möchten, das sonst vielleicht kaum eine Chance hätte. In manchen Regionen leben Hunde auf der Straße, in überfüllten Sheltern ohne ausreichende Versorgung oder unter schlechten Bedingungen. Viele von uns bewegt der Wunsch, genau so einem Hund ein Zuhause zu geben: aus Mitgefühl, aus Überzeugung oder einfach, weil es sich richtig anfühlt.

Aber genau in diesem Blick liegt auch eine mögliche Gefahr. Er kann in dir Mitleid, Hilflosigkeit, den Drang, sofort zu handeln auslösen. Das ist absolut menschlich. Gleichzeitig führt genau dieses Bauchgefühl manchmal dazu, dass wichtige Fragen ausgeblendet oder potenzielle Probleme kleingeredet werden. Manche Tierschutzvereine nutzen das außerdem gezielt aus und drücken mit emotionalen Texten und Fotos auf die Tränendrüse, anstatt transparent und sachlich zu informieren. Daher ist es umso wichtiger, dass du genau hinterfragst und auch unbequeme Fragen stellst, damit diese Entscheidung für dich und deinen zukünftigen Fellfreund passt.

Nicht jeder Auslandshund ist jedoch automatisch ein „Notfall“. Und nicht alle sind traumatisiert oder schwierig. Viele kommen erstaunlich gut klar, andere bringen ein paar Herausforderungen mit, so wie manche Hunde aus dem Inland übrigens auch. Jeder Hund ist ein Individuum, egal, woher er kommt.

Auslandstierschutz: Zwischen Herzenssache und Realität

Pro Auslandshund:

  • Du gibst einem Hund eine echte Chance, oft aus sehr schwierigen Umständen.
  • Viele Auslandshunde sind sozial mit Artgenossen, weil sie im Rudel gelebt haben.
  • Viele Tierschutzvereine arbeiten oft sehr engagiert und begleiten dich langfristig.
  • Du finest eine große Auswahl verschiedenster Charaktere, vom schüchternen Senior bis zum verspielten Jungspund.

Mögliche Nachteile oder Herausforderungen:

  • Manche Hunde bringen Unsicherheiten oder Ängste mit, z. B. gegenüber Menschen, Umwelt oder Alltagsreizen.
  • Nicht alle Vermittlungen laufen seriös oder transparent ab.
  • Sprachliche und kulturelle Barrieren bei der Kommunikation mit Organisationen im Ausland.
  • Eingewöhnung kann mehr Zeit und Geduld erfordern.
  • Einige Hunde haben nie im Haus oder mit Menschen gelebt. Sie müssen alles von grundauf lernen.

Einen Hund aus dem Ausland adoptieren

Wie finde ich den passenden Hund?

Die entscheidende Frage lautet: Welcher Hund passt zu mir, meinem Alltag und meiner Umgebung? Nicht jeder Hund ist automatisch für jede Lebenssituation geeignet, so wie auch du dich nicht in jedem Umfeld wohlfühlst.

Ich würde zum Beispiel in einer Großstadt durchdrehen, weil mir der Lärm, die Menschen, die Gerüche zu viel sind. All das würde dazu führen, dass mein Grundstress erhöht ist und ich entsprechend gereizt wäre. Du hingegen fühlst dich in der Stadt vielleicht pudelwohl und stattdessen auf dem Land gestresst, weil es dort so langweilig ist.

Ein wichtiger Punkt bei der Entscheidung für einen Auslandshund ist seine Rasse, auch bei Mischlingen. Viele Auslandshunde stammen ursprünglich aus bestimmten Typen oder Linien, zum Beispiel Herdenschutzhunde, Jagdhunde oder ehemalige Hütehunde. Auch wenn die genaue Mischung oft nicht eindeutig ist, können sich bestimmte Wesenszüge deutlich zeigen. Ein Hund mit starkem Schutztrieb passt eher nicht in eine enge Wohnsiedlung mit vielen Besuchern. Und ein ehemaliger Straßenhund, der viel Eigenständigkeit gewohnt ist, fühlt sich in einer überstrukturierten Umgebung wahrscheinlich schnell überfordert.

Genauso entscheidend ist dein eigenes Lebensumfeld:

  • Lebst du in der Stadt oder auf dem Land?
  • Bist du viel unterwegs oder eher zuhause?
  • Gibt es Kinder, andere Tiere oder regelmäßigen Besuch?
  • Wie viel Geduld, Zeit und Energie kannst du in Training und Eingewöhnung investieren?

Manche Hunde brauchen ein sehr stabiles, ruhiges Umfeld, andere sind deutlich anpassungsfähiger. Lass dich nicht allein vom Foto oder dem ersten Eindruck leiten, sondern nimm dir Zeit, um dich beraten zu lassen. Gute Vereine kennen ihre Hunde (zumindest im Ansatz) und helfen dir dabei, einen Hund zu finden, der zu deinem Leben passt.

Noch hilfreicher ist es aus meiner Sicht allerdings, dir einen neutralen Blick von außen zu holen, zum Beispiel von Pilar und Dominique von Pawfect Matches. https://www.pawfect-matches.de/

Ihr Herz schlägt für Tierschutzhunde und sie wollen mit ihrer Arbeit dafür sorgen, dass Mensch und Hund wirklich zueinander passen. Denn das ist die Basis für ein gelassenes und glückliches Zusammenleben.

Einen Hund aus dem Ausland adoptieren

Wie finde ich einen seriösen Verein?

Ja, es gibt sie, die schwarzen Schafe im Tierschutz, auch wenn mich das traurig und wütend macht. Deshalb ist es umso wichtiger, dass du genau hinschaust. Ein seriöser Verein hat nichts zu verbergen und steht dir offen, ehrlich und transparent zur Seite.

Worauf du achten solltest:

  • Vorkontrolle: Ein guter Verein möchte wissen, wo der Hund hinkommt. Das ist kein Misstrauen, sondern Verantwortung.
  • Infos zum Hund: Je mehr über Verhalten, Gesundheit und Vorgeschichte bekannt ist, desto besser. Diese Einschätzungen basieren meist auf Beobachtungen im Shelter oder in einer Pflegestelle. Das Verhalten im neuen Zuhause kann sich noch einmal deutlich verändern, im Positiven wie im Herausfordernden. Ein ruhiger Hund im Shelter kann in einer neuen Umgebung plötzlich unsicher oder gestresst reagieren, einfach, weil alles neu und ungewohnt ist. Ein guter Verein weist darauf hin.
  • Kastration & medizinische Versorgung: Impfungen, Entwurmung, Chip, EU-Pass, Untersuchung auf Mittelmeerkrankheiten, das ist Standard bei seriösen Vermittlungen.
  • Schutzvertrag & Schutzgebühr: Beides ist Standard. Die Schutzgebühr deckt meist nur einen Teil der tatsächlichen Kosten (Transport, medizinische Versorgung, Unterbringung). Bei kostenlosen Vermittlungen oder solchen ohne Vertrag solltest du vorsichtig sein.
  • Sicherheitsausrüstung & Übergabe: Ein wirklich verantwortungsvoller Verein informiert dich genau darüber, wie du den Hund in den ersten Wochen sicherst. Dazu gehört: ein passendes Sicherheitsgeschirr, idealerweise mit drei Punkten (Brust, Bauch, Rücken), sowie eine doppelte Sicherung mit Leine und Halsband. Gute Vereine bestehen auf dieser Sicherung – vor allem bei ängstlichen oder unerfahrenen Hunden – und erklären dir auch, wie der Transport und die Übergabe ablaufen.
  • Betreuung nach der Adoption: Gute Vereine stehen auch nach Ankunft des Hundes für Fragen oder bei Problemen zur Verfügung.

Du möchtest mehr über die Situation des Tierschutzes in Griechenland erfahren? Dann lies in diesem Beitrag weiter.

Eingewöhnung: Zeit, Raum und keine Schnellschüsse

Dein neuer Hund ist angekommen und wie geht’s jetzt weiter?

Vielleicht hast du alles vorbereitet, die besten Leinen besorgt, Urlaub genommen und dich riesig gefreut. Und dann sitzt da dieser Hund: still, ängstlich, beobachtend. Oder ganz im Gegenteil: aufgeregt, hektisch, völlig überdreht. Willkommen im Ankommen.

Die sogenannte 3-3-3-Regel hilft dir, besser einzuschätzen, wie lange dein Hund braucht, um wirklich bei dir anzukommen.

  • Nach 3 Tagen ist vieles noch neu und beängstigend. Dein Hund ist weiß nicht, was ihn erwartet. Eer muss sich erst einmal orientieren und zurechtfinden.
  • Nach 3 Wochen beginnt er, sich ein bisschen einzuleben. Erste Routinen entstehen, er erkennt Abläufe wieder und fasst langsam etwas Vertrauen.
  • Nach 3 Monaten zeigt sich oft erst der „echte“ Hund: sein Charakter, seine Vorlieben, aber auch mögliche Baustellen.

Das Ganze ist nur ein grober Rahmen, kein fester Zeitplan. Diese Regel vermittelt dir ein Gefühl dafür, wie viel Zeit Eingewöhnung wirklich braucht und das ist mehr, als man anfangs oft denkt.

Was ich dir unbedingt mitgeben möchte, ist das hier: Du kannst Vertrauen nicht erzwingen. Es entsteht durch viele kleine, positive Erfahrungen, die dein Hund wieder und wieder macht. Diese Erfahrungen fallen nicht vom Himmel, sie brauchen Zeit.

Ein Straßenhund in Griechenland

Was du am Anfang vermeiden solltest

Auch wenn es dir schwerfällt: Vermeide in den ersten Wochen, vielleicht auch Monaten, zu viel Action. Du musst deinem Hund nicht direkt die Hundewiese mit den vielen Artgenossen zeigen. Er muss nicht mit zum Einkaufen in die Stadt genommen werden und auch Besuch zu bekommen, ist am Anfang nicht sinnvoll.

Kein „Er muss sich halt dran gewöhnen“, sondern Struktur, Ruhe, vorausschaubare Abläufe. Der Organismus deines Hundes muss sich erst einmal an all das Neue gewöhnen, er steht unter Stress, auch wenn du ihm das vielleicht nicht anmerkst.

Was du zu Beginn besser nicht tun solltest:

  • Deinen Hund überall hin mitnehmen
  • Besuch einladen
  • Ohne doppelte Sicherung spazieren gehen
  • Mit deinem Hund zum Hundefriseur gehen.
  • Ausflüge unternehmen
  • Deinen Hund alleine oder direkt von Fremden betreuen lassen.

Versetz dich am besten immer wieder in seine Lage und frage dich, wie du dich fühlen würdest. Hunde sind keine Gegenstände, sonder fühlende Wesen.

Was, wenn’s schwierig wird?

Auch wenn du dich gut vorbereitest: Es kann Situationen geben, in denen du Unterstützung brauchst. Vielleicht zeigt dein Hund plötzlich Verhalten, das du nicht verstehst. Oder du kommst einfach nicht weiter mit der Eingewöhnung. Das ist absolut okay und keine Niederlage. Miro hat mich auch einige Nerven gekostet, weil für ihn manches bedrohlich war und er darauf aggressiv reagiert hat. Deshalb habe ich mich an Trainerkollegen gewandt, die mich professionell unterstützt haben.

Daran erkennst du gute Hundetrainer:

  • Arbeitsweise: Gewaltfrei, bedürfnisorientiert, mit positiver Verstärkung.
  • Ziel: Stärkung von Beziehung & Vertrauen, nicht bloß darauf, das Problem abzustellen.
  • Transparenz: Sie preisen ihre Vorgehensweise nicht als die ultimative Strategie an, die ruckzuck hilft. Und sie erklären dir genau, wieso sie was machen, damit du es nachvollziehen kannst.
  • Individuelle Begleitung: Kein 08/15-Kurs, sondern individuell angepasste Lösungen.

Leider ist der Begriff „Hundetrainer“ in Deutschland nicht geschützt, jeder kann sich so nennen, der sich dazu berufen fühlt. Daher lohnt es sich, genauer hinzusehen: Achte auf Empfehlungen, Ausbildungen, Methoden und wie du dich im Kontakt mit der Person fühlst. Der Trainer benötigt zudem die Erlaubnis nach §11 des Tierschutzgesetzes.

Um es dir leichter zu machen, habe ich hier ein paar Empfehlungen für dich. Bei diesen Trainern kannst du sicher sein, dass sie empathisch, bedürfnisorientiert und absolut gewaltfrei arbeiten.

Manche von ihnen unterstützen dich auch online, falls es die Thematik zulässt.

Einen Hund aus dem Ausland adoptieren

Eine Bitte an dich , bevor du dich entscheidest

Ich erlebe es immer wieder: Die Erwartungen an Hunde aus dem Auslandstierschutz sind hoch, oft sogar zu hoch. Viele dieser Hunde kommen direkt von der Straße oder aus einfachen, lauten Sheltern, und trotzdem wird erwartet, dass sie vom ersten Tag an funktionieren, wie eine Elektrogerät.

  • Hunde aus dem Tierschutz kennen nichts von dem, was du normal findest. Das Sofa, die Klingel, die Spaziergänge im Park, alles ist neu.
  • Sie sind keine Wunschpakete, die du dir passend zu deinem Lebensstil zusammenstellst.
  • Sie verdienen dein echtes Interesse und deine langfristige Bereitschaft, dich auf sie einzulassen.

Ich weiß, wie viel Herzblut, Energie und Zeit Ehrenamtliche in ihre Arbeit beim Tierschutz stecken, oft neben Familie, Job und Alltag. Sie geben alles, um diesen Tieren eine faire Chance zu ermöglichen. Bitte sei dir dessen bewusst und frage nur nach einem Hund an, wenn du es wirklich ernst meinst.

Fazit: Auslandshund adoptieren: ja oder nein?

Wenn du einen Hund aus dem Ausland adoptieren willst, solltest du einige Punkte gut überlegen. Er sucht sich nicht aus, ob er bei dir leben will, sondern du triffst diese Entscheidung. Deshalb solltest du im Vorfeld gut überlegen, ob du dazu bereit bist, dich wirklich auf dieses Wesen einzulassen, auch wenn es schwierig werden sollte. Der Hund ist schließlich kein Koffer, den du bei Nichtgefallen zurückgibst. Er braucht dein Verständnis, dein Einfühlungsvermögen und deine Geduld.

Und ja, es können Folgekosten auf dich zukommen, die zu ebenfalls bedenken solltest. Kannst du dir einen Trainer leisten, falls du Unterstützung benötigst?

Nicht jeder Auslandshund ist „kompliziert“ und nicht jede Adoption verläuft holprig. Aber jeder Hund verdient es, dass du sie nicht nur mit Herz, sondern auch Verstand triffst.

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