In Teil 1 und Teil 2 habt ihr bereits spannende Hundepersönlichkeiten kennengelernt. Heute geht es weiter mit einer kleinen Mischlings-Dame namens Milla. Sie hatte einen schweren Start ins Hundeleben, hat aber mit Isa genau den richtigen Menschen gefunden. Mit viel Verständnis und Geduld hat es Isa geschafft, dass beide zu einem unzertrennbaren Team zusammengewachsen sind.
Isabel, wer bist du und was machst du?
Ich bin Isa, Anfang dreißig, habe mein Leben nach einer ziemlich harten Zeit komplett umgekrempelt und reise seitdem, zusammen mit meiner alten Hündin Milla und einem noch älteren Wohnmobil, immer wieder quer durch Europa.
Mehr über Milla, mich und vielen weitere Themen rund um Camping und einen Road Trip allein mit Hund, erfahrt ihr auf meiner Internetseite www.isaswomo.de, oder findet IsasWomo auch auf allen gängigen sozialen Plattformen.
Bitte stelle uns Milla genauer vor
Milla ist offiziell ein Dackel- Schäferhund Mix Mädchen und wurde in Ungarn, auf der Straße, geboren. Aus diesem Grund kenne ich auch ihr genaues Alter und die Rasse nicht, geschätzt ist sie mittlerweile ca. 16 Jahre alt. Milla kam mit ca. einem halben Jahr zu mir, nachdem sie vom Tierheim Witten, aus einer ungarischen Tötungsstation mit gebrochenen Beinen, gerettet wurde.
Da ich zu dieser Zeit selbst noch im Rollstuhl saß, war dieser kleine Hund mit den Krüppelbeinchen für mich genau die richtige Wahl und Liebe auf den ersten Blick. Zu Beginn war Milla noch extrem ängstlich und ist bis heute eher eine ängstliche Hündin geblieben, auch wenn ihr dies außenstehende Personen nicht direkt ansehen.
Milla hat schon immer große Angst vor allem was neongelb ist. Ich denke das liegt an der Farbe der “Uniformen” der Mitarbeiter der ungarischen Tötungsstationen, schließlich hat man sie da als ganz kleiner Welpe schwer misshandelt und unter anderem mit voller Wucht vor die Wand geworfen, um sie zu töten, dabei sind auch die Beine gebrochen.
Egal ob Müllabfuhr, Bauarbeiter oder auch nur ein neongelber Roller, der viele Jahre bei uns an der Straßenecke stand, sobald diese Farbe “ins Spiel kommt” gerät Milla in Panik. Anfangs sogar so schlimm, dass sie sofort “versteinerte” und unter sich gemacht hat.
Für Milla ist die Welt in Ordnung wenn sie an meiner Seite sein kann.
Früher hat sie auch sämtliche Aktivitäten geliebt, die wir gemeinsam erleben konnten, so dass wir mit den üblichen Hundeschul-Kursen begonnen haben, mit Apportierkursen weiter gemacht haben und später (als ich auch wieder laufen konnte) ein Mantrail-Team wurden.
Mittlerweile hat Milla leider ziemliche Probleme mit ihrem Rücken und den schiefen Beinchen, so dass nur noch ganz kurze Spaziergänge möglich sind. Doch wenn wir morgens gemeinsam im warmen Sand, an einem einsamen Strand sitzen, sind wir beide glücklich wie am ersten Tag.
In welchem Alter hat Milla das Reisen im Wohnmobil kennengelernt? Wie ist sie mit der Umstellung zurechtgekommen?
Milla ist das erste Mal vor knapp 5 Jahren (da war sie also 11-12 Jahre) mit mir Wohnmobil gefahren und nach der ersten Nacht war ich echt verzweifelt. Milla hatte nur Panik!
Sie hatte Panik als sich das Wohnmobil bewegt hat, sie hatte Panik als wir am See standen, sie hatte Panik in der Nacht. Das war ein Problem, welches ich so nicht “bedacht” hatte und ich habe zeitweise wirklich geglaubt, ich werde das Womo wieder verkaufen müssen.
Es hat fast ein Jahr gedauert, bis Milla das Womo wirklich akzeptiert hat, entspannt blieb und ruhig schlafen konnte. Zwischenzeitlich hat sie nachts sogar samt Körbchen UND Wasserpott, mit im Alkoven geschlafen, weil sie alleine unten im Wohnmobil Angst hatte.
Mittlerweile hat sich alles aber sehr gut eingespielt. Das reine Wohnmobilfahren wird nie ihre allergrößte Leidenschaft, aber sie bleibt relativ entspannt während der Fahrt liegen. Sobald wir angekommen sind, ist sie jedesmal wieder positiv gespannt und aufgeregt, was es Neues zu erkunden gibt.
Welche Vor- oder Nachteile bringt das Reisen mit altem Hund im Camper mit sich?
Ich sehe die Vorteile ganz klar im “Entschleunigen” und lernen geduldiger zu sein. Das sind allerdings auch genau die beiden Knackpunkte, bei denen ich an mir selbst stark arbeiten musste.
Wenn ich früher z.B. vergessen hatte etwas Besonderes einzukaufen, sind wir nochmal schnell ein paar km zum nächsten Supermarkt gelaufen.
Morgens am Strand wurde nicht rumgesessen, da wurde gespielt, Ball geworfen oder ganze Leckerchen Fährten gesucht, bevor es dann nach dem Frühstück wieder mit einer anderen Unternehmung weiter ging.
Seitdem Milla alt ist und nicht mehr so gut laufen kann, muss ich eben besser planen. Mal schnell 3 km in den nächsten Ort Einkaufen gehen, ist zusammen mit ihr nicht mehr möglich. Wobei ich Milla, gerade im Sommer, auch nicht so lange alleine im Wohnmobil lassen möchte. Heute muss unser gemeinsamer Alltag eben viel langsamer und entspannter ablaufen.
Dafür sitzen wir jetzt morgens eine Stunde entspannt am Strand, ich nehme mir meinen Coffee to go Becher mit und wir legen ein Päuschen ein, bevor wir uns wieder auf den “langen” Weg zurück zum Wohnmobil auf machen.
Wie bist du darauf vorbereitet bzw. hast du bestimmte Vorkehrungen getroffen? Was machst du, wenn du im Ausland unterwegs bist und evtl. kein Tierarzt in der Nähe ist?
Ich habe versucht, möglichst viel Sicherheit für Milla und mich on Tour herzustellen, gerade weil wir ja nunmal alleine unterwegs sind.
Dazu gehört z.B. dass ich alle zwei Jahre einen ”Hunde Erste Hilfe Kurs” mit mache und auch eine relativ große Hunde Reiseapotheke mit extra Schmerzmitteln, Mitteln gegen Insektenstiche und Würmer, Medikamenten gegen Durchfall und Erbrechen, Desinfektion, Jod und entzündungshemmende Mittel dabei habe.
Selbst ein Hunde-Breitbandantibiotikum habe ich für den Notfall an Board. Ganz abgesehen von speziellem Verbandsmaterial, “Hundeschuhen” sollte mal etwas an den Pfoten sein und ein Baby Shirt, gegen das Lecken bei Verletzungen am Körper. Das alles liegt in einer Kiste und steht für den Notfall bereit.
Zudem habe ich eine extra Versicherung abgeschlossen, da ich ja alleine reise, damit Milla immer zurück zu meinem Bruder transportiert wird, sollte mir mal etwas geschehen. Wenn Milla mal im Womo warten muss und ich tatsächlich ganz alleine irgendwo hingehe, schreibe ich stets einen roten Zettel und klebe diesen ganz vorne in mein Portemonnaie, mit der Info, dass ein Hund im Wohnmobil an der und der Stelle sitzt und es eine Rücktransportversicherung gibt, plus die Telefonnummer meines Bruders, der dann alles in die Wege leiten würde. Oder ich gebe den Zettel, mit der Rufnummer meines Bruders, bei Stellplatznachbarn ab. Alles für den Fall, dass mir mal etwas passiert.
Innerhalb Deutschlands bin ich schon lange Mitglied der Tiernotruf Rettung, so dass wir immer Hilfe bekommen würden, sollte ein Notfall entstehen.
Ich persönlich habe das Gefühl, dass das Reisen unsere Seniorinnen körperlich und geistig fit hält.
Wie empfindest du das?
Ich habe auch das Gefühl, dass das Reisen Milla gut tut.
Zum einen ist es so, dass wir unterwegs deutlich aktiver sind, Milla ist eigentlich den ganzen Tag draußen, selbst wenn wir nichts Besonderes unternehmen. Zum anderen habe ich auch das Gefühl, dass die neuen Orte, Gerüche und Menschen die grauen Zellen aktivieren.
Allerdings darf ich es auch nicht übertreiben. Zu viele Ortswechsel, zu viele fremde Leute oder gar sowas wie 10 Tage Caravan Salon, bei dem wir zwar an einem Ort stehen bleiben und ich Milla nie mit auf die eigentliche Messe nehme, überfordern sie als Hundeomi trotzdem schnell.
Gibt es körperliche Einschränkungen deines Hundes, die deinen Alltag beim Reisen beeinflussen?
Milla ist alleine vom Körperbau schon “unförmig”. Sie ist zu lang für ihre kurzen Beine. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis sie mal Probleme mit dem Rücken und den Gelenken bekommt.
Mittlerweile hat sie ziemlich starke Arthrose im Rücken und den Beinen, dadurch kann sie nur noch kurze Strecken laufen, was uns natürlich on Tour deutlich einschränkt. Sie bekommt mittlerweile jeden Morgen eine halbe Dosis Schmerzmittel und damit geht es ihr relativ gut. Dank Fahrrad und Hundeanhänger sind wir einigermaßen mobil und können so auch mal etwas weitere Strecken gemeinsam erkunden.
Welchen Rat hast du für Leute mit einem alten Hund, die überlegen, mit ihm im Camper auf Reise zu gehen?
Wer überlegt mit einem alten Hund und Camper auf die Reise zu gehen, sollte vielleicht immer bedenken, wie viele Jahre unsere Hunde treu an unserer Seite laufen. Wenn ich mal wieder total genervt bin, weil ich eigentlich zack zack, dieses oder jenes erledigen wollte, Milla aber ihr Schneckentempo an den Tag legt, “besänftigt” mich dieser Gedanke sofort.
Unsere Hunde begleiten uns über Jahre hinweg. Sie machen alles mit, was WIR möchten ohne sich jemals zu beschweren. Wenn sie dann alt, lahm und ein bisschen “dusselig” werden, haben sie unsere Aufmerksamkeit, unser Mitdenken, eine bessere Planung und gelassene Reaktionen, mehr als verdient.
Ein tierisches Dankeschön an euch beide und noch viele wunderbare gemeinsame Erlebnisse!
Liebe Isa,
soooo schön geschrieben. Mehr kann ich nicht dazu sagen. Es hat mir das Herz erwärmt. Mein Jacky ist auch schon 15 und die meisten seiner Jahre mit mir und meinem Expartner im WoMo gereist. Jetzt nicht mehr. Ex weg, WoMo weg 😉 Und nochmal: ich find Dich und alles was und wie Du machst super.
LG Ulrike
Diese Geschichte finde ich sehr berührend. Wie schön, dass Milla das Glück hat, bei so einer tollen Hundehalterin gelandet zu sein!
Das ging mir beim Lesen des Interviews auch so 🙂