Der heutige Gastartikel kommt direkt aus Andalusien in den Blog geflattert.
Mike, der dort lebt, war neulich auf dem restaurierten Caminito del Rey unterwegs und schildert uns seine Eindrücke.
Das sagt Mike über sich:
“Hi, ich bin Mike – Gründer und Autor des alfa ZENtauri Blogs.
Seit über zehn Jahren lebe ich in meiner Wahlheimat Südspanien. Unterwegs nach alfa ZENtauri gehe ich den weglosen Weg und lade Dich ein, mich zu begleiten”
El Chorro ist ein beliebtes Ausflugsziel
Bereits bevor der Caminito Anfang diesen Jahres seine Pforten fürs breite Publikum öffnete, malten wir uns aus, wie es denn wäre, ihn nach Fertigstellung zu begehen.
Uns war klar, dass dieses Millionenprojekt Besucher aus aller Welt anziehen und die Investitionen in kurzer Zeit wieder einspielen würde.
Ich wohne „gleich um die Ecke“ in Málaga.
Die Gegend rund um den Caminito ist ein beliebtes Ausflugsziel von mir und vielen meiner Bekannten und Freunde. Die drei Stauseen laden in der warmen Jahreszeit – also fast immer bei 320 Tagen Sonne im Jahr 😉 – zum Baden ein.
Im Naturschutzgebiet „Parque Natural de Ardales“ gibt es viele Wanderwege, Aussichtspunkte und kleinere „Picos“ zu ersteigen.
Wie den „Monte Huma“, die gegenüberliegende „Capilla“ oder der „Mirador de los Buitres“, vor dessen schwindelerregendem Abgrund sich die Geier beobachten lassen.
Jedes Mal, wenn wir die Arbeiter in der Wand am Caminito sahen, fragten wir uns, wie lange die Fertigstellung dieser Mammut-Baustelle noch auf sich warten ließe.
Überraschend schnell wurde der Caminito eröffnet
Für andalusische Verhältnisse schritten die Bauarbeiten in rasendem Tempo voran. Ich dachte, es würde noch Jahre dauern.
Und mit einem Mal wurde der Caminito eröffnet.
Der Besucheransturm legte innerhalb weniger Stunden nach Eröffnung die Reservierungs-Webseite lahm. Sie kollabierte in regelmäßigen Abständen.
Nach und nach luden Freunde, welche ein Ticket errungen hatten, ihre Begehungs-Bilder vom Caminito auf Facebook hoch.
Ob man wollte oder nicht:
Irgendwann musste man ihn besuchen, schon des guten Tones wegen. Um es abzuhaken. Um mitreden zu können. „Warst du schon auf dem Caminito?“ „Nein, aber ich habe bereits reserviert.“ Wer hier wohnt, kommt nicht dran vorbei.
Meine Freundin war voller Illusion. Sie steckte mich an. Und sie ergatterte zwei der begehrten Freikarten kurz nach Eröffnung im April.
Nachmittagsspaziergang auf dem einst gefährlichsten Weg der Welt
Wir hatten für Samstag 13:30 Uhr reserviert.
Um 14:15 Uhr trafen wir am Eingang ein. Stichwort —> Andalusische Gelassenheit 😉
Wir waren etwas bange, ob man uns noch einlassen würde.
Der zuständige Parkwächter beruhigte uns und meinte, wir sollten uns keine Sorgen machen. Wenn wir eine Reservierung für den Tag haben, ist die Zeit des Tour-Starts sekundär.
Gegen 14:30 Uhr wurden wir zusammen mit 10 weiteren Teilnehmern von einem Guide eingewiesen.
Er unterstrich mehrmals, dass auf dem gesamten Gelände Helmpflicht bestünde und dieser auch nicht auf den Wegen außerhalb der Schluchten abgesetzt werden dürfe.
Bei grober Zuwiderhandlung würde die Guardia Civil verständigt. Die Kameras auf dem Weg würden unsere Verstöße aufzeichnen.
Das klang nicht gerade nach andalusischer Gelassenheit …
Der Guide überließ uns unserem Schicksal und in der Gruppe liefen wir mit unseren Helmen unterm Arm hinauf zum Einstieg.
Bis zum eigentlichen Einstieg ist ein kleiner Spaziergang von etwa 20 Minuten zu absolvieren.
Jetzt gehts los
Oben angekommen, müssen wir an einem kleinen Pförtnerhaus am Einstieg unsere Ausweise vorzeigen.
Unsere Reservierungszeiten werden hier nochmals überprüft.
Ein Pärchen welches vom nördlichen Eingang kam und bereits draußen war, wird nicht wieder eingelassen.
Der Caminito del Rey ist ein Zielwanderweg und kein Rundwanderweg.
Der Pfad führt über Holzdielen an der Wand entlang.
Die Aussicht ist grandios.
Mehrere Male steigen wir über schmale Stufen. Auf der Hängebrücke machen wir einige Fotos und genießen den Blick in die Tiefe.
Nach der Hängebrücke kommen wir an der Gedenktafel vorbei, die den drei Jugendlichen gewidmet ist, welche beim Versuch ums Leben kamen, „zu dritt“ am dünnen Seil die Schlucht zu überqueren.
Wie eine Kathedrale wirkt der immense Fels um uns. Wir halten immer wieder und staunen. Machen Fotos.
Die zwei Schluchten des Caminito del Rey
Nach etwa einer Stunde verlassen wir die Schlucht und kommen auf einen Waldweg.
Wir sehen ein kleines Pförtnerhaus und wundern uns, ob hier der Caminito schon zu Ende ist. Wir gehen weiter den Waldweg entlang.
Auf einem Fels am Wegrand machen wir Rast und halten ein Picknick.
Ich fühle mich lächerlich, mit Helm im Wald zu sitzen und mein Bocadillo zu essen.
Meine Freundin nimmt ihn als erste ab.
Auch auf die Gefahr hin von der Guardia Civil verhaftet zu werden 😉
Wir sehen keine Kameras und nehmen das Risiko in Kauf. Wir beobachten die vorbeilaufenden Besucher und jedes Mal, wenn sie vorüber sind, hören wir wieder in die Stille.
Einen Tour-Guide höre ich einer Gruppe erzählen, dass hier im Guadalhorce-Tal zu Hoch-Zeiten des Staudamm-Baus 20.000 Menschen gewohnt und gearbeitet haben sollen.
Diese Menschenmenge kann ich mir in diesem verlassenen Tal beim besten Willen nicht vorstellen.
Wir laufen weiter durch den Wald und kommen nach einiger Zeit an den Eingang zur zweiten Schlucht.
Hier treffen wir wieder auf den Tour-Guide. Er sagt, dass die meisten seiner Gäste meinen, dass ihnen diese zweite Schlucht noch besser gefalle als die erste.
Ich wusste bis dato gar nicht, dass der Caminito so lang war und zwei Schluchten hatte. Wir waren gespannt.
Am Eingang setzten wir die Helme wieder auf.
Der Guide hatte Recht. Mit offenen Mündern liefen wir durch ein beeindruckendes Schluchten-Labyrinth.
Tief unten sahen wir, wie sich das Wasser durch den Fels schnitt. Wir stellten uns vor, wie es wohl wäre, dort mit dem Kanu zu rudern.
Gegenüber im Fels nisteten Tauben. Wie die wohl hierher gefunden hatten?
Chillen am Guadalhorce-Ufer und Endspurt zum Kiosko
Nachdem wir den Caminito verlassen hatten, gaben wir unsere Helme am Pförtnerhäuschen des Nordeingangs ab.
Am Ufer des Guadalhorce-Flusses setzten wir uns auf eine Bank und genossen den Blick ins satte Grün. Nicht nur die Vegetation war grün, sondern auch der Fluss.
Über schmale idyllische Waldpfade liefen wir hinauf zu den Seen, zum Restaurante El Kiosko.
Von dort, wurde uns gesagt, fahren die Shuttle-Busse zurück zum Südeingang.
Am Kiosko bestellten wir zwei Café con Leche und aßen einen halben Kuchen dazu.
Wir waren immerhin über vier Stunden unterwegs und hatten uns diese süße Belohnung verdient.
„Gefährlicher“ Wanderweg für Warmduscher
Ich ziehe meinen Hut vor allen die den Caminito begingen, als es noch eine echte Herausforderung war.
Und vor allen, die gern Verbotenes tun, wie Nima 😉
Obwohl ich es gern getan hätte, verpasste ich diese Gelegenheit, als es noch möglich war.
Kastrierter Caminito?
Wurde der Caminito kastriert?
Wurde seine Seele verkauft?
Sicher wurde er kastriert. Und ihm wurden die Zähne gezogen, um ihn der breiten Masse vorzuführen.
Das er nun seelenlos ist, glaube ich aber nicht.
Denn seine Seele ist seine Vergangenheit. All die Geschichten, die er offenen Ohren zu erzählen, hat sind unsterblich.
Nun wird lediglich eine neue Seite des gleichen Buches aufgeschlagen. Wie wir sie beschreiben, hängt von uns ab.
Er wird weiterhin die Geister spalten.
Was jeder Einzelne von der Kastration des Caminito del Rey hält, ist Ansichtssache.
Ich für meinen Teil finde es gut, dass nun auch Menschen ohne Bergsteigererfahrung, Kinder und Ältere die Möglichkeit haben, ihn zu besuchen.
Wer den ultimativen Nervenkitzel sucht, brauchte den Caminito nicht bevor er renoviert wurde. Und er braucht ihn auch heute nicht.
Es gibt genügend andere Wände und Möglichkeiten, seine Stärken und Mut zu beweisen.
Trubel im Naturschutzgebiet
Das Naturschutzgebiet hat einiges von seiner Idylle eingebüßt.
Die Straße, welche von der Bahnstation El Chorro zu den Stauseen führt, wurde für die Shuttlebusse verbreitert. Diese fahren dort nun ununterbrochen auf und ab.
Das Restaurante El Kiosko ist kein Geheimtipp mehr.
Gut für die Besitzer. Der Café schmeckt trotzdem genauso gut wie vorher. Und wenn nicht gerade ein Shuttle-Bus im Weg steht, kann man von der Terrasse aus immer noch auf den See blicken.
An die Helme und Haarnetze, die durch den Wald laufen, wird man sich wohl gewöhnen müssen.
Da die Besucher des Caminito auf den vorgegebenen Pfaden wandern, gibt es immer noch jede Menge ruhiger Ecken im Naturpark.
Und an den kilometerlangen Ufern der drei Seen laden viele menschenleere Fleckchen zum Chillen ein.
Reservierungen
- Reserviert wird ausschließlich über die Webseite caminitodelrey.info
- Wer zufällig am Caminito vorbeikommt und keine Reservierung hat, kann sein Glück vor Ort versuchen.
- Es kommt vor, dass Besucher ihre Reservierung sausen lassen. Bei der großen Besuchermenge hast du gute Chancen, einen solchen Platz auch auf gut Glück zu bekommen.
Beste Reisezeit
Beste Reisezeit ist meiner Ansicht nach Herbst, Winter oder Frühling.
In den Sommermonaten ist es für meinen Geschmack zu heiß für die Begehung.
Wetterverhältnisse
Bei widrigen Wetterverhältnissen bleibt der Caminito gesperrt.
Eine Freundin wurde zusammen mit ihren Begleitern vor einigen Wochen am Eingang abgewiesen. Laut Betreiber war es an diesem Tag zu windig.
Es ist empfehlenswert, sich kurz vorher über die Wetterverhältnisse zu informieren. Oder direkt dort anzurufen.
Die Telefonnummer findest du hier: http://infocaminitodelrey.com/Contacto
Zugverbindung Málaga – El Chorro
Es besteht eine Zugverbindung zwischen Málaga und der Bahnstation El Chorro, welche sich wenige Meter neben dem Eingang zum Caminito befindet.
Die Züge fahren vom Hauptbahnhof Málaga „Maria Zambrano“.
Fahrkarten kannst du hier kaufen: trenes.com
Oder informiere dich hier: adif.es (Auf Englisch sollte die Kommunikation funktionieren)
Warst du schon auf dem Caminito?
Ein interessanter Artikel… Ich wohne zwar auch ganz in der Nähe des “Caminito del Rey”, allerdings war ich noch nicht da – ich habe mich einfach zu spät um die Tickets gekümmert. Nun, ich denke, ich werde dann mein Glück im Herbst versuchen, wenn es nicht mehr so heiss ist und weniger Touristen da sind ;-).
Hey Andy,
Im Herbst ist es sicher angenehmer, dort zu wandern. Ob weniger Touristen unterwegs sein werden, wird sich rausstellen 😉
Wünsche dir viel Spass,
Viele Grüsse,
Mike
Ich habe ein paar Videos vom alten, nicht restaurierten Königsweg gesehen. Da wurde mir schon beim zusehen ganz anders. Jetzt könnte ich mich durchaus überwinden, ihn auch mal zu begehen 🙂 Immerhin bekommt man auch eine einzigartige Landschaft zu sehen und wer kann schon von sich sagen, auf dem Weg eines Königs gegangen zu sein 😉
🙂
Der Weg ist aufgrund seiner Lage wirklich einen Besuch wert!Ich werde ihn auf jeden Fall auch nochmal besuchen 🙂
Danke fűr die Informationen!
Wie haben reserviert fűr 28.10.15.
Beståtigung gibt Accesso: Ardales.
Kønnen wir da kommen mit unserem Womo ? kønnen wir dort parken ?
Gerne bericht!