“Jetzt hat sie es doch noch in unseren Bus geschafft.”
Wochenlang hat Feli morgens auf uns gewartet und sich wie eine Verrückte gefreut, wenn wir endlich die Türe geöffnet haben. So gerne wollte sie zu uns in den Bus springen, aber mit drei Hunden waren wir bereits voll besetzt. Feli musste deshalb leider draußen bleiben.
Doch heute ist alles anders. Hinter uns liegen die schlimmsten 36 Stunden, an die ich mich erinnern kann. 36 Stunden, in denen wir um Felis Leben gekämpft haben. Vor zwei Tagen wurde Feli vergiftet aufgefunden.
Ein Alptraum wird wahr
Eigentlich war alles anders geplant.
Wir sind für 17.30 Uhr mit Veta verabredet.
Gemeinsam wollen wir Feli zum Tierarzt bringen, um Felis Kastration zu besprechen.
Steve und ich kommen gerade vom Klettern zurück, als mein Handy klingelt. Es ist Veta, die mir mitteilt, dass sie sich etwas verspäten wird. Es wurde ein vergifteter Hund gefunden und sie ist gerade mit dem Tierarzt auf dem Weg zu ihm. Wir sollen schon mal vorfahren und mit Feli an der Praxis warten.
Zwei Minuten später klingelt mein Telefon erneut, wieder ist es Veta. “Nima, komm sofort hierhin. Der vergiftete Hund ist Feli.” Vollkommen geschockt fahren wir die wenigen Kilometer bis zu dem Ort, an dem Feli gefunden wurde. Sie liegt am Straßenrand, Veta und der Arzt kümmern sich bereits um sie.
Ich steige aus und renne weinend zu ihr.
Ihr Anblick zerreißt mir schier das Herz, aber so schrecklich ich mich fühle, so schnell müssen wir jetzt handeln. Feli muss sofort in die Praxis, wenn sie den Hauch einer Überlebenschance haben soll.
Zehn Minuten später stehen wir alle um den Behandlungstisch und helfen Vasilios, dem Tierarzt, so gut es geht. Nach vier Stunden intensivster Behandlung übernehmen Steve, Veta und ich die weitere Betreuung von Feli. Vasilios hat sie mit allem versorgt, was er für sie tun konnte, jetzt heißt es hoffen und abwarten.
Veta hat ihr Gästezimmer umfunktioniert und einen Heizlüfter reingestellt, damit es Feli warm hat. Sie ist nicht bei Bewusstsein, versucht aber immer wieder aufzustehen.
Die ganze Nacht über sitzen wir neben ihr, passen auf sie auf, flößen ihr Wasser ein, heben sie wieder auf die Decke, wischen Kot und Urin weg. Ich fühle mich so unglaublich hilflos, weil ich nicht mehr für sie tun kann, außer da zu sein.
Zwei schlaflose Nächte
Einen ganzen Tag und zwei Nächte dauert Felis Kampf, dann hat sie es tatsächlich geschafft.
Als sie zum ersten Mal wieder aus eigener Kraft aufsteht, laufen mir vor Freude die Tränen.
Dass wir Feli nicht wieder zurück auf die Straße setzen, ist uns nach diesem Alptraum allen klar.
“Wenn sie nicht an diesem Köder stirbt, dann demnächst an einem anderen”, so die Aussage des Tierarztes. Also heißt es nun, ein neues Zuhause für Feli zu finden und zwar möglichst schnell.
Bis dahin zieht sie zu uns in den Bus, was Steves und meine Belastbarkeit auf eine harte Probe stellt.
Ständig liegt überall ein Hund herum, auf der Sitzbank, dem Fußboden oder dem Fahrersitz. Nachts stacheln sich Feli und Merle beim Bewachen des Busses derart hoch, dass wir viel zu wenig Schlaf bekommen.
Ich bewundere Luna und Jule für ihre Gelassenheit, mit der sie diese anstrengende Phase überstehen.
Mit Hochdruck suche ich über Facebook nach geeigneten Menschen für die süße Feli, dann habe ich sie gefunden. Ein Ehepaar aus dem Taunus möchte ihr ein neues Zuhause bieten.
Steve und mir fällt ein zentnerschwerer Stein vom Herzen.
Und wieder heißt es für uns zu organisieren und zu planen. Einen Flug finden, eine Box organisieren, die Papiere besorgen, und und und.
Neben all dem muss ich weiter arbeiten und meine Texte fristgerecht abliefern. Am Ende des Tages bin ich vollkommen erledigt und schaffe es kaum noch, mich zu entspannen.
Ein Hund im Glück – Feli fliegt nach Deutschland
Endlich ist der Tag gekommen, an dem Feli bei uns aus- und in ihr neues Heim einziehen wird. Noch einmal heißt es für sie und mich, Stress zu überstehen.
Feli muss während des dreistündigen Flugs in den Gepäckraum.
- Wird sie den Flug gut überstehen?
- Was wird ihre neue Familie zu ihr sagen?
- Wie wird sich Feli verhalten?
Um die ersten Schritte zu begleiten und den Übergang möglichst sanft zu gestalten, bleibe ich bis zum nächsten Tag bei ihr.
Aber was soll ich sagen: besser hätte es Feli nicht treffen können!
Die Chemie zwischen ihr und der Familie passt hervorragend. Bei ihrem ersten Spaziergang ist Feli so lebhaft wie ich sie selten erlebt habe.
Als der Zeitpunkt des Abschiednehmens gekommen ist, bin ich erleichtert.
Feli hat ihr Glück endlich gefunden, jetzt kann ich mit einem guten Gefühl gehen.
Zurück in Griechenland habe ich erst jetzt die Gelegenheit, diesen Alptraum zu verdauen. In den letzten drei Wochen war ich komplett darauf eingestellt, funktionieren zu müssen. Dabei sitzt mir der Schock noch immer tief in den Knochen.
Trotz allem werden wir auch zukünftig weiterhin Hilfe leisten, wenn ein Tier in Not ist.
Wegschauen ist für uns keine Option!
*Schnief*. Gänsehaut pur beim Lesen. Wie gut, dass es euch gibt!
🙂 Danke 🙂
Liebe Nima, deine Aktion hat mich echt total gerührt! Ich finde deine mutige Rettung und Überführung der Feli nach Deutschland im Flieger absolut genial. Warum richten wir nicht eine Art Luftbrücke für griechische Straßenhunde ein? Mit einem Crowdfunding können wir bestimmt weitere Unterstützer/innen finden. Wenn nur jeder Turist einen Hund mit nach Deutschland nimmt wäre das doch krass. Vielleicht macht auch eine Fluggesellschaft mit? Ist ja super Werbung für die! Den Wuffis geht’s in Deutschland selbst in einem Tierheim besser als bei den doofen Gift-Griechen. Was meinst Du?
Das Exportieren der Hunde nach Deutschland ist nicht die Lösung des eigentlichen Problems. In Felis Fall wussten wir uns nicht anders zu helfen, aber grundsätzlich sind wir dafür, die Tierschützer vor Ort zu unterstützen.
Was ich gerne noch anmerken möchte, ist, dass das Tierschutzgesetz in Griechenland übrigens weitaus härter ist als das deutsche.
Wer hier erwischt wird, dass er Giftköder auslegt, muss sowohl mit einer hohen Geld- als auch einer Gefängnisstrafe rechnen.
Nicht alle Griechen legen Giftköder aus und nicht allen Hunden geht es in Deutschland besser …
Liebe Kalinka,
ich kann Deinen Drang zu helfen verstehen, nur sehe ich im Importieren von Hunden nicht die Lösung. Es gibt leider auch doofe Gift-Deutsche. Das Grundübel, nämlich Respektlosigkeit Tieren gegenüber (und das da wie dort), wäre immer noch da, wenn die Hunde aus den Urlaubsländern importiert würden.
Abgesehen davon würden es dann irgendwann vielleicht doch etwas viele Hunde in Deutschland? Manchmal wird es sogar nur schlimmer. Vor ein paar Jahren kam über den Kanaan-Newsletter der Hilferuf eines Tierheimes in Tübingen für einen vermutlichen Kanaan. Jamie, ein wunderschöner Kerl. Leider hatten wir kurz zuvor einem anderen Kanaan einen Platz gegeben und die können manchmal eigen sein. Einen zweiten Rüden (ja, selbst kastriert) zu unserem, es gäbe Mord und Totschlag.
Ich bin überzeugt, Jamie würde es letztlich in Ägypten in Freiheit besser gehen, denn Kanaans sind keine Tierheim-Hunde, wo immer wieder mal das Personal zwangsweise wechseln muss. Sie passen auch nicht so recht in unsere reglementierte Gesellschaft. Unnötig, zu sagen, dass Jamie immer noch im Tierheim ist, oder? Und vermutlich ist er dort jetzt auch am besten aufgehoben, trotz Tierheim. Kanaans werden nicht all zu alt, er ist jetzt vermutlich neun Jahre. In jungen Jahren dauert es mal locker mehrere Wochen bis Monate, bis sie sich an neue Besitzer gewöhnt haben.
Ja, klar, Jamie bekommt jetzt gute Verpflegung und medizinische Versorgung, aber für was für einen Preis? Er muss jetzt mit unserer Zivilisation zurechtkommen. LKWs, Motorräder, Feuerwerke, Trommeln, sonstige laute Geräusche – das alles war für unseren ersten Kanaan sehr erschreckend, und der war in Europa auf die Welt gekommen. Das mit wechselnden Bezugspersonen (Kanaans sind sehr treu und loyal, wenn sie erst einmal mit jemandem warm geworden sind!). Findest Du das wirklich gut?
Felis Fall ist komplett anders gelagert. Für sie gab es schon eine Familie, als sie nach Deutschland kam, bei der sie hoffentlich immer noch glücklich aufgehoben ist. Sie scheint wesentlich einfacher zu halten zu sein. Und es gab einen akuten Notfall, davon ist mir bei Jamie nichts bekannt.
jm2c
Monika
Hallo Nima, wir haben den Bericht gelesen und fast geweint. Wahnsinn,wir haben auch einen Hund hier in Deutschland und ihm geht es so gut.Tja,leider haben Tiere und besonders Hunde in vielen Ländern ein schweres Leben.So schön, dass Feli ein neues Zuhause dank euch hat. Ihr seid tolle Menschen,davon bräuchten wir mehrxxx
Hallo Nicole,
Feli hat wirklich mehr als nur Glück gehabt. Was hat sie in der kurzen Zeit alles durchgemacht …
Leider geht es tatsächlich vielen freilebenden Tieren nicht so gut, wie ich es ihnen wünschen würde. Steve und ich versuchen zu helfen, wo und wie wir es können und haben z.B. immer einen Sack Futter für Streunerhunde im Bus.
Ansonsten hilft es nur, weiter Aufklärung zu betreiben und daran zu arbeiten, dass sich die Situation verbessert.
Liebe Grüße auch an deinen Hund 🙂
Nima
Hallo,
Danke dass ihr Euch für Hunde einsetzt!
Ich wollte an dieser Stelle Werbung für die Flugpaten (http://www.flugpate.com/) machen. Das ist eine Website die Fluggäste und Hunde die z.B. nach Deutschland sollen, zusammenbringen. Den Flugpaten kostete das nur 2-3 Emails und ca. 20 Minuten eher am Abflughafen zu erscheinen. Ich habe da sehr gute Erfahrungen gemacht. Man gibt den Abflugort (z.B. Lissabon) an und seine Email-Adresse. Dann wird man von Organisationen kontaktiert die einen Paten suchen, denn Tiere dürfen nicht alleine als Gepäck aufgegeben werden. Wir haben also die Hunde am Check-In Schalter (Flughafen Lissabon) von der Organisation entgegen genommen (und die Papiere) und sie direkt als Sperrgepäck abgegeben. Die Kosten trägt die Organisation. Am Zielort (Frankfurt) haben wir die Hunde in ihren Boxen am Gepäckschalter abgeholt und sind in die Ankunftshalle gefahren. Dort habe uns schon sehr glückliche Menschen erwartet und die Hunde entgegen genommen.
Das kann wirklich jede/r und es hilft schon viel.
Liebe Grüße
Doro
Hey Doro,
Danke für deinen Hinweis. Das ist bestimmt für manche eine interessante Info 🙂
Liebe Grüße
Nima