Die Sache mit dem Glücklichsein

Die Sache mit dem Glücklichsein

“Bist du denn glücklich?”

Wenn mir meine Mutter diese Frage stellt, antworte ich selbstverständlich mit Ja.
Für sie ist unser Leben im Bus schwer vorstellbar. Umso verständlicher, dass sie sich danach erkundigt, ob es mir gut geht.

Meine Antwort ist vollkommen ehrlich gemeint: Ich bin glücklich und mir geht es gut.

Aber ich schwebe durch unser ortsunabhängiges Leben nicht dauerhaft auf Wolke sieben.
Es gibt trotzdem Momente, in denen ich nicht gut drauf bin, obwohl ich so viel Schönes erlebe.

Unterwegs gibt es auch Situationen, die emotional an meine Grenzen bringen. Damit umzugehen, ist eine Herausforderung.

Manchmal bin ich nachdenklich.
Manchmal bin ich nachdenklich.

Warum schreibe ich heute über das Glücklichsein?

Weil ich immer wieder auf Menschen treffe, die sich von unserem Lebensstil die Lösung für all ihre Probleme erhoffen.
Die unzufrieden mit dem sind, was sie aktuell haben und sich von einem Leben als Digitaler Nomade die Erfüllung versprechen.

Ja, ich liebe das Reisen. Und ich freue mich darüber, von unterwegs arbeiten zu können.
Aber eines ist ganz klar: Wer mit sich selber unzufrieden ist, wird es auch unterwegs sein.

Es sind kleine Dinge, die mich glücklich machen.
Es sind kleine Dinge, die mich glücklich machen.

Die Sache mit dem Glücklichsein

Wer von uns ist schon gerne traurig oder wütend oder frustriert.
Obwohl wir alle am liebsten gut gelaunt sind, gehören diese Gefühle zum Leben dazu.

Das ist bei mir nicht anders.
An manchen Tagen wache ich nach einer unruhigen Nacht genervt morgens auf.

Ich bin gereizt und fühle mich unwohl.
Dass ich dabei im Horst wohne und nicht nicht in einer Wohnung, ändert an diesem Zustand erst einmal gar nix.

Fotografieren entspannt mich.
Fotografieren entspannt mich.

Natürlich kenne ich als Coach und Entspannungstrainerin zig Methoden, um mir Gutes zu tun. Und selbstverständlich wende ich diese auch an.
Sei es, dass ich meditiere, Sport oder einen Spaziergang mache, lese oder mich einfach ausruhe.

Bei all dem geht es darum, dass ich mich wohlfühle und gut für mich sorge. Dass ich meine Bedürfnisse erkenne und für sie eintrete.
Es geht nicht darum, unangenehme Gefühle zu verdrängen und sich alles schönzureden.

Manchmal bin ich einfach scheiße drauf – Punkt.

Hell oder dunkel, beides gehört dazu.
Hell oder dunkel, beides gehört dazu.

Die Angst reist mit

Die meisten von euch wissen, dass ich mich gerne als ängstliche Abenteuerin bezeichne. Ich traue mich einiges und habe genauso oft die Hosen gestrichen voll.

Jahrelang habe ich mich durch diverse Ängste von notwendigen Veränderungen abhalten lassen.
Das ging so lange gut, bis der Druck zu groß wurde und ich zum Handeln gezwungen war. Ein radikaler Schritt war damals mein Neuanfang in Katalonien.

Seitdem achte ich viel mehr auf mich. Ich fordere mich mehr heraus und stelle mich häufiger meinen Ängsten.
Ich weiß mittlerweile besser mit ihnen zuzugehen, aber sie sind deswegen nicht verschwunden.

Die Sache mit dem Glücklichsein
Beim Klettern auf dem Peloponnes

Je höher der Stress, desto größer werden die Sorgen

Im Vergleich zu früher ist mein heutiges Stressniveau echt niedrig.

Dafür habe ich aber auch einiges getan, bin Risiken eingegangen und habe an mir gearbeitet.
Nichts von dem, wie ich heute lebe oder was ich besitze, ist mir in den Schoß gefallen.

Klar gibt es Tage, an denen mein Stress mal in die Höhe schnellt, weil zum Beispiel mehrere berufliche Dinge zusammenkommen.
Dann besteht die Gefahr, dass ich in mein altes vertrautes Schema verfalle:

  • noch genauer planen,
  • noch vorausschauender handeln,
  • mich noch mehr disziplinieren.

Je mehr Anstrengungen ich investiere, um das zu erreichen, umso größer wird mein Stress. Und je größer der Stress, umso eher bin ich anfällig für Sorgen.

Blumen

Weg mit dem Mist

Ein Artikel zum Thema Ballast abwerfen hat mich angeregt, über manche Punkte nachzudenken.

  • Welche Ballast schleppe ich noch mit mir herum, den ich abwerfen könnte?
  • Welche Verhaltensweisen empfinde ich als belastend und könnte stattdessen neue Wege ausprobieren?
  • Welche Aufgaben sind zu viel oder überflüssig?
  • Wo ist es sinnvoll, häufiger Nein zu sagen?

Dabei ist mir bewusst geworden, worauf es mir ankommt:

  1. Ruhe
    Ich mag keinen Lärm!
    Städte empfinde ich nach kurzer Zeit als Stress und ich mag es auch nicht, ständig von Menschen umgeben zu sein. Es kann sein, dass ich eine Party nach einer Stunde verlasse, weil es mir dann reicht.
    Zu viele Leute, zu viel reden, zu viel von allem. Gut besuchte oder beliebte Stellplätze sind daher nichts für mich.
  2. Sport
    Egal, ob es ein bisschen Krafttraining ist oder Joggen oder was anderes: Bewegung ist für mich wichtig, damit ich mich wohl in meiner Haut und ausgeglichen fühle.
  3. Auszeiten mit mir
    Passend dazu, dass ich Ruhe mag, bin ich auch gerne mal alleine. Das kann bei einem Spaziergang sein oder beim Meditieren. Dabei merke ich, was in meinem Kopf los ist, kann meine Gedanken sortieren oder sie einfach beobachten.
  4. Fokussierung
    Es fällt mir teilweise schwer, Nein zu sagen. Da nehme ich noch einen Auftragstext an, dort eine Interviewanfrage oder einen Gastbeitrag.
    All diese Dinge summieren sich und wollen von mir organisiert werden. Deshalb übe ich mich darin, Anfragen abzulehnen und mich auf das zu konzentrieren, was aktuell höhere Prioriät hat.
  5. Essen, trinken, schlafen
    Hunger oder Müdigkeit sind zwei Faktoren, die meine Stimmung drücken. Deshalb ist mir ausreichend Schlaf sehr wichtig und ich muss regelmäßig etwas zwischen die Zähne bekommen, sonst ist mit mir nicht zu spaßen.
Die Sache mit dem Glücklichsein
Immer mit der Ruhe!

Durch unser Leben im Bus fühle ich mich freier und flexibler.
Ich bin deutlich mehr in der Natur als vorher und kann mir beruflich meine Zeit einteilen. All das weiß ich sehr zu schätzen.

Stelle ich fest, dass ich über mehrere Tage gereizt bin, schlechter schlafe oder zu nichts Lust habe, dann sind das Warnsignale, die ich heutzutage ernst nehme.
Sie weisen mich darauf hin, dass irgendwas nicht stimmig ist.

Dann – aber auch sonst – bin ich froh über Steves Pragmatimus.
Er lebt nicht im Gestern, nicht im Morgen, sondern im Jetzt.

Er ist mein Vorbild, wenn es darum geht, gelassen zu bleiben und einen Schritt nach dem anderen zu machen. Er hilft mir, mich zu erden, wenn meine Gedanken mit mir durchgehen.

Die Sache mit dem Glücklichsein

Wie ist das nun mit dem Glücklichsein?

Ich würde mich als glücklichen, zufriedenen Menschen bezeichnen. Meistens wache ich morgens mit guter Laune auf freue mich auf den neuen Tag.

Das Reisen oder das Leben im Wohnmobil ist allerdings kein Allheilmittel. Wer sich seinen eigenen Themen nicht stellt, hat diese auf seiner Reise im Gepäck.

Und genau das nehme ich immer wieder unter die Lupe. Frei nach meinem Lieblings-Motto: Love it, leave it or change it.

Wie siehst du das mit dem Reisen und dem Glücklichsein?

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12 comments

  1. Sehr schöne Selbstreflexion. Glücklichsein ist wohl das Wesentlichste, auf was man sein Leben ausrichten sollte, aber man muss dabei auch immer wieder Rückschläge wegstecken können, denn die gibt es natürlich unausweichlich.
    Es ist nicht wichtig, wie oft man “auf die Schnauze fliegt”, es ist wichtig, wie oft man wieder aufsteht.
    Wenn man mich fragt, ob ich glücklich mit meinem Leben bin, kann ich derzeit auch nur mit “Ja” antworten. Allerdings – und das wisst ihr beide ja – bin ich da zur Zeit ziemlich strange gestrickt. Hätte man mir vor 10 Jahren gesagt, dass ich mal 70Std.-Wochen im Job runterreiße und dabei glücklich bin, ich wäre in Gelächter ausgebrochen… Mir war Freiheit immer wichtig, aber mal ganz ehrlich: Wer ist schon wirklich frei? Ich definiere meine Freiheit darin, dass ich jederzeit meinem Ego freien Lauf lassen könnte. Ich kann alles was mir nicht passt einfach ändern.
    Freiheit und Glücklichsein sind sehr subjektive Empfindungen. Ich freue mich mit Dir und meinem Buddy Steve darüber, dass ihr euren derzeitigen Weg gefunden habt und bleibe gespannt, wie es weiter gehen wird.
    Ich drück euch. 😉

  2. “Wer mit sich selber unzufrieden ist, wird es auch unterwegs sein.”
    Genau, dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Viele Menschen denken, das wäre das Allheilmittel, dabei ist es nur eine Flucht und ganz bestimmt und wahrscheinlich schneller als erwartet, kommen sie wieder an ihrem alten Punkt im Leben an.
    Ich geh mal sogar noch einen Schritt weiter: wer nicht halbwegs geerdet und mit sich im Reinen auf eine solche Reise geht, wird sein blaues Wunder erleben. Das Leben steht ja nicht still, sondern geht weiter und jetzt auch noch in der Miniaturform und mit neuen, vorher vielleicht unbekannten Sorgen und Problemen (z.B. Geldnachschub). Das kann und sollte man als Chance sehen und so mancher hat schon auf einem solchen Tripp zu sich selbst gefunden. Aber als was man es ganz sicher nicht sehen sollte, ist, als den einzig wahren Ausweg!
    Danke für diesen ehrlichen Artikel!
    LG, Steffi
    PS: ich bin trotzdem neidisch 😉

    • Hey Steffi,
      stimmt vollkommen: geerdet zu sein, ist ein wichtiger Punkt. Man braucht tatsächlich einen Fixpunkt in sich selber, um sich nicht zu verlieren. So viele Eindrücke, so viele neue Menschen – all das kann einen ablenken und von eigenen Themen wegführen.
      Sobald aber Ruhe einkehrt, wird man damit wieder konfrontiert.
      Reisen kann glücklich machen, muss es aber nicht 😉

      Liebe Grüße
      Nima

  3. Hallo Nima,
    über Stefanie und Carlos von climbingflex bin ich auf Deinen Blog gestoßen. Ich habe noch nicht alle Artikel gelesen aber ich erkenne mich in allem nahezu selbst wieder. Nur vice versa! Ich habe 20 Jahre in diesem Paradies gelebt, so wie ihr es jetzt gerade macht. Mit meiner Partnerin habe ich Kletterführer für Alpintouren geschrieben (www.topoguide.de). Die letzten 10 Winter haben wir in in Siurana und Umgebung verbracht. Euren Bus habe ich schon gesehen. Leider hat mich Nicole verlassen, um ein neues etwas “bürgerlicheres” zu beginnen. Das oder so was ähnliches steht mir nun auch bevor. Ich kann jetzt keinen Ballast mehr abwerfen sondern muss zupacken. Ich würde sagen: ich war 20 Jahre lang glücklich – sicher nicht immer – aber es war ein Leben, wie man es sich nur erträumen kann. Es gibt sicher nicht viele Menschen, denen so etwas ermöglicht wird. Und die soviel Glück haben. Genießt Eure Zeit aber haltet Euch auch eine Ausgangstür offen, falls was unvorhersehbares dazwischen kommt. Ich habe diese Tür nicht. Zumindest im Augenblick ist sie noch verschlossen. Vielleicht hat jemand einen Tipp für mich, wie das andersherum funktioniert. Erst Paradies, dann zurück in die Gesellschaft. Geht das? Ich glaube ehrlich gesagt nicht. Will ich das überhaupt? Kann ich das nach 20 Jahren mit einem Leben im Paradies?
    Liebe Grüße
    Volker

    • Hey Volker,
      erst einmal lieben Dank für deinen offenen Kommentar.
      Ich kann mir gut vorstellen, dass das gerade eine schwierige Phase ist. Andererseits hast du bestimmt so viel spezifische Erfahrung gesammelt, dass sich damit bestimmt etwas anfangen lässt. Du kennst dich in den Regionen gut aus, hast Ahnung von den Klettergebieten.
      Woran hättest du Spaß? Am Schreiben über Gebiete? Daran, Kletterurlaube zu organisieren?

      Bleib dran an deinem Traum! 🙂
      Liebe Grüße
      Nima

  4. Hallo Nima,
    das ist ein phantastischer Artikel. Der auch mal darüber schreibt, das Reisen schwierig sein kann und nicht unbedingt die Lösung für alle Probleme ist. Sehr ehrlich und direkt. Dir wünsche ich viel Zeit in der Natur und natürlich gutes Essen.
    Liebe Grüsse.
    Gaby

    • Hola Gaby,
      Reisen ist auf jeden Fall etwas Tolles und kann einen auch mal von Sorgen ablenken. Irgendwann holen uns die persönlichen Themen aber wieder ein, da gibt es kein Entrinnen 😉
      Freut mich, dass dir der Artikel gefällt.
      Sonnige Grüße
      Nima

  5. Ja, Kletterreisen und Schlungen zu organisieren wird es wohl sein nach einer einschlägigen Ausbildung. Ich schreibe ja bereits viele Artikel, die in unserem Magazin veröffentlicht werden. Da sind sicher auch viele interessante Infos für Euch dabei. Halt nicht so in einem modernen Kleid.
    In solchen Situationen sieht man leider nur wenig Positives. Eines ist klar: Wir sehn uns hoffentlich nächsten Winter in Spanien.
    Hasta Luego companeros
    Volker

  6. Hallo Nima,
    Erst mal liebe Grüße aus Portugal. Ich erlebe hier gerade eine gegenteilige Situation, wobei eigentlich Pendel ich schon die ganze Zeit zwischen den Welten. Da gibt es die Steinhäusers’ mit all ihren Gelesellschaft Ängst. Hauptaussagen sind: “Was soll bloß werden? und “Du lebst im Bus, dass könnte ich nicht!” Im Gegenzug dazu Herr und Frau Hippie ,mit der Kernaussagen: “Morgen ist der Tag an dem ich wieder Containern gehe ein Lagerfeuer entzünde und ein bisschen Grass rauche. Wobei beide Gruppen ihre Existenz nur am Rande wahrnehmen. Je länger ich im Wagen lebe desto weniger verstehe ich Steinhäusers Ängste. Allerdings ärgere ich mich auch manchmal über mich selbst, denn ich merke wie ich in Konfrontation zu Inneneinrichtung gehe,so als müsste ich ihnen die Augen öffnen. Bei genauer Betrachtung muss hier niemand gerettet werden. Nur ich habe die Aufgabe wach zu bleiben und mich im Regelmäßigem Abstand zu fragen, ob ich wirklich das Leben lebe dass ich leben will. Getreu dem Motto: Wohnst du noch oder lebst du schon.
    Und ich mir bewusst bleibe , dass ICH die frei Wahl habe.
    Ich gedenke im Juni in Spanien zu sein und würde mich freuen mal wieder mit euch kochen zu dürfen. Außerdem schau ich mir gerade Welpen an, da ich ständig gefragt werde wo ist dein Hund zeigt mir dass ich anscheinend wieder bereit bin. Lieben Gruß auch an Stevie und die Wuffs.
    Guel
    @Volker : Du hast immer alle Möglichkeiten, manchmal sieht man das nur nicht.

    • Hey Guel,
      das freut mich sehr, von dir zu lesen 🙂
      Der Satz:”Wohnst du noch oder lebst du schon” gefällt mir gut. Genau darum geht es nämlich: Es gibt bei den Lebensweisen kein besser oder schlechter. Leute, die im Bus wohnen, sind nicht cooler oder bedeutender für die Gesellschaft. Einige davon leben sogar in einem selbstgeschaffenen Parallel-Universum, weil sie sich von allem durch Trinken und Kiffen abkapseln.
      Bewusstheit, darauf kommt es an. Sich seiner Handlungen bewusst zu sein und Verantwortung für seine Entscheidungen zu übernehmen, das gibt Freiheit.

      Ich bin übrigens gespannt, ob du bald wieder auf den Hund kommst 😉
      Wir wissen noch nicht genau, wo wir im Juni sein werden, ob Portugal oder Spanien, aber wir bleiben ja im Kontakt!

      Ganz liebe Grüße
      Nima

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