Griechenland bedeutet für viele: Sonne, Meer, Olivenbäume. Für mich bedeutet es aber auch immer ein bisschen Herzklopfen und zwar nicht nur wegen der wunderschönen Landschaft, sondern wegen der Tiere, denen man dort begegnet. Streunende Hunde und Katzen gehören hier zum täglichen Leben dazu. Bie vielen Besuchern weckt ihr Anblick das Bedürfnis, helfen zu wollen und das verstehe ich, aber nicht jeder Streuner ist hilflos, nicht jedes Tier muss gerettet werden. Und manchmal ist gut gemeint leider nicht gut gemacht. Tierschutz in Griechenland ist ein komplexes Thema, das Herz und Verstand gleichermaßen braucht. Und genau darum geht’s in diesem Artikel.
Was sagt das Gesetz?
Ja, auch Griechenland hat Tierschutzgesetze und die sind gar nicht so lasch, wie du vielleicht denkst. Tiere gelten gesetzlich als fühlende Wesen, und Tierquälerei ist strafbar. Sogar Gefängnisstrafen sind möglich!
Ein Beispiel:
Wer ein Tier absichtlich verletzt oder tötet, dem drohen Geldstrafen von bis zu 50.000 Euro – und Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren. Das ist gesetzlich verankert und wurde 2020 nach einem besonders brutalen Fall sogar verschärft.
Auszug aus dem griechischen Tierschutzgesetz (Ν. 4745/2020):
„Die vorsätzliche Tötung oder schwere Misshandlung eines Tieres wird mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren und einer Geldstrafe von 30.000 bis 50.000 Euro geahndet.“
Wichtig zu wissen:
Seit einer Gesetzesänderung 2021 gibt es klare Vorgaben zu:
- Haltung von Haustieren (inkl. Kettenverbot über längere Zeit)
- Pflicht zur Kastration von Besitzertieren
- Registrierung und Microchip für alle Hunde und Katzen
- Strafen bei Vernachlässigung oder Misshandlung
Hinweis:
Es gibt eine zentrale Telefonnummer, unter der du Tierquälerei melden kann, auch anonym:
Tierschutz-Hotline Griechenland: 10410
Die Polizei ist verpflichtet, auf Hinweise zu reagieren. Fotos, Videos oder Zeugen helfen natürlich bei der Beweissicherung.
Wenn du also in Griechenland Zeuge von Tierquälerei wirst – ob absichtlich oder durch Vernachlässigung –, gehe wie folgt vor:
- Beweise sichern:
Mach Fotos oder Videos, wenn möglich. Achte dabei auf Ort, Datum und erkennbare Umstände. - Polizei informieren:
Wähle die zentrale Tierschutz-Hotline:
10410
Alternativ: gehe direkt zur örtlichen Polizeistation. - Beschreiben, nicht bewerten:
Erkläre sachlich, was du gesehen hast. Konkrete, ruhige Aussagen sind wichtig. - Seriösen Verein kontaktieren:
Viele Shelter und Organisationen haben Erfahrung mit Anzeigen und können dich zusätzlich beraten oder unterstützen.
Tipp: Wenn du Griechisch nicht sprichst, bitte einen Einheimischen um Hilfe oder bereite einen kurzen Text auf Englisch oder mit Google Translate vor.
Muss wirklich jeder Hund gerettet werden?
Das ist vielleicht der schwerste Teil: Nein.
Nicht jeder Hund, der auf der Straße lebt, ist automatisch in Not. In ländlichen Gegenden gibt es sogenannte „community dogs“, also Tiere, die von mehreren Anwohnern versorgt werden. Sie haben vielleicht kein Zuhause im klassischen Sinn, aber sie sind Teil des Dorflebens. Zudem gibt es einige Hunde, die einen Besitzer haben und dennoch frei herumlaufen. Du kannst die Situation hier nicht mit der in Deutschland vergleichen.
Manche dieser Hunde sind kastriert, gechipt und gesundheitlich versorgt, andere leider nicht. Deshalb gilt: Erst beobachten, dann handeln.
Schnell reagieren solltest du aber, wenn das Tier:
- verletzt oder krank wirkt,
- unterernährt ist,
- angefahren wurde oder irgendwo festsitzt,
- offensichtlich misshandelt wird.
Wo bekomme ich Hilfe vor Ort?
Es gibt in Griechenland viele engagierte Tierschutzvereine, die seriös arbeiten, sowohl von griechischen Helfern als auch von deutschen oder internationalen Teams.
Wenn du Hilfe suchst oder selbst unterstützen möchtest, findest du hier einige seriöse und engagierte Tierschutzvereine in Griechenland, vor allem auf Kreta und dem Festland. Sie leisten täglich Großartiges unter oft sehr schwierigen Bedingungen.
Wichtig zu wissen:
Diese Shelter sind in der Regel heillos überfüllt. Das bedeutet nicht, dass man nicht helfen will, sondern schlicht, dass Platz, Geld und Ressourcen fehlen, um jedes Tier aufzunehmen. Viele Helfer arbeiten ehrenamtlich, mit minimalen Mitteln, und oft an der Belastungsgrenze.
Trotzdem lohnt es sich, Kontakt aufzunehmen, wenn du ein verletztes Tier findest oder helfen möchtest:
Kreta:
- Takis Shelter (Ierapetra) Facebook
- Fino Animal Rescue (Nähe Agios Nikolaos) Facebook
- The Souda Shelter (Chania) Facebook
- Jutta Shelter (Ierapetra) Facebook
- Gouves Animal Shelter (Nähe Heraklion) Facebook
- Strays of My Soul (Ierapetra) Facebook
Festland & andere Regionen:
- Save a Greek Stray (Attika, Nähe Athen) Facebook
- DASH Kalamata (Peloponnes) Facebook
- Hope for Strays (Umgebung Ioannina) Facebook
Wenn du dort anfragst, denke daran:
Ein freundlicher Ton, Geduld und Verständnis für die Lage vor Ort helfen oft mehr, als man denkt. Nicht immer kann dir geholfen werden, aber womöglich gibt es Hinweise oder Kontakte.
Einen Hund adoptieren
Wenn du einen Hund gefunden hast, nimm diesen nicht einfach mit. Das hat in der Vergangenheit schon zu großen Problemen geführt, da manche der scheinbar geretteten Tiere Besitzer hatten. Und diese waren völlig verzweifelt, weil ihr Hund verschwunden und nie mehr aufgetaucht ist.
Möchtest du einen Hund adoptieren, wende dich an eine Tierschutzorganisation in der Nähe, damit dich diese beim notwendigen Prozess unterstützen kann.
Fazit: Helfen ja, aber mit Herz UND Verstand
Tierschutz in Griechenland ist ein herausforderndes Thema. Es gibt viel Leid, aber auch viele Menschen, die tagtäglich Großartiges leisten. Wichtig ist, dass du nicht kopflos vorgehst, sondern dich gut informierst. Beobachte, frag nach, unterstütze seriöse Projekte, und schau genau hin, bevor du handelst.
Denn am Ende geht’s nicht nur ums Retten, sondern darum, die Tiere dort zu stärken, wo sie leben. Und manchmal ist die beste Hilfe, nicht sofort einzugreifen, sondern erst mal zu verstehen.
Liebe Nima, ganz lieben Dank für deinen Artikel und die vielen nützlichen Tipps. Das nehme ich abgespeichert mit auf meine lange Reise. Anfang Oktober geht es los. Erste Station ist der Schelter/das Tierheim von Svetlana Buterin in Kroatien. Dort hoffe ich, eine Woche lang gut helfen zu können. Ähnliche Stationen hoffe ich auch in GR zu finden. Da ich finanziell nicht so gut da stehe, möchte ich Stellplatz gegen Hand nutzen. Bin am Planen. Es wird langsam konkret. Seid ihr noch im Lande? Vielleicht treffen wir uns zufällig mal auf einem schönen Platz (gesetzeskonform) zum Quatschen. Das überarbeitete Gesetz bietet ja durchaus Möglichkeiten, sich parkend zu treffen;) bis dahin, alles Liebe. Stay safe.
Tania
Hallo liebe Tania, das freut mich sehr, dass dir der Artikel gefällt! Ich weiß auf jeden Fall noch von einem Shelter bei Thessaloniki, das immer wieder Hilfe sucht (Hopeland Dog Sanctuary) und auch DASH freut sich über Helfer. Wenn du nach Griechenland kommst, sag rechtzeitig Bescheid! 🙂
Hallo in die Runde, an dem weitläufigen Strand, an dem ich im Wohnmobil viele Jahre “wild” campiert habe, lebten auch immer ein Dutzend herrenloser Hunde. Ein paar von denen waren so zutraulich, dass sie sich streicheln ließen und jeden Tag ein paar Stücke Brot u.ä. abholten. Nur nachts wurden sie schon mal lästig mit ihrer ewigen Bellerei.
Jeden Tag kam eine Frau aus der nahen Stadt und brachte einen Eimer Wasser und Trockenfutter zu einer bestimmten Stelle, wo die Hunde schon warteten.
Ich habe mich oft gefragt, ob es diesen Hunden vielleicht sogar besser geht als so mancher verzärtelten Töle hier in D 😉
Grüße
Heinz
PS: Wie kommt Ihr eigentlich mit der aktuellen Verschärfung in Sache “Wildcamping” zurecht ??
Ja, es gibt genügend Hunde, die mit diesem Leben sehr gut zurechtkommen und in ihrem Umfeld bleiben sollten, wenn sie nicht von einer akuten Gefahr bedroht, krank oder verletzt sind.