Bouldern - was ist das?
Ein Boulder in Albarracín - einem spanischen Boulder-Mekka

Bouldern – was ist das?

“Bouldern ist wie klettern – nur anders”

Wenn ich jemandem erzähle, dass Steve und ich bouldern, sehe ich meistens Fragezeichen in den Gesichtern. Klettern ist bekannt, Bouldern ist dagegen eher eine “Insider-Sportart”.

Also, was genau ist dieses Bouldern?

Das Wort stammt vom englischen Begriff “boulder”. Er bedeutet Felsblock und bezeichnet das Klettern ohne Seil. Dabei kletterst du an Felsblöcken, von denen du noch abspringen kannst.

Ich mit meiner Höhenangst komme schon bei drei Metern an mein Limit, andere bouldern bis zu fünf Meter hoch oder sogar noch höher.

Klettern und Bouldern unterscheiden sich vor allem darin, dass ein Boulder – im Vergleich zu einer Kletterroute – kompakter ist. Du benötigst hierfür mehr Kraft, beim Klettern hingegen mehr Ausdauer. Und es kommt beim Bouldern auf die richtige Technik an, davon kann ich ein Lied singen.

Es gibt zum Beispiel Felsblöcke, bei denen du im Sitzen startest. Die Hände und Füße sind dabei an den Griffen bzw. Tritten, bevor dein Hintern den Boden verlässt. Damit er diesen tatsächlich verlässt, brauchst du Technik und Kraft! Bei meinem ersten Sitzstart waren alle meine Regler auf 100 %, aber bewegt habe ich mich trotzdem Millimeter. Nach fünf Versuchen war ich im fix und fertig …

Unter Griffen und Tritten darfst du dir übrigens keine Türgriffe oder Treppenstufen vorstellen. Oft sind es nur winzige Unebenheiten am Fels, die du nur beim genauem Hinsehen erkennst. Die häufigste Frage von Anfängern ist daher: “DAS soll ein Tritt sein???”

Wie sieht so ein Boulder aus?

Hier sieht du einen Boulder in Spaniens wohl berühmtestem Bouldergebiet Albarracín. Der Fels ist aus Sandstein und es gibt genügend Auswahl an hohen und niedrigen Blöcken, schweren und leichten Bouldern.

Die weißen Spuren sind vom Magnesium und zeigen dir, wo andere vor dir hingefasst haben – wahrscheinlich sind das also gute Griffe.

Ein Boulder in Albarracín - einem spanischen Boulder-Mekka
Ein Boulder in Albarracín – einem spanischen Boulder-Mekka

Wie beim Klettern gibt es beim Bouldern verschiedene Schwierigkeitsgrade, wobei es hier auch auf das eigene Empfinden ankommt. Man spricht beim Bouldern übrigens von Problemen, an denen du herumknobelst.

Normalerweise schaffst du es nicht im ersten Versuch, einen Bouldern zu klettern, sondern probierst es immer wieder aus. Gelingt es dir doch im ersten Anlauf, dann hast du den Boulder “geflashed”. Einen guten Überblick über die Schwierigkeitsgrade bekommst du bei Wikipedia.

Ein Hauch von Nichts - Boulder in Zarzalejo
Ein Hauch von Nichts – Granit-Boulder im spanischen Zarzalejo

Wie hoch ist das Verletzungsrisiko?

Auch wenn Boulderer ohne Seil klettern, sind sie nicht lebensmüde. Ein gewisses Verletzungsrisiko ist aber immer gegeben, da du beim Abspringen oder bei einem Sturz unsanft landen oder umknicken kannst.

Deshalb legt man beim Bouldern Crashpads/Bouldermatten hin, also Sturzpolster. Diese schleppst du auf dem Rücken bis zum Fels und siehst dabei meistens ziemlich bescheuert aus 😉

Wir sehen aus wie Riesenkäfer...
Wir sehen aus wie Riesenkäfer…

Da du bei einem Sturz die Fallrichtung nur bedingt beeinflussen kannst, stehen am Crashpad sogenannte Spotter, also deine Boulder-Freunde. Ihre Aufgabe ist es, dich mit den Händen bei einem Sturz auf das Crashpad zu befördern und dafür zu sorgen, dass du nicht unkontrolliert auf dem Boden aufschlägst. Richtig zu spotten, erfordert volle Konzentration und ggf. Körpereinsatz!

Ein weiterer Verletzungspunkt sind Schürfwunden. Besonders an Granit lässt du Haut! An den Fingern reibt sich die Haut extrem ab und reißt im schlechtesten Fall ein.

Auch Bänderrisse in den Fingern können auftreten. Davor schützen sich Boulderer so gut es geht mit Tape, das sie sich als Stütze um die Gelenke wickeln. Bouldern macht zwar stark, aber auch kaputt.

Welche Ausrüstung brauche ich zum Bouldern?

Im Grunde nicht viel mehr als deine Kletterschuhe, ein Crashpad und Magnesium. Da du aber meistens mit anderen zum Bouldern gehst, helfen sich alle Beteiligten mit vielen Dingen untereinander aus.

Bei einer Gruppe von zehn Personen nimmt zum Beispiel nicht jeder ein Crashpad mit. Damit du an alles denkst, habe ich eine Packliste erstellt.

Bouldermatten sind übrigens absolute Allzweckwaffen. Sie eignen sich als Hundehütte, als Matratze zum Schlafen, als Sitzgelegenheit, … achja, und zum Bouldern.

Zwei Hunde - zwei Crashpads - eine Hütte!
Zwei Hunde – zwei Crashpads – eine Hütte!

Was ist das Besondere am Bouldern

Im Unterschied zum Klettern ist Bouldern viel mehr ein Gemeinschaftssport. Als Kletterer bist du mit einer kniffligen Stelle auf 15 Metern Höhe alleine, da kann dir dein Sicherungspartner nicht helfen.

Beim Bouldern ist dies aufgrund der geringeren Höhe viel besser möglich. Genau das ist das Schöne am Bouldern: gemeinsam an den Problemen zu tüfteln, sich gegenseitig anzufeuern und Erfolge zu feiern.

Man gibt sich Tipps und hilft sich untereinander weiter. Zwischendurch legen alle zusammen gemütliche Pausen ein, bei denen man es sich auf den Crashpads gemütlich macht, `nen Kaffee trinkt und es genießt,  in der Natur zu sein.

Wo kannst in Spanien gut bouldern?

Das berühmteste Bouldergebiet weltweit liegt leider nicht in Spanien, sondern in Frankreich, nämlich in Fontainbleau. Als kleines Fontainbleau wird dagegen Albarracín bezeichnet und das liegt in Spanien!

Einen Geheimtipp findest du in der Nähe von Barcelona bzw. Girona. Der Ort heißt Santa Coloma de Farners und dort kannst du sowohl klettern als auch bouldern. Hier geht`s zum Bericht.
Und auch diese beiden spanischen Top-Gebiete solltest du erkunden: Zarzalejo und El Escorial.

Traumhafter Ausblick in Albarracín
Traumhafter Ausblick in Albarracín

Fazit

Wenn du dich für das Bouldern interessierst, brauchst du nicht extra nach Spanien oder Frankreich fahren. Es gibt in Deutschland einige Bouldergebiete sowie Boulderhallen, in denen du deine ersten Versuche auf dicken Matten starten und dich an den Sport herantasten kannst – auf eigene Faust oder in einem Kurs.

In Boulderhallen wie der Einstein Boulderhalle Duisburg (weitere Standorte gib es in München, Ulm und Recklinghausen) findest du die richtigen Angebote für Anfänger sowie für Wiedereinsteiger. Und auch als fortgeschrittener Boulderer hast du hier alles, was das Kletterhez begehert.

Du hast noch Fragen zum Bouldern oder kennst ein tolles Bouldergebiet in Europa? Dann verrate es mir in den Kommentaren.

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3 comments

  1. Hi Nima, ein unterhaltsamer und wirklich gut geschriebener Artikel! Danke dir 🙂

    Auf meinem Boulder-Blog habe ich einen ausführlichen Artikel über “Was ist Bouldern?” geschrieben.
    Gib mir gerne Feedback, wenn du Tipps oder Anmerkungen dazu hast!

    LG Jonas

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